Bewegung, die verändert
Mit nur wenigen Griffen lässt sich mit Casetur Mechanism eine eckige Tischplatte auf einem Korpus drehen, der an der Wand steht.
Mit nur wenigen Griffen lässt sich mit Casetur Mechanism eine eckige Tischplatte auf einem Korpus drehen, der an der Wand steht.
Möbelbeschläge. Drehen, ziehen, schieben: Funktionsmöbel, die modernen Ansprüchen genügen sollen, müssen sich den Gegebenheiten möglichst flexibel anpassen können. Dazu sind besondere Beschläge gefragt.
Der Reiz eines Möbels liegt in seiner Wirkung. Darin, wie es den Raum verändert, in dem es steht. Er liegt aber auch darin, wie es Funktionen erfüllt. Dieser Bereich ist nach wie vor ein ausgezeichnetes Tummelfeld für findige Handwerker.
Moderne Wohnungen glänzen mit wenigen, aber grossen Räumen, die mit viel Wohnambiente auch sehr praktisch sein sollen. Da kommt das Wohnen, Essen und Kochen im gleichen offenen Raum vor. Das Badezimmer integriert sich ins Schlafzimmer, und dieses kann auch durchaus einen Arbeitsplatz beinhalten. Nicht jede Funk- tion wird aber dauernd gebraucht und ist es wert, massgebend Platz zu beanspruchen. Deshalb sollen Räume, die verschiedenen Situationen genügen müssen, durch Einrichtungen ergänzt werden, welche die entsprechenden Aufgaben unterstützen.
Ein Schreibtisch, der sich von einem Korpusmöbel einfach um 90 Grad ausschwenken lässt, ist sicher eine angenehm platzsparende Möglichkeit. Damit sich eine Platte mit Beinen an einer Querkante sicher in dieser Weise bewegen lässt, muss es einen Drehbeschlag zwischen Korpus und Platte geben. Die Tischbeine sowie die Platte müssen aber so weit vom Korpus oder einer Zimmerwand entfernt sein, dass sie nicht kollidieren können, was selten schön ist. Die deutsche Firma Casetur Mechanism aus München hat daher einen Beschlag entwickelt, der es erlaubt, den Tisch mit dem Korpus bündig zu machen und diesen drehen zu können, selbst wenn er ganz an der Wand steht.
Beim Öffnen wird die Platte erst in diagonaler Richtung von Ecke und Wand weggezogen, wodurch der erforderliche Abstand entsteht. Dann kann sie ausgeschwenkt werden, um den Tisch mit einer diagonalen Schiebebewegung in einem 90-Grad-Winkel zum Korpus und bündig mit dessen Aussenkanten zu verriegeln. Das Bewegungsprinzip ist auch sonst sehr vielseitig einsetzbar. Denkbar sind auch vertikale An- wendungen, die nicht unbedingt mit Tischfunktionen zu tun haben müssen.
Ähnlich und doch so anders ist eine Entwicklung von Pöttker in Deutschland, die an der Messe ZOW in Bad Salzuflen vorgestellt wurde und schon bald bei Ackutech in Rotkreuz ZG erhältlich sein wird. Der Beschlag enthält einen Drehkranz, der auf dem Korpus befestigt wird. An diesem läuft eine doppelte Linearführung, welche von unten am Blatt befestigt wird. So kann eine grosse Tischplatte mit Beinen auf einer Querseite beispielsweise über eine Koch- insel geschoben werden. Durch das Drehen und die bleibende Möglichkeit, die Platte in ihrer Längsrichtung zu schieben, kann sie beliebig positioniert werden. Einzig die Position des Drehpunktes auf dem Korpus bleibt dabei fix.
Rein lineare Bewegungen ohne Drehungen können immer wieder für einen schönen Mehrwert sorgen, wenn der Beschlag unsichtbar verbaut werden kann. Also wenn beispielsweise die Abdeckplatte der Kücheninsel längs oder quer mittels einer Linearführung weggeschoben werden kann. Dadurch werden Arbeitsbereiche wie das Kochfeld freigegeben, und die Platte wirkt als Bartisch. Solche Linearführungen bietet Ackutech mit dem Produkt «FlexFit 1537» aus Edelstahl. Dieses kann liegend auf einem Korpus oder horizontal an einer Regalwand verwendet werden. Mit einer frei kürzbaren Profillänge von 2400 mm und Laufwagen mit wahlweise drei oder fünf Rollen lässt sich manches bewegen. Der kleine Laufwagen hat dabei eine Tragfähigkeit von 80 kg (stehend an der Wand) bzw. 35 kg (flach liegend).
