«Die Schweizer sind dem Original treu»

Mark Teutsch ist Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt (ISP). Bild: ISP

Parkett Macht den Boden.  Mark Teutsch ist Experte auf dem Gebiet des Bodenmarktes. Er beobachtet einen Trend zurück zur Natürlichkeit. Seiner Meinung nach wird die Nachfrage nach Parkett in den kommenden Jahren stabil bleiben oder gar zunehmen.

SchreinerZeitung: Herr Teutsch, wie sieht es auf dem Bodenbelägemarkt aus?
Mark Teutsch: Grundsätzlich hat die Bedeutung von Bodenbelägen als Gestaltungselement im Wohnraum zugenommen. Dies wohl als Ausgleich zur heutigen Bauweise mit glatten, unifarbenen Wänden und Decken. Mit der optischen Vielfalt der Bodenbeläge kann dem «kalten» Kubus etwas Leben eingehaucht werden. Der Kunde beginnt das Parkett als eine Art Möbelstück wahrzunehmen und nicht wie früher üblich als Verschleisselement, welches mit Füssen getreten wird.
Welche Beläge liegen im Trend?
Ich stelle seit einigen Jahren fest, dass immer mehr Produkte in Holzoptik angeboten werden. So nicht nur ein bedeutender Anteil an Keramikbelägen, sondern teilweise sogar Teppiche. Oft verwendet als Parkettimitat wird Laminat. In der Schweiz haben aber auch Designbeläge (LVT/Vinyl) einen starken Zuwachs verzeichnet. In beiden Fällen sind teilweise täuschend echte und synchrongeprägte Oberflächen im Angebot. Die Parkettmenge ist jedoch relativ stabil geblieben, weshalb die Marktanteilgewinne grösstenteils auf Kosten anderer Beläge in Holzoptik gehen. Mit einem der grössten Pro-Kopf-Verbräuche an Parkett in Europa sind Herr und Frau Schweizer dem Original treu und setzen auf die tollen Eigenschaften von Parkett.
Welchen Marktanteil hat Parkett und welche Zukunftsprognose stellen Sie?
Parkett mit einer Nutzschichtstärke von mindestens 2,5 mm hat aktuell einen Anteil von zirka 20 Prozent am Bodenbelagsmarkt. Aus meiner Sicht wird sich dieser Anteil stabil verhalten oder aufgrund der erhöhten Sensibilisierung der Gesellschaft betreffend Nachhaltigkeit sogar erhöhen.
Führt ein Weg an der Eiche vorbei?
Ich schätze den aktuellen Marktanteil der Eiche auf weit über 90 % in der Schweiz. Aufgrund ihrer hervorragenden Eigenschaften im Bezug auf die Bearbeitung, die Härte, das Feuchteverhalten, die Farbgebung und die Oberflächenbehandlung eignet sie sich auch sehr gut für Parkettböden. Es ist aktuell schwierig, eine andere Holzart zu verkaufen, da der Endkunde die Eiche klar bevorzugt. Ebenfalls sehr gut geeignet für Parkett wären Holzarten wie die Esche oder die Ulme. Die helle Farbe der Esche liegt zurzeit weniger im Trend, ausserdem können bei ihr gelbliche Verfärbungen auftreten. Bei der Ulme kann die Verfügbarkeit ein Problem darstellen. Seltener verbaut werden Holzarten wie Buche, Nussbaum, Kirschbaum, Ahorn, Kastanie oder Nadelhölzer. Tropenhölzer kommen in der Schweiz praktisch nicht mehr zum Einsatz.
Sind rustikale oder eher ruhigere Oberflächen ohne Rillen und Äste gefragt?
Der Kunde hat heute die Möglichkeit, seine Oberfläche vollständig nach seinen Wünschen zu wählen. Bei rustikalem und stark strukturiertem Parkett sind die Grenzen dort, wo eine Nutzung ohne grosse Einschränkungen noch möglich ist. Im Objektbereich kommen eher glatte Oberflächen und kleinformatige Riemen zum Einsatz, beim Wohneigentum sind häufig strukturierte Oberflächen und grossformatige Dielen anzutreffen. In gewissen Objekten ist auch Altholz sehr beliebt. Parkett aus echtem Altholz stellt aber eher ein Nischenprodukt im oberen Preissegment dar. Alternativ zum Einsatz kommt neues Holz, das durch Verfahren wie Räuchern, Dämpfen, Farbveränderung oder Laugenbehandlung auf alt getrimmt wird.
Welche Zukunftstrends lassen sich auf Fachmessen ausmachen?
Aktuell werden auf Fachmessen immer wieder Fischgratböden gezeigt. Ebenfalls beliebt ist Hirnholzparkett, das dem früher in vielen Werkstätten verlegten Holzpflaster sehr ähnlich sieht. Daneben werden auch immer wieder neue innovative Parkettformen gezeigt, mit welchen eine spezielle und individuelle optische Wirkung erzielt werden kann. So beispielsweise Linsenparkett oder Formpark von Bauwerk.

Welche Oberflächenbehandlung wird vom Kunden bevorzugt?

Bei Mietwohnungen werden meist versiegelte Produkte eingebaut. Bei Wohneigentum kommen vermehrt geölte Oberflächen zum Einsatz. Generell bevorzugen die Kunden Oberfläche, die dem unbehandelten Holz sehr nahekommt. Bei Versiegelungen kommen aus diesem Grund immer mehr sehr matte und nicht anfeuernde Beschichtungen zum Einsatz.
Spielt das Umweltbewusstsein bei der Wahl des Bodenbelags eine Rolle?
Ich stelle im Parkettbereich eine erhöhte Sensibilität der Kunden fest betreffend der Produkte und ihrer Herkunft. Das empfinde ich als eine positive Entwicklung. Ich denke auch, dass ein nachwachsender und natürlicher Rohstoff in der heutigen Zeit nicht durch künstlich hergestellte Imitate ersetzt werden sollte.
www.parkett-verband.ch

Monika Hurni

Veröffentlichung: 13. August 2020 / Ausgabe 33/2020

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