Dampfsperre und Wetterschutz
Eingangstüren von Riwag mit doppelter Dichtungsebene im Falzsystem sowie Schwellenanschlag mit Lippendichtung für den Schlagregenschutz. Bild: Riwag Türen AG
Eingangstüren von Riwag mit doppelter Dichtungsebene im Falzsystem sowie Schwellenanschlag mit Lippendichtung für den Schlagregenschutz. Bild: Riwag Türen AG
Dichtungen. Bei den heute sehr dicht ausgeführten Gebäudehüllen bieten bewegliche Elemente wie Fenster und Türen Raum für Schwachstellen. Und besonders Türen sind wegen der Schwellen feuchtesensibel. Dennoch lassen sich Schäden auf einfache Weise vermeiden.
Der Wunsch, Häuser so zu bauen, dass sie kaum oder gar nicht mehr beheizt werden müssen, hat dazu geführt, dass sie sehr gut isoliert und weitgehend luftdicht ausgeführt werden. Es geht darum, dass die warme Luft aus dem Hausinneren nicht nach aussen entweichen und man so die Wärme im Gebäude halten kann. Damit wird dann jede Person, jedes Tier und jede Energiequelle zu einer nutzbaren Wärmequelle.
Menschen, Tiere, Pflanzen, Tätigkeiten im Bad und in der Küche erzeugen Feuchtigkeit, die von der Luft aufgenommen wird. Damit das Raumklima für die Bewohner angenehm bleibt, muss sich der Feuchtigkeitsgehalt der Luft im Bereich von 40 bis 50 % befinden. Um zu verhindern, dass die Luftfeuchtigkeit weiter ansteigt und im Raum kondensiert, und auch damit die Bewohner nicht vor lauter Isolation ersticken, muss eine kontrollierte Lüftung eingebaut sein. Alternativ wird mehrmals am Tag sechs bis zehn Minuten lang gelüftet – dabei ist Durchzug am effizientesten und sind schräg gestellte Fenster am wenigsten tauglich. So wird Feuchtigkeit abgeführt und Sauerstoff hereingelassen, ohne zu viel Wärme zu verlieren.
Bei unterschiedlichen Temperaturen innen und aussen ist auch die Luftfeuchtigkeit verschieden. Das führt auch bei stark abgedichteten Räumen zu Problemen. Kalte Luft kann bekanntlich weniger Wasser in Gasform aufnehmen als warme Luft. Trifft also warme Wohnraumluft auf eine kalte Zone, kühlt sie ab und verliert dadurch an Tragfähigkeit für die mitgebrachte Feuchtigkeit. Der Wasseranteil, der von einer gewissen Kälte an nicht mehr getragen werden kann, kondensiert an diesem Punkt – verflüssigt sich also. Damit dieser Kondensationspunkt nicht irgendwo mitten in einer Aussenwand, womöglich in der Isolation, liegt, werden alle Wände und Übergänge nach aussen hin schon von der Gebäudeinnenseite her dicht gemacht. Diese Dampfsperre liegt dann im warmen Bereich, weshalb es zu keiner Kondensation kommen kann – die warme Innenraumluft kommt nicht weiter.
«Die Dichtheit der Häuser in Kombination mit kontrollierten Lüftungen macht, dass sich die warme, feuchte Luft den Weg nach draussen sucht und durch ihre Ausdehnung der Druck auf die Schwachstellen zunimmt», sagt Dominik Dischl. Er arbeitet als stellvertretender Leiter Entwicklung bei der Riwag Türen AG in Arth SZ. Dort wird er auch mit den Schäden konfrontiert, die durch unsachgemässe Ausführungen entstehen. Fenster und besonders alle Formen von Aussentüren haben Problemzonen – wie durchgehende Zylinder, den Schwellenbereich, den Bauteilanschluss –, die gut geplant und sauber ausgeführt werden müssen, damit keine Schäden entstehen.
