Den Elementen trotzen


Feuchtigkeit kann WPC-Produkten fast nichts anhaben. Die UV-Strahlung allerdings schon, wenn auch nicht sehr stark. Bild: Resysta
Feuchtigkeit kann WPC-Produkten fast nichts anhaben. Die UV-Strahlung allerdings schon, wenn auch nicht sehr stark. Bild: Resysta
Aussenbereich. Holzroste in Aussen- und Nassbereichen liegen im Trend. Aufgrund ihrer Eigenschaften kommen dort vermehrt WPC-Dielen zum Einsatz. Sie lassen sich wie gewöhnliches Holz verarbeiten, haben aber auch Nachteile.
Geolam, Resysta, Megawood, Twinson, Plenera – praktisch jeder Holzwerkstoffhändler hat Wood-Plastic-Composites (WPCs) oder andere Hybridmaterialien im Sortiment. An- gepriesen werden sie insbesondere als Alternative zu Terrassendielen aus Massivholz.
Wie die englische Bezeichnung es schon deutlich macht, bestehen WPCs aus einem Verbund von Holzfasern und Kunststoff. Manche Hersteller setzen statt Holz- auch andere Pflanzenfasern wie Reishülsen, Hanf oder Flachs ein. Genau genommen handelt es sich bei diesen Produkten also nicht um WPCs. Sie gehören aber auch in die Gruppe der Bio-Komposit-Werkstoffe und werden meistens im gleichen Atemzug genannt. Bio heisst in dem Fall, dass ein Teil des Werkstoffes aus Rohstoffen auf pflanzlicher Basis besteht.
Zur Auswahl stehen verschiedene Profile, Oberflächen und Farben. Einige Leute können diesen Werkstoffen im Allgmeinen nicht viel abgewinnen: «Wie kann man nur Holz mit so viel Plastik mischen», bekommt man von Naturholzbefürwortern zu hören. Diese Personen will Hansruedi Beerli auch gar nicht umstimmen: «Mit WPCs können die Holzverarbeiter aber bei den Kunden punkten, die kein Massivholz wollen. Früher kam dann halt gar kein Holzprodukt zum Einsatz und der Schreiner oder Zimmermann ging leer aus», sagt der Leiter Produktmanagement und Kommunikation der Hiag Handel AG.
Dass sich Architekten, Planer und Endkunden für solche Komposit-Dielen interessieren, kommt auch nicht von Ungefähr. Die Hersteller versprechen geringen Pflegeaufwand, gleichmässiges Erscheinungsbild, Beständigkeit gegenüber Insekten und Pilzen sowie Formstabilität, und das ohne Oberflächenbehandlung.
Trotz dieser Eigenschaften kann der Verarbeiter die Regeln der Baukunst aber nicht einfach aussen vor lassen. Die Hersteller machen für ihre WPC-Dielen klare Vorgaben zur Unterkonstruktion und Verarbeitung. Dazu gehört zum Beispiel ausreichend Abstand zum Untergrund, um Staunässe zu vermeiden. Ebenfalls geregelt sind die Abstände der Unterkonstruktionsprofile, damit die entsprechende Stabilität gewährleistet werden kann. Der Planer kann dabei auf eine grosse Auswahl an Alu-Profilen, Montageklips und Stellfüssen aus dem Angebot der WPC-Produzenten zurückgreifen. Unter Einhaltung der Montagevorgaben kann man aber auch problemlos eigene Unterkonstruktionen aus Holz herstellen.
Bei WPC-Dielen mit Hohlkammern sind Randleisten beinahe unumgänglich. In erster Linie geht es dabei um die Optik, aber auch das Eindringen von Schmutz und Ungeziefer wird dadurch vermindert. Diesen Aufwand kann man sich ersparen, wenn man auf die teureren Vollprofile setzt. Dies macht insbesondere bei freistehenden und geschwungenen Rosten Sinn.
