Aus einer Alten gibts zwei Neue
Schreinerlernende der Technischen Fachschule Bern bauen die Küche aus, um sie andernorts wieder zu verwenden. Bild: TFB
Schreinerlernende der Technischen Fachschule Bern bauen die Küche aus, um sie andernorts wieder zu verwenden. Bild: TFB
Zweites Leben (1). Eine zwanzigjährige Küche aus einer Vorortsvilla findet in zwei Stadtberner Dachwohnungen eine neue Verwendung. Schreinerlernende der Technischen Fachschule Bern kümmern sich um den Ausbau, die notwendigen Anpassungen und den Wiedereinbau.
Zugegeben: Mit der Holzbrille betrachtet, hat die folgende Geschichte einen Pferdefuss: Bei der Küche handelt es sich nämlich um eine Stahlküche des Thurgauer Herstellers Forster. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist es dennoch bemerkenswert, womit sich Schreinerlernende der Technischen Fachschule Bern (TF Bern) und ihre Ausbildner seit einiger Zeit beschäftigen: einer zwanzigjährigen Küche neues Leben an einem neuen Standort zu verschaffen, und dies gleich zweimal. Denn die Küche aus einer Vorortsvilla ist so gross, dass ihre Bestandteile gleich für zwei Küchen in Stadtberner Altstadtwohungen reichen.
Den Anstoss für die Küchentransplantation gab der Berner Unternehmer Ueli Bernhard, Gründer des Wohn- und Arbeitsprojektes «Bollwerkstadt» unweit des Berner Hauptbahnhofes. «Wir haben vor vier Jahren bereits Wohnungen in der Bollwerkstadt umgebaut», sagt Marc Kammermann, Berufsbildner und Leiter des Technischen Büros bei der TF Bern. Nun sei es darum gegangen, zwei Dachwohnungen auszubauen. «Wir haben für die beiden Küchen und den Umbau zuerst konventionell offeriert», berichtet Kammermann. Doch dann habe man auf der Plattform useagain.ch besagte Grossküche in einer Vorortsvilla entdeckt, die nach 20 Jahren einer neuen weichen sollte.
Die Planung der Küchenzüglete sei dann schon eine besondere Herausforderung geworden, sagt Kammermann. «Was können wir wo und wie noch brauchen, damit daraus zwei vollwertige Küchen entstehen?», sei die entscheidende Frage gewesen. Die Küchengeräte, soviel sei von Beginn weg klar gewesen, wurden angesichts des Alters und weil es heute wesentlich sparsamere Geräte gibt, entsorgt.
Obwohl es sich um eine Stahlküche handelt, gibt es nach dem aufwendigen Ausbau nun in der Werkstatt der TF Bern für die Schreinerlernenden noch viel zu tun, bevor die beiden Küchen Anfang Jahr eingebaut werden. Die Sockel für die Küchen machten die Lernenden neu. Ausserdem mussten zwischen den einzelnen Elementen Verbindungsstücke erst entwickelt und dann aus Dreischichtplatten produziert werden. «Bei dem Projekt ist nichts Standard. Auch beim Einbau müssen wir Schritt für Schritt vorgehen», sagt Kammermann. Es warten noch Anpassungsarbeiten, und viel Improvisationsgeschick ist gefordert.
Letztlich wird die Züglete wohl etwa gleich teuer wie die Herstellung zweier neuen Küchen. Doch es sei dem Auftraggeber halt darum gegangen, zu zeigen, dass es grundsätzlich möglich ist, eine alte Küche zu versetzen und länger zu nutzen – und so den ökologischen Fussabdruck zu verringern.
www.tfbern.chwww.bollwerkstadt.chDie Loosli AG aus Wyssachen BE hat den Berner Unternehmerpreis «Klima + Energie 2024» der Organisation AEE Bern gewonnen, und zwar für ihre «nachhaltigen und innovativen Lösungen bei der Herstellung von Bade- und Kücheneinrichtungen». Namentlich erwähnt in der Mitteilung zur Preisübergabe vom 21. November ist die 2024 neu lancierte Bademöbellinie «Zoe», die kreislauffähig sei. Die Linie sei so konzipiert, «dass ihr Lebenszyklus über Reparaturdienstleistungen sowie dank garantierter Wiederverwertbarkeit und der Möglichkeit zur Rückführung der Materialien zu den Produ- zenten verlängert wird.»
aeebern.chwww.loosli.swissVeröffentlichung: 12. Dezember 2024 / Ausgabe 50/2024
Nachhaltigkeit. Lukas Vatter ist Geschäftsführer der Schäfer Schreinerei AG in Dielsdorf ZH. Der Betrieb gewann 2023 den Swiss Kitchen Award der Fachjury. Vatter sagt im Gespräch mit der Schreinerzeitung, was er unter nachhaltiger Produktion versteht und wo es hapert.
mehrZweites Leben (2). Es gibt einen Markt für gebrauchte Haushaltgeräte. Seit 2012 ist die Zürcher Stiftung Chance auf diesem Feld tätig. Stellensuchende demontieren ausgediente Küchen und Bäder. Anschliessend verkaufen sie Herde, Lavabos und Co. auf einer Online-Plattform.
mehrPaidPost. Es gibt nichts Umweltfreundlicheres als Leitungswasser. Die Filterarmatur Vital von Franke macht es auch besonders gesund, denn die Kapsel filtert Viren, Bakterien, Mikroplastik, Rost, Chlor sowie Hormone und Medikamentenrückstände heraus.
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