Das kann nur Furnier

Ein Stamm – ein Projekt: Grosse Furnierbreiten und starke Stämme für entsprechende Flächen sind beim Holz «Quilted Maple» selten.

Furnierarbeiten.  Drei Beispiele von Arbeiten in Furnier zeigen, was das Material zu leisten vermag. Nämlich: grosse Flächen lebhaft und doch zurückhaltend angenehm zu bekleiden, Kontraste in kühler Umgebung zu setzen sowie Vertrautheit und Stabilität zu schenken.

«Wir wollten den Sichtbetonbau des Gartenpavillons mit einem warmen, haptisch angenehmen Material auskleiden», sagt Margarete Hilfinger vom Basler Architektenteam Erny & Schneider. Ihren Entwurf schlicht als Gartenpavillon zu bezeichnen, zeigt den Anspruch an das Nebengebäude für einen privaten Bauherren.

Das Haus ist als ganzjährig nutzbares Gäste- und Studierzimmer mit Küche und Bad konzipiert. Es liegt in einem schmalen, langen Garten, der in der Tiefe mehrfach gestaffelt ist und mit den unterschiedlichen Raumfolgen eine parkähnliche Landschaft bildet. Beinahe verborgen, an der seitlichen Parzellengrenze angelehnt, setzt der Pavillon zusammen mit dem speziell gefertigten Gartentor aus verdrehten Flachstahlstaketen einen überraschenden Schlusspunkt. Die gesamte Rückwand des aus glattem Kalksteinbeton erbauten Gebäudes ist mit einem Einbaumöbel bekleidet, dessen Furnierbild aus einem Ahornstamm «Quilted Maple» gestaltet und durch mehrere Nischen in Messing unterbrochen wird. Durch die grosse, öffnende Fensterfront ist der Blick frei auf das raumkleidende, furnierte Einbaumöbel im Inneren.

Ein durchgehendes Bild in Furnier

Umgesetzt wurde die alles andere als alltägliche Arbeit von der Basler Schreinerei Lachenmeier AG. «Speziell daran war vor allem die Grösse der furnierten Fläche als ein Bild, mit den Unterbrechungen der Korpusse in Messing», erklärt Stefan Seibold, der Teilhaber der Lachenmeier AG. Nach der grundsätzlichen Entscheidung des Architektenteams für eine echte Furnier-Oberfläche hatte man sich zunächst bei der Roser AG in Birsfelden BL beraten lassen. «Im noch jungen ‹konzept.raum› der Firma war der Duft von frisch geschnittenem Holz wahrzunehmen. Tobias Scherg zeigte uns Schätze in Holz und erklärte deren Herstellung und jeweilige Geschichte», erzählt Margarete Hilfinger.

Nach einer Vorauswahl durch die Architekten gab es einen zweiten Termin in Birsfelden zusammen mit der Bauherrschaft. «Der Entscheid fiel auf den einen Ahornstamm mit dem ‹Quilted Maple›-Furnier. Seine Grösse, Farbe und die ganz spezielle Struktur waren wie geschaffen für den neuen Einsatzort im Gartenpavillon», so Hilfinger. Man hatte auch andere Furnierhölzer wie etwa Eibe oder Ulme in die engere Auswahl mit einbezogen. Diese hatten aber wegen der kleineren Masse und der daraus resultierenden Notwendigkeit, die Blätter dann mehrfach spiegeln zu müssen, um zu einem Bild zu gelangen, das Nachsehen.

Emotionen spielen mit

Die Architekten wollten die Natürlichkeit des Holzbildes haben, ohne eine zu starke Zeichnung oder Muster durch das Spiegeln der Furnierblätter. «Demgegenüber lag das Furnier ‹Quilted Maple› als ganzer Stamm vor und gab uns die Möglichkeit, die ganze Fläche damit homogen zu belegen. Als hätte es auf uns gewartet», so Hilfinger.

Der anwesenden Bauherrin fiel die Entscheidung für das besondere Holz leicht, «weckte das Holzfurnier bei ihr doch Erinnerungen an das Interieur des Wagens des Grossvaters», erzählt Hilfinger.

Das Furnier zeigt seine Besonderheit

Das Ahornholz «Quilted Maple» stammt aus Amerika. «Die im Tangentialschnitt gesteppt erscheinende und wellige Maserung kommt selten vor und nur bei Bäumen aus dem mittleren Westen der USA», erklärt Scherg, Leiter Geschäftsbereich Furnier bei der Roser AG. Vor allem aber sind solch mächtige und durchgängig gezeichnete Stämme in der für das Projekt notwendigen Länge eine Besonderheit. In der Ausführung anspruchsvoll war auch die Idee der Architekten, die Fronten ohne sichtbaren Sockel und entsprechenden Deckenanschluss auszubilden.

