Damit der Kitt lange hält


Die Voraussetzungen für eine langlebige Kittfuge müssen bereits bei der Planung geschaffen werden.
Die Voraussetzungen für eine langlebige Kittfuge müssen bereits bei der Planung geschaffen werden.
Dichtstoffe. Das Abdichten von Fugen wird häufig als notwendiges Übel betrachtet. Ein gutes Ergebnis hängt aber nicht nur vom Monteur und von dessen Geschick mit der Kittpistole ab – was davor und danach geschieht, ist mindestens so wichtig.
«Kann das nicht jemand anders machen?», lautet manchmal die Frage, wenn es darum geht, eine Kittfuge auszuführen. Dass bei Schreinern dieser Arbeitsschritt nicht immer auf Begeisterung stösst, weiss Kandid Vögele aus Erfahrung. Der technische Leiter des Dichtstoffherstellers Gyso führt dies zum Teil auf mangelndes Grundwissen zurück: «Ohne entsprechende Kenntnisse ist der Anwender unsicher und hat schon von Anfang an seine Zweifel. Bei solchen Voraussetzungen muss die Umsetzung dann fast schiefgehen.»
Eine gute Basis bilden praxisorientierte Kurse und Seminare der Dichtstoffanbieter. Darin geht es nicht nur um die richtige Wahl der Produkte und deren fachgerechte Verarbeitung, sondern auch um Planungsgrundlagen. «Selbst erfahrene Montagefachleute sind immer wieder überrascht, wie klar die ganze Thematik in den Normen eigentlich geregelt ist», erzählt Wilfried Maier, Fachtrainer bei der Würth AG. Die Experten sind sich einig, dass viele Problemfälle bereits in der Planungsphase vermieden werden könnten.
In der SIA 274 «Abdichtungen von Fugen in Bauten» findet man zum Beispiel eine Formel zum Berechnen der nötigen Fugenbreite. Ebenfalls festgelegt ist die minimale und maximale Breite, die 10 mm nicht unter- und 35 mm nicht überschreiten darf. «Wichtig ist aber auch, dass man den Anwendern erklärt, weshalb es solche Vorschriften und Empfehlungen gibt», ergänzt Kandid Vögele. Die Berechnung der Fugenbreite ist zum Beispiel wichtig, um sicherzustellen, dass der verwendete Dichtstoff überhaupt in der Lage ist, die zu erwartenden Bewegungen der Bauteile aufnehmen zu können.
Ein Unternehmen, das sich entschieden hat, solch eine Schulung zu besuchen, ist die Abteilung Küchenmontage und Service der Erne Holzbau AG: «Wir haben festgestellt, dass bei dieser Thematik nicht alle Mitarbeiter gleich sattelfest waren. Entsprechend gab es manchmal auch Qualitätsunterschiede bei den Fugen», sagt der Abteilungsleiter Dietrich Nohl. Nach dem Kursbesuch erstellte man ein eigenes Merkblatt für das Ausführen von Kittfugen. Zudem wurden interne Mindestbreiten für Anschlussfugen beschlossen, wie sie beispielsweise bei Küchenabdeckungen vorkommen. «Natürlich gibt es Kunden, die sich möglichst schmale Fugen wünschen. Die meisten haben aber Verständnis dafür, wenn man ihnen den Grund für das Mindestmass erklärt», sagt Dietrich Nohl und ergänzt: «Seit dem Kursbesuch hat die optische und technische Qualität merklich zugenommen.»
Die Wahl des passenden Dichtstoffes stellt manchmal dennoch eine Herausforderung dar, denn auf dem Markt gibt es verschiedenste Hersteller, die Acryl-, Silikon- und Hybridkitte anbieten. Innerhalb dieser Gruppen gibt es wiederum Unterschiede in der Zusammensetzung und beim Vernetzen – für einen Anwender, der nur gelegentlich eine Fuge ausfüllen muss, ein unüberschaubares Angebot. «Den universellen Kitt für alle Situationen gibt es schlicht nicht», bestätigt Wilfried Maier.
