Die Fronten aus dem Weg geräumt

Die Küchenzeile und der Arbeitsplatz verschwinden dank den hohen Fronten bei Nichtgebrauch hinter einer Altbauwand. Bild: Hawa AG

Drehen und schwenken.  Küchengeräte, Vorratsregale, Geschirrschränke und Arbeitsplätze werden in jedem Haushalt benötigt und sollen trotzdem das Erscheinungsbild nicht dominieren. Falt- und Einschwenkbeschläge bieten alternative Ansätze in der Planung und im Gebrauch.

Moderne Wohnräume bestechen durch eine klare Formgebung, durchgehende Linien und eine schlichte, erdige Farbgebung. Unterstrichen wird dieser Wohntrend meistens durch grosse, einheitliche Frontflächen, die ein Gefühl von Weite und Grosszügigkeit in den Raum hineintragen. Hinter diesen Fronten finden sich Garderoben, Ablagen, Fernseher, Arbeitsnischen, Schränke oder die komplette Küchenzeile mit allen Geräten. Wie die Öffnungsart dieser Fronten ausgeführt wird, ist nicht nur eine Frage des individuellen Geschmacks, sondern ein wichtiger Aspekt für die Planung und den späteren Gebrauch. Falt- und Einschwenkfronten bieten neben den gestalterischen Vorteilen eine interessante Alternative zu herkömmlichen Schwenk- oder Schiebetürlösungen.

Offene Nischen zum Arbeiten

Je nachdem, was sich hinter einer Front befindet, ist es wichtig, dass ein kompletter Zugang zur ganzen Arbeitsnische gegeben ist. Dies ist mit herkömmlichen Schiebetüren nicht möglich, da sie immer einen Teil der Nische verdecken. Herkömmliche Schwenktüren sind bei grösseren Nischen in der Breite beschränkt. Um dieses Marktbedürfnis abzudecken, entwickelten die Hersteller Falt- und Einschwenkbeschläge. Diese sind eine Kombination aus den herkömmlichen Türlösungen und bieten die Möglichkeit, grosse Nischen zu verschliessen und bei Gebrauch komplett zu öffnen.

Freie Durchgänge und Platzausnutzung

Durchgänge spielen in jeder Planung eine wichtige Rolle. Bei Umbauten und Umnutzungen ist der Platz meistens beschränkt, weil die Räume ursprünglich für einen anderen Zweck ausgelegt waren. Mit Falt- und Einschwenklösungen können kleinere Durchgangsbreiten realisiert werden, ohne die Begehbarkeit bei geöffneten Fronten zu beeinträchtigen.

Gefaltet oder eingeschwenkt

Technisch sind drei Öffnungsvarianten zu unterscheiden, die sich für das Verschliessen grösserer Nischen und Schränke eignen, ohne diese im offenen Zustand zu beeinträchtigen.

Die Faltlösungen werden schon seit Längerem bei grösseren Kleiderschränken als Frontvariante angeboten. Die Fronten werden in der Mitte geteilt und durch einen zusätzlichen Beschlag verbunden. Zum Öffnen wird die Griffseite gegen die Bandseite gestossen und der mittlere Teil der Front wird nach aussen gefaltet. Durch die Faltung ragt die Front im geöffneten Zustand nur um die Hälfte heraus. Am Möbelstück selbst benötigt es je nach System ausser einer oder zwei zusätzlichen Führungsschienen nur geringe Anpassungen.

Bei der Einschwenklösung öffnet sich die Front wie eine herkömmliche Schwenktüre und wird anschliessend in einer seitlichen Nische verstaut. In diesen Nischen findet der gesamte Beschlag seinen Platz. Durch die Nische verliert man etwas Raum in der Breite, gewinnt aber im geöffneten Zustand eine komplett zugängliche Nische ohne herausragende Fronten.

