Dicht in alle Richtungen

Mit drei Dichtungsprofiltypen schliesst das System «CardaTec D4» die Tür rundum. Bild: Carda Tec AG

Schiebetürdichtungen.  Gerade Schiebetüren mit ihren linearen Bewegungen stellen die Hersteller vor grosse Herausforderungen, wenn es darum geht, diese so dicht wie Drehtüren zu machen. Einige neuere Lösungen sind dabei sehr vielversprechend.

Es wirkt schon unverschämt elegant, wenn der Durchgang in einen anderen Raum mit einer Schiebetür verschlossen wird. Nichts nimmt unnötig Platz in Anspruch, und man kann von allen Seiten durch die Wandöffnung sehen und gehen. Was in der Vergangenheit dann allerdings nicht so gut gelöst wurde, war die Dichtung dieser Türelemente. Oftmals boten Bürstenleisten den vermeintlich einzigen Schutz. Dies vor allem gegen Zugluft.

Bodenführung mit Dichtung

Im Zeitalter der Absenkdichtungen würde man meinen, dass die Abdichtung zum Boden hin kein Problem mehr darstellt. Der Auslösestift einer normalen Senkdichtung erfordert allerdings einen hohen Kraftaufwand, der dazu führt, dass das Türblatt wieder aufgestossen wird. Auch ist der Platz in der unteren Blattkante beschränkt. Neben der Nut für den Beschlag braucht ausserdem noch die Führungsnut genügend Platz. Und das so, dass die verbleibenden Holzstege stabil genug sind, wenn gegen die Tür gedrückt wird.

Die Planet GDZ AG aus dem zürcherischen Tagelswangen hat das sehr elegant gelöst, indem sie bei ihrem «Planet SN» ein Beschlägeprofil aus Aluminium mit integrierter Führungsnut verwendet. Mit dem Querschnitt 22 × 30 mm ist dieses Profil laut Hersteller besonders für Holztürblätter ab 32 mm Dicke geeignet. Ungewohnt ist auch der Anblick auf der Schliesskante: Das gesamte Profil wird durch eine Metallabdeckung verschlossen und zeigt nicht einmal den Auslösestift.

Die Auslösung ist unsichtbar in der Bodenführung integriert und benötigt noch eine Kraft von 1 N/m. Durch die Mechanik entsteht auch keine Rückstellkraft, weshalb die Tür auch nicht unbedingt verriegelt werden muss, um geschlossen zu bleiben. Das hat zudem den Vorteil, dass Einzugsysteme verwendet werden können. Was die Dichtung anbelangt, kann sie das, was von ihr auch bei Drehtüren verlangt wird, und im Bereich Schall wird ein Dämmwert von maximal 44 dB erreicht.

Vertikale Verschlüsse

Die Dichtung zum Boden hin ist erst ein Anfang. Es bleiben noch drei weitere Kanten, bis eine Tür einen Wanddurchgang wirklich verschliesst. Was die aufrechten Kanten betrifft, werden gute Ergebnisse mit Dichtungsprofilen erzielt, die von der Türfutterseite her auf das Blatt wirken.

Im Bereich der Schliesskante kann die Dichtung seitlich im Aufschlagkanal des Anschlagpfostens befestigt werden. So streift sie erst im allerletzten Moment die Türkante und dichtet seitlich am Blatt gut ab, ohne den Bewegungslauf sonderlich zu behindern.

Bei der hinteren Türkante kann das Problem grundsätzlich gleich gelöst werden, indem die Dichtung an der Kante des Türfutters befestigt wird. Die Gummilippe sollte aber nicht über die ganze Fläche des Türblattes streifen und auf diese Weise Spuren verursachen. Durch das Anbringen einer Hohlflachschiene auf der Türfläche neben der hinteren Kante entsteht eine Verdickung mit Rampe, worauf die Dichtung wieder im letzten Moment auflaufen kann. Nicht immer ist das optisch schön. Um nicht über die ganze Höhe eine Metallschiene zeigen zu müssen, kann diese rampenförmige Verdickung auch aus Holz gefertigt werden, oder die Dichtung wirkt vom Türblatt aus auf die Futterverkleidung.

Rundum dicht

Es bleibt noch der Verschluss im Bereich der Führungsschiene. Natürlich gibt es verschiedene konstruktive Möglichkeiten, den Luftstrom auch dort stark zu vermindern. Ohne das Blatt in seiner Bewegung stark abzubremsen, ist ein wirkliches Abdichten jedoch kaum möglich.