Ähnlich ist auch das Angebot von Häfele aus Kreuzlingen TG mit der Linearführung «Accuride 0115RC». Statt eines Laufwagens mit Rollen gibt es da einen Kugelumlaufwagen. Wie bei vielen Schubladenunterflurauszügen hat dieser Wagen auf zwei Seiten zum Schienenprofil hin Kugellagerkugeln. Das bedingt dann auch eine etwas andere Geometrie des Profilquerschnittes, um die Kugeln zu halten. Dies bringt den Vorteil, dass dieses System zusätzlich auch an der Decke verwendet werden kann. Die Anzahl der verwendeten Kugelumlaufwagen und deren Lagerung (Edelstahl oder Kunststoff) sind für die jeweilige Tragfähigkeit verantwortlich. Die Aluminiumlaufschiene ist ungebohrt erhältlich und kann mit ihrer Grundlänge von 1200 oder 2400 mm sowohl gekürzt als auch verlängert werden.
Interessant ist, dass die Tragfähigkeit bei einer Deckenmontage leicht über der der Bodenmontage desselben Beschlages liegt. Gerade an der Decke muss aber nicht immer von einer hängenden Anwendung ausgegangen werden. Sollen beispielsweise unter einer bauseits fest montierten Tischplatte Korpusse in der Längsrichtung verschoben werden können, stellt man diese auf Bockrollen und verwendet die Linearführung als Verbindung zur Plattenunterseite.
Wer noch mehr Bewegung in der Einrichtung braucht und nicht nur Tischplatten sowie Fronten verschieben will, kann mit einem ähnlichen System auch gleich ganze Schrankelemente auf Schienen verschieben. Die «Rollschrankführung» von Häfele bietet dabei eine Tragkraft von 220 kg. Das Laufwerk aus verzinktem Stahl verfügt neben kugelgelagerten Rollen auch über eine Spurführung. Diese sorgt auf der Spurinnenseite dafür, dass der Korpus sauber den auf den Boden geschraubten Laufschienen folgt. Auch diese bestehen aus verzinktem Stahl und sind in einer Länge von 3000 mm erhältlich. Der Sinn einer solchen Beschlagsverwendung kann sein, dass Korpuselemente wie in einem Rollarchiv aneinandergereiht und immer so verschoben werden können, dass jeweils ein Zugang zum Schrankinhalt frei wird. Das ergibt dann sehr viel Stauraum auf einer verhältnismässig kleinen Grundfläche.
Sobald lineare Bewegungen ausserhalb des horizontalen Bereiches sein sollen, spielt die Schwerkraft eine wichtige Rolle, denn das Gewicht des zu bewegenden Objektes muss ausgeglichen werden. Was früher mit Seilen, Umlenkrollen und Gegengewichten konstruiert wurde, lässt sich heute unauffällig und platzsparend mit Gasfedern oder Hydraulikzylindern bewerkstelligen. Gasfedern haben eine definierte Hubkraft und können mit Hebeln oder auch Auslösetasten, die über einen Bowdenzug wirken, bedient werden. Die deutsche Firma Bansbach Easylift GmbH führt als Ergänzung zur linearen Verstellung mittels Gasdruckfedern den hydraulischen Linearantrieb «Easymotion», der auch mehrere Verstellzylinder völlig synchron bewegt. Die Firma wird von der Bibus AG in Fehraltorf ZH vertreten. Das System besteht aus einer Hydraulikpumpe, Verstellzylindern und der entsprechenden Verbindung der einzelnen Elemente durch Druckschläuche. Beinahe jede Anwendung, auch mit grossem Gewicht, lässt sich auf individuelle Bedürfnisse anpassen. Die Zylinder lassen sich durch ihre kompakte Bauweise gut verbauen und in der Anwendung integrieren. Flexible Befestigungsmöglichkeiten erleichtern dies zusätzlich. Und mit Hüben bis 800 mm bleiben fast keine Wünsche offen. Optional erfolgt die Verbindung zwischen Pumpe und Verstellzylinder mit einer Schnellkupplung, was die Montage deutlich vereinfacht.
Der «Z-Zylinder» stellt eine Kombination aus hydraulischem Verstellzylinder und einer Gaszugfeder dar. Es wird nicht nur auf Bauteile, sondern vor allem auf die Technologie der Gasfedern zurückgegriffen. Erreicht wird dadurch, dass beim Einfahren des Systems keine externe Rückstellkraft mehr notwendig ist. Der Zylinder lässt sich lageunabhängig einbauen. Angetrieben wird «Easymotion» wahlweise mit einem Elektromotor oder einer Handkurbel. Womit die Wahl besteht: Komfortable Verstellung mit Elektromotor oder vollkommene Netzunabhängigkeit. Wer die Möglichkeit der lageunabhängigen Zylinder mit denen einer Linearführung in Verbindung bringt, kann bei den kompakten Baumassen der Komponenten seinen Kunden etwas sehr Spezielles bieten.
www.casetur.comwww.ackutech.chwww.haefele.comwww.bibus.chVeröffentlichung: 07. April 2016 / Ausgabe 14/2016