Die Dichtstoffexperten empfehlen deshalb, an den Seminaren möglichst viele Praxisbeispiele aus dem Arbeitsalltag zu behandeln. «Wenn ein Küchenmonteur oft Kochfelder in verschiedenste Abdeckungen einkitten muss, dann sollte man in der Schulung aufzeigen, welche Produkte sich dafür eignen und wie sie richtig verarbeitet werden», sagt Kandid Vögele.
Diesen Aspekt hat man bei der Firma Erne ebenfalls in die Planung und das erwähnte Merkblatt einfliessen lassen. Das Unternehmen setzt grundsätzlich immer dieselben sechs verschiedenen Produkte ein. Dabei hat man definiert, welcher Kitt für welche Materialkombination zum Einsatz kommt. «Natürlich gibt es auch mal einen Ausnahmefall, in dem ein anderes Produkt verwendet wird. Aber mit dieser Regelung verringern wir das Risiko, dass aus Versehen ein falscher Kitt verwendet wird», ergänzt Dietrich Nohl. Ein Punkt, der gemäss Wilfried Maier trotz breiter Informationskampagnen auch bei eigentlichen Profis gelegentlich zu Schäden führt: «Es kommt immer wieder mal vor, dass es bei Natursteinen zu Verfärbungen kommt, weil ein nicht geeigneter Silikon verwendet wurde. Oder dass Fugen in Nassräumen nach kurzer Zeit von Schimmel befallen werden, weil der verwendete Kitt kein Fungizid enthielt.»
An dieser Stelle bringt Kandid Vögele einen weiteren Aspekt ins Spiel: «Selbst einwandfreie Kittfugen halten nicht ewig und benötigen ein Minimum an Pflege.» In Nassräumen, aber ebenso im Kochbereich kann durch ein gelegentliches Reinigen oder Abspülen die Bildung von Schimmelpilz oder Verfärbungen stark reduziert werden, denn Rückstände wie Seife oder Fett bilden den idealen Nährboden für Keime und Bakte- rien. Ausserdem verlieren die im Dichtstoff enthaltenen Fungizide über die Jahre an Wirksamkeit. Stark beanspruchte Kittfu-gen müssen deshalb unweigerlich früher oder später ersetzt werden. In Schwimmbädern oder Garderobenduschen spricht man deshalb von Wartungsfugen. Diese müssen gemäss Norm sogar regelmässig überprüft und allenfalls ersetzt werden. «Es kommt aber auch vor, dass die Fuge zu viel oder falsch gereinigt wird. Scheuernde oder anderweitig agressive Reinigungsmittel schaden der Kittfuge», mahnt Wilfried Maier.
Verfärbungen des Dichtstoffes oder der Bauteiloberflächen können noch eine andere Ursache haben: Die Verwendung von ungeeigneten Abglättmitteln wie Seifenwasser oder Spülmittel. Obschon es zum Abglätten meistens problemlos funktioniert, kann es Tage oder sogar Wochen und Monate später zu ärgerlichen optischen Beeinträchtigungen kommen. Auslöser dafür sind die im Spülmittel enthaltenen Zusatzstoffe, die an der Luft und zusammen mit UV-Licht reagieren. Dies kann zu Verfärbungen der Fuge und des Untergrundes führen. Ebenfalls nicht empfehlenswert ist gemäss Kandid Vögele das Abglätten mit Spucke, selbst wenn es sich um noch so eine kleine Fuge handelt. «Mit dem Speichel gelangen wiederum viele Bakterien und Keime in die noch nicht getrocknete Dichtmasse.» Die Investition in ein von den Dichtstoffherstellern empfohlenes Abglättmittel dürfte sich also lohnen.
www.gyso.chwww.wuerth-ag.chwww.erne.netVeröffentlichung: 22. November 2013 / Ausgabe 47/2013
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