Charakterzüge einiger Handwerker

Die art der handwerker.  Sind die Vorurteile gegenüber den Handwerkern wahr oder nur ein Märchen? Erkennen sich die Schreiner in diesem Schriftstück wieder, welches vor zirka 56 Jahren in der SchreinerZeitung gedruckt worden ist, oder ist das doch alles nur erfunden?

Ein ganz bestimmtes Bild hatten die Redaktoren jener Zeit von den Handwerkern. Der SchreinerZeitung vom 19. Juli 1957 waren folgende Einschätzungen zu entnehmen:

«Die Maurer sind wortkarg, aber selbstbewusst, sie halten sich zurück und lassen sich von den Steinträgern bedienen. Sie sind in ihrer Art Herren, aber sie sind es in einer ruhigen, sachlichen, anspruchsvollen Weise. Niemals pfeifen oder singen sie, und ihre Unterhaltung fliesst spärlich. Ihre Art scheint geduldig und verständlich. Kühner wirken die Zimmerleute in ihren weiten Sammethosen, aus deren Hüfttasche ein Zollstock lang hervorsteht. Die Beschäftigung mit dem Holz gibt ihrem Aussehen einen zuverlässigen Charakter, dass man sich beim Anblick eines Zimmermanns sagt: so sieht ein Mann aus dem Volke aus.

Die eifersüchtigen Schreiner

Die Schreiner sind beweglicher. Ihre Arbeit ist vielfältig, und es gibt unter ihnen Spe-zialisten. Da ist der Schreiner, der Türen und Fenster macht, dort ist der Treppenschreiner, der Parkettleger, der Anschläger, der die Türen mit Drückern und Schlössern versieht, der Polierer und Leistenanschläger. Sie müssen bei ihrer Arbeit oft ernsthaft nachdenken und werden leicht heftig und eifersüchtig aufeinander. Meist sind sie kurz angebunden und politisch radikal. Die Maler sind weicher. Sie sollen von Berufs wegen Geschmack haben. Es kom- men in ihren Berufsgesprächen die Worte «schön» und «hässlich» vor. Darum neigen sie auch höherer Bildung zu. Sie streiten über Fragen der Politik, Volkswirtschaft und Wissenschaft, sie sind im Bau recht eigentlich die Sänger und Pfeifer. Sie verstehen sich gut auf allerhand Kunststücke, sie können den Malstock balancieren und mit dem Pinsel jonglieren.

Etwas ins Fahrige gehen die Gesten der Tapezierer. Diese bilden sich sehr viel darauf ein, dass sie eine saubere Arbeit verrichten. Wenn man dem Maurer seinen Beruf am meisten ansieht, so verbirgt der Tapezierer ihn am besten. Er ist derjenige, der das gemeinsame Werk vollendet, der Vertreter des schönen Scheins unter den Handwerkern.

Jeder Beruf verleiht der Arbeits- und Lebensweise eine Farbe, alle Farben zusammen aber ergeben eine Harmonie, ihnen allen ist ein Grundton gemeinsam.»

www.schreinerzeitung.ch

Veröffentlichung: 18. Juli 2013 / Ausgabe 29-30/2013

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