Warmer Empfang in Holz

Auch bei der Umsetzung des neuen Kundenzentrums der Basler Versicherungen war die Lachenmeier AG zusammen mit der Tschudin AG in Münchenstein BL und der Schreinereiabteilung der Erne AG im aargauischen Laufenburg beteiligt. Dass die Arbeiten von mehreren Schreinereien ausgeführt wurden, hatte vor allem terminliche Gründe, sagt Stefan Seibold von der Lachenmeier AG. Koordiniert und geplant hat die Neugestaltung des Kundencenters das Team der Emyl GmbH in Basel. Die Innenarchitekten haben den Raum in nüchternen, eher technisch anmutenden Farben und Materialien gestaltet. Aluminium und Grautöne bestimmen das Erscheinungsbild. Bei den Empfangstheken hat man sich jedoch für einen starken Kontrast als gestalterisches Mittel entschieden.

Wenn «Cherry» eine Pappel ist

Die Wahl für das Kontrastspiel mit den Korpussen fiel auf das Furnier «Golden Cherry». «Es handelt sich dabei aber nicht etwa um Kirschbaumholz, sondern um eine Pappelart, die durch den Prozess des Räucherns einen warmen braun-roten Farbton im Kernbereich ausbildet», erläutert Tobias Scherg von Roser.

Mit der handwerklichen Umsetzung in einer grosszügigen Raumgestaltung erzeugt dieses Furnier eine warme und sympathische Ausstrahlung. Die lebhafte Zeichnung des Furniers schenkt dem eher kühlen Ambiente etwas, woran sich das Auge festhalten kann, weil es aus der Umgebung heraussticht.

Die Absicht der Planer ging auf

Mehr Kontrast geht kaum. Der neuen Kundenhalle wurde ein konsequentes Farb- und Materialkonzept zugrunde gelegt. Worin der Einsatz von kraftvollen Materialien den Auftritt und die Identität der Basler Versicherungs AG stärken soll. Die als grosszügige Möbel konzipierten Beratungs- und Verkaufsdesks und der direkt am Eingang platzierte Empfangstresen bilden einen Gegenpol zum silbrig funkelnden Aluminiumvorhang und den tiefgrün gestrichenen Wänden.

«Durch den Einsatz des charakterstarken und eigenständigen Furniers wird Sicherheit und Nähe kommuniziert – sie sind optimistischer Magnet und wegweisende Geste zugleich», erklärt Raphael Höglhammer, einer der drei Geschäftsführer von Emyl. Die Wirkung des Holzes tritt im gesamten Innenausbau deutlich zutage. Dass die braun-rötlichen Theken aus Pappelholz sind, erkennen allerdings selbst Fachleute nicht unbedingt.

Starke Robinie gibt Halt

Der Neubau des Geriatriezentrums in Riehen BS weist eine klare Linienführung auf und fügt sich örtlich harmonisch in die Landschaft ein.

Geplant und gebaut hat das Zentrum zur Gesundheit von älteren Menschen das Basler Architektenteam Flubacher-Nyfeler und Partner Architekten (FNP). Für den Innenausbau und die Möbelteile hat FNP im «konzept.raum» der Roser AG das Furnier einer geräucherten Robinie ausgewählt. Das dunkle, brauntonige und warm anmutende Holz bildet auch bei diesem Projekt einen Kontrapunkt zu den sonst nüchternen und hellen Materialien.

«Das Besondere ist auch die Furnierlänge von 4,20 Metern, die nicht einfach zu produzieren war», so Scherg. Das 0,9 mm starke Furnier ist wild im Brettcharakter, aber dennoch mit viel Gefühl für das Holzbild im Verlauf des Raumens zusammengestellt worden. Denn trotz der beachtlichen Furnierlänge mussten die Friese infolge der Frontlänge auch in Längsrichtung gestossen werden.

Schwierige Bildzusammenstellung

«Der Brettcharakter des gesamten Innenausbaus sieht einfach aus. In der Ausführung ist das Ganze jedoch deutlich schwieriger», erklärt Bruno Grossenbacher, Betriebsleiter bei der Tschudin AG.

Letztlich fertigt man bei solchen Projekten die Unterkonstruktion und legt die Fronten und das Furnier dafür mit grossem Platzbedarf in der Werkstatt aus, damit das Holzbild am Ende im Raum auch wirklich passt. Vor allem, wenn das Furnier für viele verschiedene Teile im Objekt zum Einsatz kommt. Der gesamte Innenausbau mit Küche, Garderobe, Wandverkleidungen, Theke oder Sitzbank wurde im gleichen Holz und der gleichen Art gefertigt. Die Eckverbindungen sind auf Gehrung gearbeitet, was bei den zum Teil konisch verlaufenden Korpussen wie der Theke auch den CNC-Maschinisten gefordert hat. Überall, wo es nötig war, wurde massives Holz verwendet, etwa für die Fräsung der Griffmulden. Auch dieses wurde passend zum Furnier von der Roser AG bereitgestellt.

«Das Ergebnis gibt allen Beteiligten recht. Bewohner und Mitarbeitende fühlen sich wohl», weiss Scherg. Die aufwendige Schreinerarbeit erhält so ein natürliches Erscheinungsbild und bewirkt mit ihrem warmen Farbton und der gut sichtbaren, natürlichen Struktur eine harmonische, stimmige Raumwirkung.

www.roser-swiss.comwww.ernyschneider.chwww.lachenmeier.chwww.tschudinag.chwww.erne.netwww.emyl.chwww.fnp-architekten.ch

ch

Veröffentlichung: 24. November 2016 / Ausgabe 47/2016

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