Die anderen Nüsse

Die Nutzung des Holzes von Palmen gilt bislang als ökologisch unproblematisch, da es sich um Feld- oder Strandgehölz handelt. Bild: Bonsai, photocase.com

Nutzholz.  Palmhölzer sind dekorativ und bringen etwas Südseeatmosphäre in einen Raum. Von den vielen Arten werden vor allem die Hölzer der Kokospalme und der sogenannten Schwar- zen Palme verwendet. Ein Porträt über das Gemeinsame und Trennende der Unbekannten.

Sie gilt als das Sinnbild der tropischen Strände schlechthin. Und ist eine der wichtigsten und ältesten Nutzpflanzen für die Menschen auf der Südhalbkugel der Erde. Dort nennen die Einwohner die Kokospalme auch «Baum des Himmels». Neben den Früchten für die Ernährung in Form von Kokosmilch oder Fett sowie den Fasern und Palmwedeln als Material für vielfältige Einsatzgebiete liefert die Kokospalme auch ein dekoratives Holz. Daneben kommt vor allem das Holz der Schwarzen Palme als Nutzholz vor, deren Name Programm ist. Mit ihrer dunklen Farbe und gleichmässigen Textur liegen beide Palmarten derzeit eigentlich hoch im Kurs der Holzmode.

Das haben auch Unternehmen der Parkettindustrie erkannt, wo die Hölzer für Deckschichten schon seit einigen Jahren eingesetzt werden. Denn beide Palmhölzer sind hart. Aber dass es sie auch als Starkfurnier und in massiver Form gibt, ist bislang nur wenigen bekannt, auch in Fachkreisen. «Wir haben das schwarze Palmholzfurnier schon seit einiger Zeit im Sortiment, aber bislang hat noch nie ein Kunde das Holz nachgefragt», sagt Markus Barmettler, Geschäftsführer von Bollinger Furniere in Nürensdorf.

Besondere Situation

Dabei sind die Hölzer in vielen tropischen Ländern reichlich vorhanden. Allein auf den Philippinen sollen jährlich etwa sechs Millionen Kubikmeter Kokosholz aus Plantagen anfallen. Denn nach etwa 50 Jahren lassen die Fruchterträge nach und die Bäume werden gefällt. Der weltweite Bestand allein an Kokospalmen wird auf mehr als zehn Millionen Hektaren geschätzt. Zum Vergleich: Die gesamte Schweizer Waldfläche beträgt etwa 1,27 Millionen Hektaren.

Als tropische Nutzpflanzen, die nicht waldbildend, sondern als Kulturbaum eher gruppenweise oder solitär in der Landschaft stehen, sind die Hölzer kaum mit der Problematik der Regenwaldzerstörung in Verbindung zu bringen. Zum Teil stammt das Holz, das nach Europa kommt, auch aus Plantagen, die aber nicht zu verwechseln sind mit denen der Palmölwirtschaft. Bei den Ölpalmen, die grossflächig zur Gewinnung von Öl angebaut werden, handelt es sich wiederum um eine andere Art.

Seltsame Bäume

Wie andere verholzende Palmen auch haben die Kokospalme und die Schwarze Palme kein Kambium und damit kein sekundäres Dickenwachstum wie die Bäume bei uns. Das Palmholz besteht nur aus Splintholz, ohne Zuwachszonen oder gar Jahrringe, und es fehlen die Äste. Das Splintholz ist im Innern des Stammes heller als im Aussenbereich. Bei der Kokospalme ist dies besonders ausgeprägt, weshalb man das Stammholz in drei Bereiche entsprechend A, B und C einteilt, die sich in Farbe und Rohdichte deutlich unterscheiden. Im Innern, im A-Bereich, befindet sich weiches und helles Holz, das für die technische Verwendung lediglich für Verpackungszwecke eine Rolle spielt. Das Holz der mittleren B-Zone ist bereits deutlich härter und schwerer. Von wirtschaftlicher Bedeutung ist neben dieser zweiten Zone der äussere, der C-Bereich. Dort wächst das dunklere, aus dickwandigen Zellen bestehende Nutzholz, das bis zu zwei Dritteln des Stammvolumens einnehmen kann. Die Rohdichte reicht von 0,3 g/cm3 (Zone A) bis 1,1 g/cm3 (Zone C). Das Holz der Schwarzen Palme weist eine Rohdichte von bis zu 1,2 g/cm3 auf.

Spezielles Holz

Die typische Textur der Palmhölzer hat ihre Ursache in den als Leitbündel bezeichneten dickwandigen Zellsträngen, die in ein helleres Grundgewebe eingebettet sind. Im unteren Mantel- und Stammbereich ist dies besonders ausgeprägt. Die Hölzer zeigen hier in allen Schnittrichtungen eine dunklere Färbung. Der Charakter des Holzes wird also vom Aufbau und von der Häufigkeit der Leitbündel bestimmt. Die Schwarze Palme hat deutlich ausgeprägtere Leitbündel als die Kokospalme.

Bei der spanenden Bearbeitung sollten bestückte Werkzeuge verwendet werden, da die mineralischen Einlagerungen im Holz die Schneiden sonst schnell stumpf werden lassen. Angeschnittene Leitbündel können bei Druck- oder Zugbeanspruchung leicht absplittern. Aus dem gleichen Grund sind Palmholzfurniere dicker als gewöhnlich: mindestens 2 mm. Die grosse Härte macht das Holz auch spröde. Verleimungen sollen unproblematisch sein. Zwar ist zu lesen, dass etwa Kokospalmholz unempfindlich gegenüber dem Einfluss von Salzwasser ist, doch ist das Holz der Palme nicht witterungsbeständig. Ein Einsatz im Aussenbereich ist deshalb nicht sinnvoll.

www.bollinger.chwww.cowood.nlwww.cocosline.com

Was sind Palmen?

Palmen sind kein Gras

Die Handelsbezeichnungen in der Holzwirtschaft gehen öfter andere Wege als die Namensgebung innerhalb der biologischen Systematik, die aber massgeblich ist.

Die Palmengewächse bilden die einzige Familie in der darüberstehenden Ordnung der palmenartigen Gewächse. Selbst in Fachzeitschriften wird gelegentlich berichtet, dass Palmen eigentlich zu den Gräsern gehören. Tatsächlich sind beide miteinander verwandt, stellen aber eine eigene Ordnung dar. Palmen sind also keine Gräser.

Innerhalb der Holzwirtschaft geht das Begriffswirrwarr weiter. Dort wird nicht selten schlicht von Palmholz gesprochen, auch wenn es sich dabei um unterschiedliche Arten handelt. Weltweit soll es mindestens 2500 Arten von Palmen geben, wie viele davon verholzende Stämme bilden, ist kaum bekannt. Als Nutzholz nach Europa gelangen vor allem das Holz der Kokospalme und das der sogenannten Schwarzen Palme. Lokal werden jedoch auch viele andere Palmenarten oft vollständig genutzt, wie etwa die Dattelpalme oder die Königspalme.

Während sich für die Kokospalme (Cocos nucifera) ein deutscher Name eingebürgert hat, bezeichnet Schwarze Palme das Holz von Iriartea deltoidea. Weitere Namen für diese Art mit dem dunklen, namengebenden Holz sind: Stilt Palm, Copa Palm oder Barrigona Palm. Bei der Kokospalme ist dies einfacher, weil «Coco» in vielen Sprachen namengebend ist: Coco palm (engl.), Cocotier (franz.), Coco (ital.) und Cocotero (span.).

ch

Veröffentlichung: 08. März 2012 / Ausgabe 10/2012

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