Die Carda Tec AG aus Niederurnen GL hat mit «CardaTec D4» ein Komplettsystem im Angebot, das einflügelige Holzschiebetüren von 40 mm Dicke bewegt und ringsum abdichtet. Das System besteht ausser aus der Schiene mit allem Zubehör aus zwei auslösenden Absenkdichtungen oben und unten sowie zwei vertikalen Dichtungen. Letztere funktionieren wie im vorherigen Abschnitt beschrieben.

Wirkung in zwei Richtungen

Die Absenkdichtungen verfügen über die gewohnten Auslösestifte. Diese sind aber so leichtgängig, dass die beiden Schliessmagnete sie problemlos gedrückt und die Tür geschlossen halten können. Die Nut in der unteren Türkante ist mit 17 × 35 mm 6 Millimeter breiter als das 11 mm breite Profil. Die neben das Profil eingepresste Ausgleichs- dichtung sorgt für eine gleichmässige Laufnut für die Bodenführung.

Ein auf die obere Blattkante befestigtes Aluprofil dient der Laufrollenbefestigung und nimmt gleichzeitig die zweite Absenkdichtung in horizontaler Lage auf. Beim Schliessen der Tür wirkt diese in Richtung Türfutterverkleidung. Erreicht wird mit diesem Gesamtsystem laut Hersteller eine erhöhte Dichtigkeit gegenüber Gerüchen, Zugluft und Rauch. Verwendet werden Dichtungsprofile aus selbstlöschendem Silikon. Der Schalldämmwert wird mit maximal 32 dB angegeben. Nicht immer kann gleich eine neue Schiebetür eingebaut werden, weshalb auch ein Nachrüstset ohne Laufschiene angeboten wird.

Das Bekannte neu gedacht

Bei all der möglichen technischen Umsetzung erreichen Schiebetüren dennoch nicht ganz die Dichtheit von modernen Drehtüren. Das gilt im Besonderen beim Schalldämmwert. Jede noch so kleine Lücke, die durch verschiedene Dichtungsebenen entsteht, reduziert den Dämmwert. Die rein lineare Bewegung der Tür erlaubt bei den vertikalen Dichtungen kein wirkliches Anpressen der Gummilippen.

Findige Tüftler haben genau diese lineare Bewegung infrage gestellt und nach Möglichkeiten gesucht, um eine Schiebetür zu konstruieren, die sich beim Schliessen in Richtung Rahmen und Boden bewegt. Entstanden ist das umfassende Schiebetürsystem «Brunex BlocTool Hawa Suono» aus einer Zusammenarbeit der aargauischen Türen-fabrik Brunegg AG und der Hawa Sliding Solutions AG mit Sitz in Mettmenstetten ZH. Wie so oft, wenn eine völlig neue Lösung auf den Markt kommt, wirkt diese logisch und auf den ersten Blick einfach: Auf einer zur Wand abfallenden, schräg stehenden Lamelle eines Schienenprofiles bewegen sich die Laufrollen. Durch rampenförmige Ausfräsungen in diese Lamelle im Bereich der Türöffnung bewegt sich das Türblatt nicht nur über die Wandöffnung, sondern – durch das Befahren der Rampe – auch nach unten und in Richtung Wand. Damit werden die am Blatt rundum fix angebrachten Dichtungen optimal angepresst – sogar in Richtung Boden. Erreicht wird mit der entsprechenden Kombination der Komponenten ein geprüfter Schalldämmwert von bis zu 39 dB. Das System kommt ohne Anschlagpfosten und Absenkdichtungen aus.

Drei Elemente, die zusammenspielen

Das Schallschutz-Schiebetürsystem wird, montagefreundlich vorgerichtet, als Gesamtlösung angeboten. Es ist für Holz-Innentüren bis 100 kg und mit einer Türdicke von mindestens 51 mm konzipiert und besteht aus dem Beschlag «Hawa Suono», dem Futter «Brunex BlocTool» und einem Türblatt «Silencium Alu» oder «MultiTalent Pur». Für das Erreichen der 39 dB wird ausser dem entsprechenden Futter das Blatt «Silencium Alu» mit 59 mm Dicke benötigt. Das System sieht auch verschiedene Varianten von Verglasungen vor.

Wichtig ist aber auch, wie bei allen Schiebetüren, der ruhige und vor allem leichte Lauf der Tür. Erst der richtige Rampenwinkel lässt ein sanftes Schliessen und ein Öffnen ohne Kraftaufwand zu, was bei diesem System offenbar gelungen ist. So können Schiebetüren auch in sensiblen Bereichen wie beispielsweise Arztpraxen, Anwaltskanzleien, Schlafräumen und dergleichen ihre Anwendung finden.

www.planet.agwww.cardatec.chwww.brunex.chwww.hawa.ch

ab

Veröffentlichung: 12. Juli 2018 / Ausgabe 28-29/2018

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