Die Prüfung, ein Meisterstück


Bild: VSSM
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75 Jahre Bürgenstock. Die Meisterprüfung hat in der Zeit von 1936 bis heute viele Veränderungen erlebt. Der Stolz der praktischen Prüfung von damals, das Meisterstück, ist immer mehr in Fragmente und Module aufgeteilt worden.
Das Meisterstück war am Anfang das sichtbare Ergebnis der praktischen Prüfung. Mit grossem Stolz fertigten und präsentierten die Kandidaten ihre Objekte, es waren entweder Möbel oder Haustüren. Die Prüflinge hatten im Voraus eine Skizze zugeschickt erhalten. Daraus mussten sie einen konkreten Entwurf mit Massangaben und Konstruktionen erstellen und diesen bei der Prüfungskommission einreichen. Nach Erhalt der Rückmeldung mit allfälligen Änderungsvorgaben erstellten sie die Ausführungspläne. Die Kandidaten mussten die maschinenfertige Vorbereitung des Prüfungsstücks in der eigenen Werkstatt erledigen. An der Prüfung hatten sie maximal 40 Stunden Zeit, um das Objekt zu- sammenzubauen, die Beschläge zu montieren und die Oberflächen zu behandeln.
Anfang der 1960er-Jahre mussten an den Prüfungen neben dem Meisterstück zusätzlich sogenannte Fragmente nach Plänen der Prüfungskommission gerissen und gefertigt werden. So wurde auf die Kritik reagiert, die Kandidaten würden das Schwierigste zu Hause machen und man könne ja gar nicht sehen, wer wirklich geschreinert habe. Im revidierten Meisterprüfungsreglement von 1968 wurde das Meisterstück abgeschafft. Die Zeit für den praktischen Prüfungsteil wurde auf 20 Stunden reduziert, es wurden nur noch Fragmente gefertigt. Ab 1973 wurde auch diese Zeit auf 11,5 Stunden verkürzt. Die Fragmente wurden dann von den Kandidaten ohne Zusammenbau und ohne Verleimen erstellt.
1996 führte man erstmals die Berufsprüfung «Schreiner Werkmeister» als Vorstufe zum Schreinermeister durch. Die praktische Prüfung, das Erstellen eines Fragmentes, wurde auf diese neue Stufe übertragen. Während kurzer Zeit eiferte die Prüfungskommission alten Zeiten nach, wollte richtige Möbel herstellen lassen und diese den Diplomanden nach Hause mitgeben. Nur: Die Ergebnisse an den Prüfungen waren häufig weder präsentabel noch waren sie es wert, aufbewahrt zu werden. Es werde teurer Sondermüll gefertigt, kritisierten einige.
Im Jahr 2000 genehmigte der Bund die beiden überarbeiteten Prüfungsreglemente für Schreiner Werkmeister und Schreinermeister. In der Deutschschweiz konnte die Weiterbildung für beide Stufen modular gestaltet werden, was bedeutete, dass je nach Ausbildungsziel eine bestimmte Anzahl Module besucht und bestanden werden musste. So konnte die eigentliche Prüfungszeit an den Diplomprüfungen verkürzt werden. Im gleichen Zug wurde die praktische Prüfung in die Modulprüfung integriert und an den einzelnen Ausbildungsorten durchgeführt. Die Modulprüfungsaufgaben wurden vom VSSM zur Verfügung gestellt. In der Westschweiz wurde damals die Modularisierung nicht eingeführt.
Erst 2014 wurde in der ganzen Schweiz ein einheitliches Weiterbildungs- und Prüfungssystem eingeführt und die praktische Arbeit in die erste Stufe «Fertigungsspezialist VSSM/Frecem» integriert. Die Prüfungen werden regional an den verschiedenen Ausbildungsstätten durchgeführt und von Experten überwacht. Der Zeitaufwand für diese praktische Prüfung beträgt heute 6,5 Stunden.
Veröffentlichung: 25. Juli 2019 / Ausgabe 30-31/2019
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