Die Werkbank als Kontrollzentrum


Die digitale Werkbank von Borm ermöglicht den browserbasierten Zugriff auf sämtliche ERP-und CAD-Informationen. Bild: Borm-Informatik AG
Die digitale Werkbank von Borm ermöglicht den browserbasierten Zugriff auf sämtliche ERP-und CAD-Informationen. Bild: Borm-Informatik AG
Digitale Tools. Mit der digitalen Werkbank werden die Möglichkeiten der Digitalisierung im Bankraum aufgezeigt. Der Zugriff auf alle Produktions- und Auftragsdaten bringt den Mitarbeitenden Nutzen, Herausforderungen und Chancen.
Die Schreinerbranche befindet sich im digitalen Wandel. Was früher mit Bleistift, Meter und physischen Plänen erledigt wurde, geschieht heute oft per Tablet, Lasermessgerät und Software. In modernen Werkstätten sieht man neben Hobelbänken und Maschinen zunehmend digitale Bildschirme und smarte Werkzeuge. Die Vorteile dieser Entwicklung sind offensichtlich: effizientere Abläufe, reduzierte Fehlerquoten und eine optimierte Materialnutzung. «Der Arbeitsablauf einer modernen Schreinerei läuft bis zum Bankraum bereits sehr digital ab. Im Bankraum wird jedoch häufig wieder mit herkömmlichen Plänen und Dokumenten gearbeitet», sagt Luca Föhn, COO und Mitinhaber der Borm-Informatik AG. Das auf Software für die Holzbranche spezialisierte Unternehmen aus Schwyz hat dafür eine digitale Werkbank entwickelt, welche die Möglichkeiten der Digitalisierung im Bankraum aufzeigt.
Auf der Werkbank finden sich zwischen den Spänen und Werkzeugen zwei digitale Touchdisplays, eine Tastatur mit Maus sowie eine Kamera, um QR-Codes und Werkstücke direkt abzuscannen. Die aktuellen Aufträge und Projektdaten sind direkt auf einem der Bildschirme ersichtlich, während auf dem anderen die 3D-Pläne, Werkzeichnungen und Stücklisten digital verfügbar sind. So kann die Materialverwaltung auch im Bankraum weiterhin über smarte Systeme erfolgen. Alle Mitarbeitenden können in Echtzeit einsehen, welche Teile bereits zugeschnitten sind, ob Materialien und Beschläge vorrätig sind oder welche Arbeitsschritte noch ausstehen. Das reduziert Fehlerquellen und optimiert den Workflow. Die digitale Werkbank ist mit den Maschinen und Systemen im Betrieb vernetzt, sodass Daten automatisch und einheitlich weitergegeben werden. «Das Digitale vernetzt sich sozusagen mit dem Schreinerwerkzeug und bietet das Beste aus zwei Welten», sagt Föhn. Fehlerquellen werden minimiert und alle Arbeitsschritte exakt dokumentiert.
Die Digitalisierung sorgt besonders in der Produktion, Planung und Logistik für erhebliche Erleichterungen. Während der Arbeit kann über das ERP jederzeit auf die Pläne und Dokumente zugegriffen werden, oder es können Skizzen, Notizen und Informationen mit Mitarbeitenden geteilt werden. Bei Fragen oder Unklarheiten ist eine einfache Kommunikation per Headset im Gehörschutz mit der Projektleitung möglich, oder es kann eine Anfrage direkt aus dem System heraus gesendet werden. Das Tablet ist mobil und kann an die Maschine, einen anderen Arbeitsplatz oder auf die Baustelle mitgenommen werden und ermöglicht es, auch dort, alle Informationen abzurufen. Die Arbeitsabläufe sind strukturierter und Materialbestellungen sowie Auftragsinformationen direkt abrufbar. Änderungen und Notizen werden in digitalen Systemen hinterlegt und sind für alle sichtbar. «Die digitale Werkbank ermöglicht zudem, dass Arbeitsplätze mehrfach genutzt werden können. Das ist wiederum für Teilzeitpensen und offene Arbeitsplatzkonzepte interessant», sagt Föhn.
Durch den direkten Zugriff auf alle relevanten Informationen wird die Produktionszeit verkürzt und die Effizienz gesteigert. Alle Auftragsdaten werden zentral und dynamisch verwaltet, was einen besseren Überblick und eine einfachere Nachverfolgung ermöglicht. Änderungen können schnell und unkompliziert umgesetzt werden, wodurch die Agilität der Produktion erhöht wird und die Suche nach Informationen und das Handling von Papierdokumenten entfallen, was den Arbeitsalltag aller Mitarbeitenden erleichtert. «Wenn man die unproduktiven Zeiten im Bankraum betrachtet, lohnt es sich, diesen Produktionsbereich zu optimieren», sagt Föhn.