Auch Türrahmen bilden ein Stück Aussenwand und müssen gewissermassen mit einer Dampfsperre die warme, feuchte Luft zurückhalten. Das betrifft die nach innen weisende Fläche des unteren Querfrieses und der allfälligen Rahmenverbreiterung. Dort muss im ganzen vom Bodenaufbau geschlossenen Bereich bis oberkant Lauffläche eine dampfdichte Folie angebracht werden. Da auf der Friesaussenseite witterungsbedingt mit direkterer Nässe zu rechnen ist, muss dort bis unter die Schwelle mit einer Schicht Flüssigkunststoff abgedichtet werden (siehe Illustration rechts oben). Damit ist dann das untere Querfries bei einem flacheren Schwellenübergang vollständig eingeschlossen und kann selber keinerlei Feuchtigkeit mehr ausgleichen.
«Seit 1. November 2021 ist die überarbeitete Norm SIA 271 ‹Abdichten von Hochbauten› in Kraft», sagt Gerhard Rasch, der beim VSSM mit den Systemprüfungen der Türen betraut ist. «Die Norm wurde aufgrund markanter Schadensfälle bei Fenstern, Fenstertüren, Hebeschiebetüren und auch Aussentüren überarbeitet.» Neu macht die Norm Vorgaben hinsichtlich der zulässigen Materialien für die unteren Rahmenfriese. Dabei dürfen unter bestimmten Bedingungen für die Ausführung dieser Friese nur noch Materialien eingesetzt werden, die fäulnis- und feuchteresistent sind.
Relevant für die Aussentür ist die Ziffer 6.5 der Norm. Betroffen ist die Situation, bei welcher das untere Rahmenfries vollständig vom Baukörper eingeschlossen ist und die thermisch getrennte Schwelle mit einer Bauhöhe von 20 mm oder weniger den Anschlag für das Türblatt bildet.
Damit auch bei den übrigen Rahmenfriesen einer Haustür das Raum- vom Aussenklima getrennt ist, muss der Wandanschluss drei Bereiche aufweisen. Alle drei müssen fugenlos umlaufend angebracht sein, damit keine Feuchtigkeit in den Anschluss gelangt (siehe Illustrationen Seite 13).
Der Bereich auf der Raumseite (rot) ist dampfdicht auszuführen. Der Aussenbereich (blau) dient als Wetterschutz und soll diffusionsoffener sein, um allenfalls Feuchtigkeit aus dem Funktionsbereich (grün) entweichen zu lassen. Da es aus thermischen Gründen bei den Materialien im Aussenbereich zu unterschiedlichen Ausdehnungen kommt, sollten Dichtungen verwendet werden, welche die Spannungen noch nach vielen Jahren auffangen können. Im Funktionsbereich liegt die Befestigung des Rahmens mit der Wand. Zudem dient dieser Bereich der Wärme- und Schalldämmung und muss trocken bleiben.
Die bisher genannten Bereiche sind alle statisch mit überschaubaren Belastungen. Etwas anspruchsvoller wird es mit dem beweglichen Teil einer Tür, dem Blatt und dessen Übergang zum Rahmen. Wie beim Wandanschluss braucht es den dampfdichten Bereich im Innenraum und den Wetterschutz mit Schlagregendichte aussen.
Dominik Dischl weist auf Folgendes hin: «Gemäss dem Bauproduktegesetz müssen für Aussentüren Leistungserklärungen erstellt werden. Entsprechend hat der Hersteller sein Türsystem nach den mandatierten Eigenschaften aus der Produktenorm Aussentüren SN EN 14351-1 zu prüfen, sein Türsystem entsprechend zu klassifizieren und die Leistungserklärung dazu auszustellen. Selbst minimale Abweichungen davon können zu anderen Resultaten der Leistung und daher zu Schäden führen.»
Leistungen, wie etwa Schlagregendichtheit, Luftdurchlässigkeit oder der Wärmedurchgangskoeffizient, hängen stark vom Zusammenspiel zwischen der gewählten Falzgeometrie, von der Dichtungsanordnung sowie vom gewählten Anpressdruck beziehungsweise von der Rückstellkraft der Dichtung ab. Jegliche Unterbrüche der Dichtungsebene – auch sehr kleine – sind zu vermeiden.
