Das Handwerk in Nöten


Mit 70 Jahren ist Paul Kleger noch immer aktiv im Arbeitsmarkt. Screenshot: Monika Hurni
Mit 70 Jahren ist Paul Kleger noch immer aktiv im Arbeitsmarkt. Screenshot: Monika Hurni
Arbeitsmarkt. Laut den neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik gehen der Schweiz die Handwerker aus. Diesem Thema widmete sich die Hauptausgabe der Tagesschau am Donnerstag vergangener Woche.
«Studieren statt sich die Hände schmutzig machen», umgangssprachlich könne man die aktuelle Studie des Bundesamtes für Statistik wohl so zusammenfassen, heisst es in der Tagesschau am Donnerstag vergangener Woche. In den letzten 50 Jahren ist der Anteil der Arbeitnehmenden bei Handwerks- und verwandten Berufen um rund zwei Drittel zurückgegangen. Waren 1970 noch 25,1 Prozent in handwerklichen Berufen tätig, sank der Anteil laut Bericht bis 2023 auf 9,5 Prozent. «Das überrascht mich nicht», sagt Paul Kleger, Inhaber der gleichnamigen Schreinerei in Zürich Seebach. «Ich denke, dass heute die Firmen leistungsfähiger geworden sind, dass sie mehr produzieren können mit weniger Leuten», erklärt er. Dennoch habe es auch weniger Firmen, weil es heute «nicht immer ganz lustig» sei, eine Firma zu führen.
Der Arbeitsmarktexperte Michael Siegen-thaler erklärt, dass sich die Schweiz im letzten halben Jahrhundert zu einer Wissens- und Dienstleistungsökonomie entwickelt habe. In dieser seien die handwerklichen Berufe relativ gesehen nicht mehr so wichtig. Handwerksbetriebe hätten zudem einen gesellschaftlichen Wandel verpasst, meint er: «Sie haben es nicht geschafft, Frauen für diese Berufe zu gewinnen.»
Die Zahl der Arbeitnehmenden in der Schweiz ist seit 1970 von 2,8 auf aktuell 4,8 Millionen gestiegen. Dies vor allem wegen des höheren Frauenanteils. Der Wunsch nach akademischer Ausbildung werde jedoch immer grösser, auch vonseiten der Eltern, sagt Siegenthaler. Eine Problematik, deren sich auch der VSSM bewusst ist. «Für uns ist klar, dass die Sicherstellung von genügend Fachkräften für unsere Branche absolut matchentscheidend ist», sagt Direktor Daniel Furrer. «Um die vielfältigen Schreinererzeugnisse und unseren Beruf noch besser in der Bevölkerung zu positionieren, lancieren wir im kommenden Frühjahr eine neue Dachkampagne», führt er weiter aus. Diese sei auf sechs Jahre ausgelegt und werde die VSSM-Mitglieder unterstützen, neue Mitarbeitende zu gewinnen.
Paul Kleger hat noch keinen Nachfolger gefunden. Spätestens Ende 2025 will der 70-Jährige in den Ruhestand gehen. Findet er bis dahin keine Lösung, stehen seine Maschinen für immer still.
www.kleger.chwww.vssm.chVeröffentlichung: 24. Oktober 2024 / Ausgabe 43/2024
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