Trotz der erwähnten Möglichkeiten und Vorteile gibt es auch Herausforderungen bei der Digitalisierung des Bankraums. Die Einführung digitaler Werkzeuge erfordert Investitionen in Software, Hardware und Schulungen. Einzelne Mitarbeitende stehen der Digitalisierung oftmals skeptisch gegenüber. «Der Widerstand ist jedoch keine Generationenfrage. Man muss das Team langsam heranführen und in den Entwicklungsprozess einbinden», rät Föhn. Die Digitalisierung in der Produktion ist eng verknüpft mit den Materialprozessen und hat viele Zusammenhänge mit organisatorischen Regelungen, weshalb ein schrittweiser Umstieg meist sinnvoller ist als eine vollständige Umstellung von heute auf morgen. Zudem wächst mit der Digitalisierung die Notwendigkeit, sensible Betriebs- und Kundendaten vor unbefugtem Zugriff zu schützen. Gerade für kleinere Betriebe muss das Umsetzungskonzept aus finanzieller Perspektive entsprechend passend sein. «Langfristig gleicht die Ersparnis an Zeit und Material durch das verbesserte Zusammenspiel von Planung und Produktion die Investition in die Digitalisierung aus», sagt Föhn.
Verschiedenste Betriebe arbeiten bereits mit digitalen Arbeitsplätzen oder Bildschirmen in der Produktion. Dabei gilt es individuell, im Betrieb abzustimmen, welchen Fokus und welchen Tiefgang diese Arbeitsstationen aufweisen müssen. Sollen diese lediglich einzelne Dokumente anzeigen, oder sollen die Mitarbeitenden sämtliche Tätigkeiten direkt an ihrem Arbeitsplatz ausführen können. Luca Föhn rät, beim nächsten Rundgang durch die Produktion darauf zu achten, wie lange die Mitarbeitenden wirklich am Bauteil wertschöpfend arbeiten: «Sie werden sehen, dass dies selten mehr als 50 Prozent der Zeit ausmacht. Der Rest sind Handling-, Such-, Lese-, Transport- und Rüstzeiten.» Dieses Potenzial bleibt jedoch oftmals unerkannt, da es sich nicht wie beispielsweise Produktionsengpässe in Form von Stapeln voller Bauteile zwischen zwei Maschinen bemerkbar macht.
Die Schreinerbranche entwickelt sich stetig weiter. Künstliche Intelligenz und smarte Maschinen werden zunehmend Teil des Alltags. Maschinen könnten in Zukunft selbstständig Material nachbestellen oder Produktionsfehler automatisch erkennen. Die Verbindung von digitaler Planung und Fertigung wird weiter ausgebaut. Zudem könnten digitale Tools eine nachhaltigere Produktion ermöglichen, indem sie helfen, anfallende Produktionsabfälle zu reduzieren und Materialien effizienter zu nutzen. Der Ansatz der digitalen Werkbank zeigt eindeutig, dass die durchgängige digitale Transformation der Schreinerbranche keine Theorie mehr ist, sondern bereits stattfindet. Während an der digitalen Werkbank der letzte Feinschliff an einem Möbelstück vorgenommen wird, blinkt auf dem Tablet bereits eine Pushnachricht mit dem nächsten Projektauftrag auf.
Auch im Bereich der Sicherheit eröffnen digitale Tools neue Möglichkeiten. Die Vogel Design AG aus Ruswil LU setzt beispielsweise das Personen-Notsignalgerät «TWIG One» für die Alleinarbeit ausserhalb der üblichen Arbeitszeiten oder das alleinige Bestücken von Maschinen ein. «TWIG» startet im Notfall, beispielsweise bei einem Herzinfarkt, Stromschlag oder Sturz, automatisch die vordefinierte Notfallkette. Das robuste Design und die einfache Integration vereinfachen die Anwendung. Das Gerät verfügt über einen willensabhängigen und willensunabhängigen Alarm, Tracking und Ortung im Innen- und Aussenbereich. «TWIG» kann über Lage-, Ruhe-, Sturz-, Aufprall- und Zeitalarm als auch Alarmauslösung über die SOS-Taste ausgelöst werden. Der integrierte Lautsprecher verstärkt die Zweiwegsprechkommunikation, und der Vibrationsalarm sowie die Alarmtöne helfen, die Voralarme und eingehende Kommunikation sicherzustellen.
www.vogeldesign.chwww.signakom.chVeröffentlichung: 24. April 2025 / Ausgabe 17/2025
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