Bodenständige Montage


Ein planer Boden erleichtert die Sockelmontage wesentlich. Solche Idealbedingungen trifft der Monteur aber nicht immer an. Bild: Elbau Küchen AG
Ein planer Boden erleichtert die Sockelmontage wesentlich. Solche Idealbedingungen trifft der Monteur aber nicht immer an. Bild: Elbau Küchen AG
Montage. Soll man für die Küchenmontage einen Sockel aus Streifen oder Sockelfüsse aus Kunststoff verwenden? Eine Glaubensfrage, die sich nicht abschliessend beantworten lässt, denn beide Systeme haben Vor- und Nachteile.
«Wenn der Sockel nicht präzise ausgerichtet ist, sind Probleme vorprogrammiert.» Solche Aussagen bekommt wohl jeder Lernende zu hören, welcher das erste Mal bei einer Küchen- oder Schrankmontage dabei ist. Was diesen Grundsatz anbelangt, sind sich wohl alle einig. Bekanntlich führen aber viele Wege nach Rom, und so verhält es sich ebenfalls mit dem Sockel: Je nach Schreinerei unterscheiden sich die Konstruktionen grundlegend oder nur in kleinen Details.
Der klassische Sockel besteht aus einem Vorderstück, einem etwas weniger hohen Hinterstück sowie hochkanten Zwischenstücken. Diese werden mittels Dübeln, Lamello, Wellennägeln oder Schrauben miteinander verbunden. Schreinereien, die über ein Bearbeitungszentrum verfügen, setzen oft auf die gedübelte Variante. Eine andere Form des klassischen Sockels ist die Variante mit liegenden Zwischenstücken. Sie werden in Nuten im Vorder- und Hinterstück geklebt. «Der Vorteil dieser Version ist, dass sich der Sockel beim Verleimen sehr einfach spannen oder verschrauben lässt, ohne dass er aus dem rechten Winkel gedrückt wird», sagt Marcel Speck, Projektleiter bei der Lindauer AG in Steinen. Allerdings kommt der Schreiner kaum darum herum, eine gewisse Menge von Vorder- und Hinterstücken auf Lager zu produzieren. Anderenfalls muss der Maschinist für jeden einzelnen Sockel die Kehlmaschine einstellen, um die Nuten zu fräsen. Zudem kann man bei diesem System nicht verschieden dicke Zwischenstücke verwenden, die beispielsweise aus Plattenresten geschnitten werden.
Ausgerichtet werden beide Sockeltypen mittels Schiftholz oder verstellbaren Sockelfüssen. Bei der Arthur Girardi AG setzt man auf verstellbare Füsse, die sich mit dem Akku-Bohrschrauber justieren lassen. «Diese Füsse kann man ohne Schrauben direkt am Sockel befestigen. Dadurch rutschen sie bei der Montage nicht weg und kippen auch nicht um», erzählt Projektleiter Thomas Wolfisberg. Empfehlenswert sind Füsse, die sich für verschiedene Werkstoffdicken eignen.
Bei der Lindauer AG wird nur das Hinterstück mittels Sockelfüssen justiert, vorne ist der Sockel klassisch ausgeführt. Fixieren lassen sich Sockel sehr einfach mittels Zwischenstücken, die liegend auf den Boden geschraubt, genagelt oder geklebt werden.
Das Vorderstück kann zugleich die sichtbare Sockelblende sein. Sie wird angepasst und direkt auf den Boden gestellt. Andere Schreinereien wiederum fertigen separate Sockelblenden an. Dies bedeutet zwar einen geringfügig grösseren Materialaufwand, dafür kann sie der Monteur beim Anpassen leichter bearbeiten.
Die Blende wird danach an den Sockel geschraubt oder geklebt. Letzteres setzt sich dank moderner Klebstoffe immer mehr durch und hat auch gewisse Vorteile: Die Blende kann auch erst am Schluss angebracht werden, zum Beispiel wenn der Einbau des Bodenbelages erst nach der Küchenmontage erfolgt. Diverse Geschirrspüler erfordern aber eine demontable Sockelfront, weil diese Geräte direkt auf den Boden gestellt werden. Dies hat Fugen zur Folge, die manchen Bauherren oder Architekten nicht gefallen. Verhindern lässt sich dies durch die Verwendung von weniger hohen Geräten, die mittels Montageschienen direkt auf den Holzsockel montiert werden.
