Aus Holz wird Edelmetall

Sven Bürki im Siegesrausch nach dem Erhalt seiner Goldmedaille. Bild: Swiss Skills

World skills 2017.  Als Hoffnungsträger sind die Jungschreiner Sven Bürki und Fabio Holenstein an die Berufs-WM gereist – und mit Medaillen im Gepäck zurückgekehrt. Wie sich der Grosserfolg anfühlt und was sie als Nächstes tun.

Fabio Holenstein und Sven Bürki, zwei ganz normale Jugendliche aus der Ostschweiz. Fast. Denn sie sind Schreiner und haben sich in allen Schreinerwettkämpfen, an denen sie teilgenommen haben, durchgesetzt. Insgesamt gegen über 900 andere Schreinerlernende. Beide haben in ihrer Kategorie die Schweizer Meisterschaft gewonnen und sind jetzt, nach zwei Wochen an der Weltmeisterschaft im arabischen Emirat Abu Dhabi, beide um je eine Medaille reicher.

Bronze für Holenstein

«Ich bin super zufrieden und unglaublich stolz auf meine Medaille. Und ich bin sehr erleichtert, dass es jetzt so gut zu Ende ging», schreibt Fabio per SMS aus Abu Dhabi. Der 21-jährige St. Galler hat eine Spitzenleistung gezeigt. In 11 Stunden musste er einen komplizierten Rahmen und in weiteren 11 Stunden ein Rednerpult herstellen. Nach dem ersten und zweiten Tag war Fabio Holenstein noch skeptisch, ob es für einen Podestplatz reichen wird. Ab dem dritten Tag hatte er wieder Hoffnung geschöpft, als er beim zweiten Objekt merkte, dass es gut läuft. Sein Vater ist stolz auf ihn, sagt aber auch, dass man ja nicht wie im Sport auf die WM hinarbeitet, sondern Wettkampf für Wettkampf nimmt, bis man plötzlich in Abu Dhabi auf dem Treppchen steht. Da hat man Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen.

Gold für Bürki

Sven Bürki schreibt am Tag nach der Rangverkündigung per E-Mail aus Abu Dhabi: «Ein Tag danach ist das Feeling immer noch unglaublich. Mit dem Team zusammen ein solch grossartiges Ergebnis zu erreichen, ist einfach Wahnsinn! Die Emotionen der Schlussfeier sind noch spürbar. Ich bin einfach nur happy.»

Sven stand am Ende auf dem obersten Treppchen in der Kategorie Möbelschreiner. Über die Goldmedaille freut er sich umso mehr, da für ihn die Zeit am Schluss des Wettkampfes richtig knapp wurde. «Ich konnte am Ende nichts mehr überprüfen und bin froh, haben die Masse gestimmt. Die letzten drei Stunden Wettkampf waren hart, aber ich habe sie auch genossen. Am Ende standen unzählige Fans um meinen Arbeitsplatz herum und als der Schlusspfiff ertönte, war die Stimmung einfach unbeschreiblich.»

Ständiger Begleiter von Sven Bürki während der Weltmeisterschaft und des Trainings davor war Tobias Hugentobler. «Einen grossen Anteil an dieser Medaille hat auch mein Experte Tobias Hugentobler. Während des Wettkampfes hielt er mir den Rücken frei und blieb auch ruhig bei allen Änderungen, die teils am letzten Tag noch ausdiskutiert worden sind. So konnte ich den Wettkampf mit einem optimalen Ablauf durchziehen», sagt Bürki.

Was kommt jetzt?

Sven Bürki gönnt sich erstmal eine Woche Ferien, um Zeit mit Familie, Freundin und Freunden zu verbringen und sich auszuruhen. Danach geht es aber weiter im Betrieb, als gewöhnlicher Schreiner, der zusätzlich eine Goldmedaille der Berufsweltmeisterschaft zu Hause hat. Fabio Holenstein hingegen sagte vor der WM noch, er habe noch keine Festanstellung, würde alles auf sich zukommen lassen und sehen, wie sich die Situation entwickle.

Jetzt, nach der Weltmeisterschaft, hat sich das Blatt bereits gewendet. Fabio wird für seinen Vater einspringen, der eine eigene Schreinerei besitzt und aufgrund einer Verletzung nicht arbeiten kann.

www.worldskillsabudhabi2017.com

AJ

Veröffentlichung: 02. November 2017 / Ausgabe 44/2017

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