Wichtig sind in jedem Fall auch die Abstände der Roste zu Wänden, Randsteinen und anderen vertikalen Abschlüssen. WPC-Dielen nehmen zwar kaum Feuchtigkeit auf, dehnen sich aber bei steigenden Temperaturen aus. Pro 10° C Temperaturdifferenz und Laufmeter handelt es sich zwar nur um wenige Zehntels-Millimeter. Bei 6 m langen Dielen und Temperaturunterschieden von 50° C und mehr kann die Ausdehnung aber mehrere Zentimeter betragen. Solche Temperaturdifferenzen sind im Aussenbereich keine Seltenheit, zumal Bio-Kompositwerkstoffe durch die Sonneneinstrahlung stärker aufgeheizt werden als Holz – ein nicht unwesentlicher Aspekt für Barfussfreunde.
Ähnlich wie bei unbehandeltem Massivholz führen Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung oder Regen zu einer Farbveränderung der Dielen. Es kommt aber nicht zu einer Vergrauung, der Grundton bleibt also erhalten und sollte sich danach nicht mehr wesentlich verändern.
«Je nach Hersteller differieren die Ausdehnungswerte und Farbveränderungen stark», erzählt Hansruedi Beerli. Er spricht damit die unterschiedlichen Qualitäten der verschiedenen Produkte an. Diese hängen von den verwendeten Rohstoffen und deren Zusammensetzung ab. Sie beeinflussen auch Stabilität, UV-Beständigkeit oder Rutschfestigkeit der WPC-Dielen.
Die Deutsche Qualitätsgemeinschaft Holzwerkstoffe e.V. hat deshalb auch Qualitätskriterien für Holz-Polymer-Werkstoffe geschaffen. Dazu gehören Aspekte wie:
Die genauen Bestimmungen finden sich auf der Internetseite der Qualitätsgemeinschaft und beziehen sich nur auf Komposit-Materialien, in denen Holzfasern verarbeitet sind. Die Kriterien dürften aber auch Anhaltspunkte für Materialien liefern, bei denen andere Pflanzenfasern eingesetzt werden. Allgemeint etabliert hat sich offenbar die Tatsache, dass hochwertige Bio-Komposit-Werkstoffe einen Faseranteil von mindestens 50% aufweisen müssen.
Aber auch hochwertige Bio-Komposit-Dielen müssen gelegentlich gereinigt werden. Vor allem an schattigen Stellen oder in der Nähe von Bäumen und Sträuchern kann es mit der Zeit zu Algenbildung oder anderen Verschmutzungen kommen. Die Reinigung kann mithilfe von Hochdruckreinigern oder Reinigungsbürsten erfolgen. Kratzer, Brandflecken und andere Beschädigungen lassen sich herausschleifen. Nicht verwendet werden dürfen Reinigungsmittel wie Aceton, starke Säuren oder Laugen, weil diese den Kunststoff angreifen.
«Solche Aspekte muss man in Kundengesprächen ebenfalls erwähnen. Ansonsten wird der Kunde auch mit WPC-Dielen nicht glücklich», bringt es Beerli auf den Punk. Bleibt also noch die Grundsatzdiskussion: Natur pur oder Bio-Komposit? Vielleicht lässt sich dieser Entscheid in Zukunft noch etwas leichter fällen: Chemiker forschen seit geraumer Zeit an Kunststoffen und Bindemitteln auf natürlicher Basis und können schon einige Erfolge vorweisen. Ein wesentliches Problem stellt aber offenbar noch die fehlende Feuchtebeständigkeit dar.
www.geolam.comwww.resysta.comwww.megawood.comwww.inoutic.comwww.hiag.chwww.qg-holzwerkstoffe.deVeröffentlichung: 23. Mai 2013 / Ausgabe 21/2013
In Deutschland und Österreich beginnen immer weniger Jugendliche eine Berufsausbildung. Deren Regierungen wollen deswegen eingreifen. In der Schweiz sieht es hingegen aktuell noch besser aus.
mehrWer Zuhause einen Böögg wie die Zürcherinnen und Zürcher verbrennen möchte, um den Winter zu vertreiben, kann sich eine kleine Version der Stiftung RgZ bestellen.
mehrPaidPost. Jedes Jahr steht bei den Schreiner-Lernenden die IPA an: die praktische Arbeit, die innert vorgegebener Zeit hergestellt wird. Hier die diesjährigen Projekte.
mehr