Die kombinierte Falt-Einschwenklösung vereint die Vorteile beider Systeme. Durch die Schienenführung und den Faltmechanismus können breitere Nischen realisiert werden, und durch das Einschwenken in eine zusätzliche Nische verschwindet die Front komplett im Korpus.

Unzählige Einsatzgebiete

Die Beschläge werden mehrheitlich bei Einbauschränken, Garderoben oder Küchenzeilen verwendet. Doch es bieten sich noch viele weitere Einsatzgebiete an. So kann beispielsweise ein Kniestock mit einer Faltfront verschlossen werden, die sich bei Bedarf vollkommen öffnen lässt. Auch Multimedia-Einrichtungen oder Lagergestelle lassen sich auf diese Weise im Handumdrehen verstecken, was in der Planung neue Ansätze und auch unterschiedliche Funktionskonzepte in kleinen und verwinkelten Räumen ermöglicht. Auf der nächsten Seite werden zwei Systemhersteller genauer angeschaut.

Auf die Hälfte gefaltet

Im Bereich der Faltlösungen bietet Hettich mit dem «Wingline 770» und dem «Wingline 780» zwei Falttür-Beschläge an, welche eine hohe Tragkraft und eine hohe Anwenderfreundlichkeit haben. Der «Wingline 770»-Beschlag wird nach dem Einhängen einfach in die Laufschiene eingeklipst. Er ist für Türflügelgewichte von bis zu 20 kg ausgelegt. Mit dem «Sensys»-Scharnier werden die schweren Türen einfach und praktisch lautlos geschlossen. Der «Wingline 780» kommt mit einer normalen Korpuskonstruktion aus. Dies bedeutet einen geringeren Fertigungsaufwand und entlastet somit die Produktion. Die einzelnen Türflügel können ein Gewicht von bis zu 10 Kilogramm aufweisen. Zum Einlegen oder Verstellen neuer Tablare können die Fronten aus der Laufschiene ausgeklipst und die Türen normal geöffnet werden.

www.hettich.comwww.opo.ch

Die Fronten öffnen sich wie beim Cabriolet

Mit den «Cabrio Systems» von Hawa lassen sich Schränke und Raumnischen ganz öffnen oder schliessen. So ermöglichen die Beschlaglösungen «Hawa Concepta» und «Hawa-Folding Concepta» viel Platz vor dem Schrank und bieten einen ungehinderten Zugriff.

Der Faltbeschlag «Hawa-Folding Concepta 25» bewegt Doppeltüren mit bis zu 50 kg und einer Höhe von bis zu 2600 mm. Es sind Türbreiten von 300 bis 700 mm möglich.

Der Dreh- und Einschiebe-Beschlag «Hawa Concepta 20/30/50» erhält eine neue Variante für die Gewichtsklasse 40 kg. Damit können Türhöhen von bis zu 2850 mm und Türbreiten von 300 bis 900 mm realisiert werden. Die gesamte Laufwerkstechnik wurde im Rahmen der Weiterentwicklung modifiziert und damit die Laufruhe und der Bedienkomfort nochmals erhöht. Die neue integrierte Dämpfung sorgt für einen besonders sanften Anschlag und optimalen Bedienkomfort beim Herausziehen der Türelemente. Ebenfalls erneuert wurden die Anschlagdämpfung und die Abdeckkappen. Sämtliche Einstellungen können jetzt bequem am Beschlag von der Vorderseite vorgenommen werden. Hierfür ist keine Demontage nötig, und selbst schwere Türen können einfach justiert werden. Die beiden «Hawa Concepta»-Beschlagslösungen sind miteinander kompatibel und lassen sich frontbündig im selben Schrank einbauen.

Mit dem «Hawa Concepta»-System stehen dem Innenausbauer bei der Planung von Schränken, Küchenfronten, Home-Office- Arbeitsplätzen sowie begehbaren Stauraumlösungen alle Türen offen.

www.hawa.chwww.cabrio.systems

njg

Veröffentlichung: 17. November 2016 / Ausgabe 46/2016

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