Dem Hebel keine Chance geben

Je nach Situation müssen Badmöbel schwere Lasten tragen. Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle. Bild: Fraefel AG

Montage.  Aufgesetzte, freistehende Waschbecken und natürliche Materialien liegen im Trend. Gleichzeitig werden Wände vermehrt in Trockenbauweise ausgeführt. Somit steigen die Anforderungen an die Montage und Konstruktion des Waschtischmöbels.

Bauherren wünschen sich neben den bewährten Produkten aus Keramik wieder ver-mehrt Waschbecken aus Naturstein oder Mineralwerkstoffen – teilweise auch als freistehende Variante. Welches Produkt zur Anwendung kommt, hat ebenfalls für den Schreiner eine Bedeutung – insbesondere, wenn er ein Waschtischmöbel dazu anfertigen muss.

Ein Becken kann ohne Weiteres 20 kg wiegen. «Massive Modelle aus Naturstein können auch 50 kg oder mehr wiegen», erzählt Emilio Stecher, Geschäftsführer des gleichnamigen Natursteinverarbeiters. Des Weiteren kommt noch das Gewicht des Wassers, wenn das Becken befüllt wird. Stützt sich der Benutzer noch darauf ab oder hält sich ein Kind daran fest, entstehen grosse Belastungen an den Befestigungspunkten. «Auch wenn unter dem Becken ein Möbel vorgesehen ist, befestigen wir es aus diesem Grund immer direkt an der Wand», sagt Stecher. Dies verteilt die Belastungen besser und das Waschtischmöbel muss sie nicht alleine tragen.

Zwei Varianten setzen sich durch

Bei freistehenden Becken ist dies jedoch nicht möglich, hier trägt der Unterbau die gesamte Last. Entsprechend wichtig ist die Befestigung. Ebenfalls einen Einfluss auf die Tragkraft hat die Gestaltung. Je weniger ein Möbel in der Höhe misst, desto kleiner wird die Auflage an der Wand. Dadurch wirken dann auch stärkere Hebelbelastungen auf die Befestigung. Spricht man Badmöbelhersteller auf ihre Montagesysteme an, fallen die Antworten oftmals etwas verhalten aus – offenbar will sich nicht jeder in die Karten schauen lassen. Zwei Varianten schei- nen sich aber durchgesetzt zu haben: Entweder werden die Möbel mittels Konsolen montiert oder durch die Rückwand mit Schrauben befestigt. In sehr heiklen Fällen kommt es auch vor, dass eine Kombination von beiden Varianten nötig ist.

Die Konsole hat den Vorteil, dass sie fast die ganze Belastung in die Wand ableitet: Die Rückwand und das ganze Möbel werden dadurch entlastet. Zudem kann der Monteur die Konsole vormontieren und danach den Unterbau aufsetzen. So muss er nicht das gesamte Badmöbel ausrichten. Allerdings sind die Konsolen im Korpus sichtbar, was vor allem bei offen gestalteten Möbeln nicht unbedingt erwünscht ist. Bei der Wahl der Konsole ist darauf zu achten, dass sie eine entsprechende Länge sowie Tragkraft aufweist. Beschlägehändler haben in diesem Bereich speziell für Badmöbel angefertigte Konsolensets im Angebot. Diese weisen dann auch seitliche Bohrungen auf, damit die Korpusseitenwände mit der Konsole verschraubt werden können.

Soll das Möbel durch die Rückwand mit der Wand befestigt werden, erfordert dies eine ausreichend feste Rückwand sowie stabile Eckverbindungen. Diese Variante ist einiges dezenter als der Einsatz einer Konsole und eignet sich deshalb auch gut für offene Badmöbel. Der Monteur kann an verschiedenen Stellen Schrauben setzen, zum Beispiel wenn sich in der Wand Leitungen oder Armierungseisen befinden.

Ausserdem verleiht eine Rückwand dem ganzen Korpus mehr Stabilität – gerade bei schweren Aufsatzbecken ein wichtiger Aspekt. In solchen Fällen oder auch wenn der Bauherr eine dünne Abdeckung wünscht, braucht es teilweise auch auf der Vorder-seite Traversen als Verstärkung.

Probleme mit Untergrund

Welche Belastungen ein Waschtisch oder ein Badmöbel aushalten muss, ist nicht genormt oder vorgeschrieben. Die Hersteller führen jedoch interne Tests durch, um allfällige Schwachstellen aufzudecken. Zum Beispiel prüft die Keramik Laufen AG ihre Produkte mit über 400 kg Gewicht. Dessen ungeachtet benötigt auch die beste Konst-ruktion eine stabile Verankerung in der Wand. Wie Markus Fraefel, Geschäftsführer der Fraefel AG, erzählt, bereitet den Badmöbelherstellern die Wandbeschaffenheit des Öfteren mal Probleme: «Trockenbauwände können die Montage erschweren, insbesondere wenn die Planer keine Ausholzungen oder Verstärkungen vorgesehen haben.»

Weit weniger problematisch ist die Situation, wenn das Badmöbel in einer Nische montiert und seitlich verschraubt wird. «Bei sehr grossen Waschtischmöbeln kann die Stabilität auch durch zusätzliche Elemente erhöht werden, indem sie die Abstellfläche mitttragen», sagt Markus Fraefel. Als zusätzliche Verstärkung kann unter dem Möbel noch eine Montageleiste angebracht werden, auf welcher das Möbel aufliegt.

Schallschutz nicht vergessen

Als Befestigungsmittel kommen gewöhn- liche 10 oder 12 mm-Stockschrauben und Kunststoffdübel zum Einsatz. Bei der Rückwandmontage stellen grosse Schraubenköpfe oder Unterlagsscheiben sicher, dass die Schraube nicht durch die Rückwand hindurch gerissen wird. «Bei schlechten Untergründen empfehlen wir den Einsatz von Klebeankern», sagt Urs Lüchinger, zuständig für den Bereich Schreiner bei der SFS Unimarket AG. Aber auch dann gilt: Die Wand muss die vom Befestigungsmittel übertragenen Kräfte auch tragen können. «Putz oder andere Schichten wie Fliesen gelten zudem als nicht tragender Untergrund. Auch das Setzen von Dübeln in Mörtel sollte man wenn möglich vermeiden», erzählt Urs Lüchinger.

Nebst der Stabilität muss der Schreiner seit der revidierten SIA-Norm 181 «Schallschutz im Hochbau» diesem Thema vermehrt seine Aufmerksamkeit schenken. Zwar senken gedämpfte Schubladenauszüge und Bänder die Geräuschemissionen. Gemäss Schallschutzexperten ist es aber seit der Revi- sion kaum noch möglich, die Vorschriften ohne Entkoppelungsmassnahmen zu erfüllen. Deshalb empfiehlt es sich, dieses Thema bei der Planung anzusprechen. Passende Unterlagen, Durchführungstüllen und Bänder aus Gummi für die Entkoppelung von Konsolen oder Waschtischmöbeln gibt es als Sets im Beschlägehandel zu kaufen.

www.stecher.chwww.fraefel.chwww.sfsunimarket.biz

ph

Veröffentlichung: 08. Februar 2013 / Ausgabe 6/2013

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