Allein, dass Dichtungen in den Ecken stumpf aufeinandertreffen und somit diese Ecken nicht absolut dicht sind, erlaubt es warmer Luft, in den Falzzwischenraum zu gelangen. Besonders in der kälteren Jahreszeit kondensiert dort das Wasser. Und da fortlaufend warme Luft nachströmt, bildet sich freies Wasser, was zu Schimmelbildung führt oder Beschläge oxidieren lässt. Das freie Wasser im Falzzwischenraum kann sogar dazu führen, dass sich die äusseren Schichten des Türblattes ablösen und der Schaden nicht mehr reparierbar ist.
Experten des VSSM werden immer wieder aufgeboten, wenn es von einer neutralen Partei aus gilt, Schadensfälle zu untersuchen und Empfehlungen abzugeben. Fehler beim Anbringen der Dichtung sind da leider häufig anzutreffen, obwohl sich das sehr einfach vermeiden liesse.
Die innere Dichtungsebene ist dann absolut dampfdicht, wenn sie vierseitig umlaufend ist und das Türblatt somit auch an der thermisch getrennten Schwelle aufschlagend ist. Dichtungen sind elastisch. Sie lassen sich also dehnen und in diesem Zustand einsetzen. Mit der Zeit werden sie sich dann wieder zusammenziehen und irgendwo dürfte die Dichtungsebene dann eine Lücke aufweisen. Jedes Material zieht sich bei Kälte mehr oder weniger zusammen, was beim Zuschneiden des Dichtungsprofiles mitberücksichtigt werden muss.
Beide Experten sind sich einig, dass alle Ecken auf Gehrung ausgeführt werden müssen, damit das Profil durchgehend seine Aufgabe erfüllen kann. Ein Blick zu den Fensterbauern zeigt, dass dort schon seit Langem vorkonfektionierte Dichtungen verwendet werden, die auf Gehrung fest verbunden wurden. Eine Methode, die auch für Türen grosse Vorteile bringt.
Die Dichtungen sollten vor allem im Rahmen etwas Überlänge aufweisen, damit sie sich bei Abkühlungen nicht zu weit zurückziehen können. Beim Einsetzen werden erst die Ecken in die Nut gedrückt, wobei die Gehrungen gut positioniert sein müssen. Anschliessend die Mitte der Dichtung eindrücken, dann die Mitte der beiden Teilstücke und von dort ausgehend die restliche Dichtung so eindrücken, dass sie sich in der Länge nicht verziehen kann und keine Lücke entsteht.
Folgende Materialien werden bei der Poesia Holding AG zu Türdichtungen verarbeitet und nach Kundenwunsch konfektioniert:
EPDM (Ethylen-Propylen-Synthesekautschuk):
Das schwarze Material ist sehr witterungsbeständig, auch gegen Ozon und UV-Strahlung, wärmebeständig bis 100 °C und hat eine Kälteflexibilität bis –40 °C. Im Brandfall entstehen keine korrosiven und toxischen Gase. Gehrungen können geklebt, vulkanisiert oder gespleisst werden. Beim Spleis-sen wird in der Gehrung eine Folie vulkanisiert, womit man eine feste Eckverbindung erzeugt.
TPE (Thermoplastische Elastomere):
Das thermoplastische Elastomer verbindet die Eigenschaften von vulkanisiertem Kautschuk mit der einfachen Verarbeitbarkeit von Thermoplasten. Das leicht einfärbbare Material ist sehr witterungsbeständig, auch gegen Ozon und UV-Strahlung, wärmebeständig bis 100 °C und hat eine Kälteflexibilität bis –50 °C. Gehrungen sind sehr gut verschweissbar oder können geklebt werden.
VMQ (Silikon-Elastomer-Synthesekautschuk auf Silizium/Kohlenwasserstoff-Basis):
Elastizität und Rückstellvermögen des Materials sind ausgezeichnet, auch bei extremer Belastung. Es lässt sich auf schwer brennbar einstellen und eignet sich für erhöhte Ansprüche. Im Brandfall entstehen keine korrosiven und toxischen Gase. Es verfügt über eine grosse Palette farblicher Gestaltungsmöglichkeiten, ist sehr witterungsbeständig, auch gegen Ozon und UV-Strahlung, ist wärmebeständig bis 200 °C und hat eine Kälteflexibilität bis unter –60 °C. Gehrungen werden geklebt oder heiss vulkanisiert.
Veröffentlichung: 10. Februar 2022 / Ausgabe 6/2022
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