Ebenfalls verbreitet – und das nicht nur bei grossen Küchenherstellern – sind Sockelverstellfüsse aus Kunststoff. Sie ersetzen den klassischen Sockel vollständig und werden direkt am Korpus befestigt. Der Fuss besteht aus einer Grundplatte, die auf die Unterseite des Korpusbodens geschraubt, oder in Dübellöcher gesteckt wird. Die Grundplatte nimmt dann die Verstellfüsse auf, die es in verschiedenen Höhen gibt. Sie werden meistens erst kurz vor der Montage in die Grundplatte gesteckt, damit sie beim Transport nicht abgerissen werden. Der Monteur kann dann jeden Unterbau einzeln in der Höhe justieren. Die Monteure der Schreinerei Girardi bevorzugen jedoch die Sockel aus Holz. «Ist der Boden schön eben, ist man mit diesem System sehr schnell. Muss man jedoch viel justieren, wird es mühsam. Bei fünf Korpussen muss der Monteur ja bereits 20 Füsse einstellen.»
Zudem sind die Verstellschrauben je nach Situation nur schlecht erreichbar. Am meisten bekommt er das bei Eckunterbauten zu spüren: Je nach Ausführung benötigen diese acht Füsse und jene in der entfernten Ecke sind von vorne schwer zu erreichen.
Die Sockelblenden werden nach den Anpassarbeiten mittels Klipps an den Fuss oder unter den Korpus geklemmt. «Früher kam es vor, dass die Klipps aus Kunststoff mit den Jahren spröde wurden und brachen. Das hat man aber in den Griff bekommen», erzählt Wolfisberg. Zudem befindet sich der Verstellfuss auf derselben Flucht wie die Rückseite der Blende. Dadurch ist sie auch im Bodenbereich nach hinten abgestützt. Bei etwaigen Problemen lassen sich die Sockelblenden entfernen und man hat Zugang dazu. Das macht sich zum Beispiel bezahlt, wenn ein hoher Geschirrspüler eingebaut werden soll: Der Schreiner kann eine durchgehende, fugenlose Sockelblende montieren. Kommt ein auf dem Sockel platziertes Modell zum Einsatz, muss man wegen der fehlenden Sockelkonstruktion allerdings einen Geräteboden einplanen.
Will man die Korpusse gegen Verrutschen sichern, muss man sie durch den Korpusboden mit dem Untergrund verschrauben. «Kochinseln planen wir deshalb grundsätzlich mit einem klassischen Sockel», sagt Thomas Wolfisberg. Dafür ist der Raum unter den Korpussen beim Einsatz von Kunststofffüssen völlig frei und es können problemlos Leitungen untendurch geführt werden. Im Falle einer undichten Wasserleitung wird nicht der ganze Sockel in Mitleidenschaft gezogen. Durch die vormontierte Grundplatte können die Korpusse beim Transport oder bei der Zwischenlagerung ohne zusätzliche Schutzmassnahmen auf den Boden gestellt werden.
Egal, für welches System sich der Schreiner entscheidet, arbeitet er nicht exakt, kann sich das später rächen.
www.girardi.chwww.lindauerag.chwww.elbau.chDie Schweizer Küchennorm weist eine Breite von 55 cm, eine Tiefe von 60 cm und eine Höhe von 90 cm auf. Die Breite von 55 cm ist eine rein rechnerische Lösung und weicht von der gebräuchlichen ISO-Norm mit den 10 cm-Schritten ab. Die Tiefe hingegen ergab sich aus einer mittleren Armlänge, die Höhe aus der statistisch ermittelten durchschnittlichen Körpergrösse.
Europa hat erst spät eine Einigung erzielt. 1995 erschien die europäische Norm EN 1116 für Küchenmöbel und Küchengeräte mit einer Breite von 60 cm. Mit dem freien Markt hat auch diese Breite in der Schweiz Verbreitung gefunden. Beide Breiten existieren jetzt nebeneinander.
Veröffentlichung: 07. März 2013 / Ausgabe 10/2013
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