Atmungsaktiv am Boden

Dampfbremsen.  Der Termindruck nimmt zu, Zeit ist Geld. Eben diese Zeit fehlt vermehrt, um den Unterlagsboden ausreichend zu trocknen. Doch was tun, wenn trotz Restfeuchtigkeit das Parkett verlegt werden muss und man keine Schäden riskieren will?

Monteure kennen die Situation nur zu gut: Man kommt auf die Baustelle und im Gebäude herrscht ein feuchtwarmes Klima. Eine zu feuchte Bausubstanz bringt Probleme mit sich – insbesondere im Bodenbereich. «Es dauert etwa zwei Jahre, bis sich die Feuchtigkeit in einem Neubau normalisiert hat», bestätigt Michael Geissbühler des Bereichs Kleben und Dichten bei der Sika. Bei Holzbodenbelägen ist ein ausreichend trockener Unterlagsboden das A und O. Insbesondere bei den Schreinern wird diesem Aspekt gemäss Geissbühler noch zu wenig Beachtung geschenkt: «Zu hohe Feuchtigkeit kann zum Beispiel auch beim Kleben von Treppentritten auf eine Betontreppe zu Schwierigkeiten führen.»

Verlegen nur mit Feuchtigkeitsmessung

Laut der Interessengemeinschaft der Schwei-zerischen Parkett-Industrie (ISP) gelten für das Verlegen von Parkett folgende nach dem CM-Messverfahren (siehe Kasten) ermittelte Grenzwerte:

  • Zementunterlagsboden ≤ 1,5%
  • Anhydritgebundener Fliess-Unterlagsboden ≤ 0,3%
  • Anhydritgebundener Unterlagsboden (konventionell) ≤ 0,3%

Eine Messung mit elektronischen Geräten ist nicht zulässig.

Will man keine Schäden am Parkett riskieren, sollte man dieses nicht verlegen, solange die Feuchtigkeit über den Grenzwerten liegt. In solchen Fällen heisst es abwarten, bis der Boden die geforderten Grenzwerte erreicht hat. «Aber insbesondere im Sommer ist es aufgrund der hohen relativen Luftfeuchte schwierig, die Feuchtigkeit aus dem Estrich zu bekommen», sagt ISP-Oberexperte Bernhard Lysser. Wird dann im Winter die Bodenheizung in Betrieb genommen, erhöht sich innert kurzer Zeit der Dampfdruck auf das bereits verlegte Parkett nochmals stark. Dies kann wiederum zu Schäden am Bodenbelag führen. Ohne Entfeuchtungsgeräte sind deshalb die Grenzwerte im Sommer nur schwer zu erreichen.

Dampfbremse zum Streichen

Aber was tun, wenn das Parkett aufgrund des Zeitdrucks trotz zu hoher Feuchtigkeit verlegt werden muss? In solchen Fällen kommen spezielle Anstriche als dampfbremsende Schicht zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Zweikomponenten-Epoxydharze, die vor Ort angerührt werden müssen. In diesem Bereich gibt es heute auch Produkte auf Wasserbasis. «Diese lassen sich einfacher und sauberer verarbeiten als die alten Anstriche auf Lösemittelbasis», sagt Michael Geissbühler. Diese mussten mit einem Rührwerk gemischt werden und allfällige Spritzer liessen sich kaum noch entfernen. Die neuen Produkte können teilweise einfach in einem Topf gemischt und geschüttelt werden. Geht trotzdem ein Spritzer daneben, lässt sich dieser mit Wasser entfernen. Lösemittelbasierende Anstriche lassen ein Verlegen von Parkett noch bis zu einer Feuchte von 6% zu, wasserbasierende bis 4%. Dafür sind sie schadstoffarm, haben eine Topfzeit von bis zu zwei Stunden und sind innert weniger Stunden trocken. Wässrige Anstriche eignen sich aber nur für Zementestriche. Bei Anhydrit empfiehlt Geissbühler nach wie vor die alten Feuchtigkeitsbremsen und gibt zu bedenken: «Anhydrit ist sehr heikel, da sollte man einen Experten zu Rate ziehen.»

Solche Feuchtigkeitsbremsen haben aber ihren Preis: Gemäss Geissbühler muss man mit etwa sechs Franken pro Quadratmeter rechnen. Hinzu kommt noch der Arbeitsaufwand. «Bei diesen Produkten kann aber auf eine Grundierung verzichtet werden», fügt Michael Geissbühler an.

Kein Laminat ohne Dampfbremse

Bei Laminatböden ist selbst bei ausreichend trockenen Unterlagsböden die enthaltene Restfeuchte ein Problem. Aufgrund der dichten Kunststoffbeschichtung kann sich im Laminat Feuchtigkeit ansammeln und zu Schäden führen. Insbesondere das bereits beschriebene Szenario zu Beginn der Heizperiode stellt ein Problem dar. Aus diesem Grund ist das Verlegen einer Dampfbremse ein absolutes Muss. Zu diesem Zweck gibt es Produkte, die bereits mit einer Trittschalldämmung versehen sind – so lassen sich zwei Arbeitsgänge in einem erledigen. Die Bahnen müssen mindestens 200 mm überlappen und an den Wänden wannenartig aufgestellt werden. Dies verhindert ein Eindringen von Feuchtigkeit über die Wand in das Laminat.

Angst, dass die Feuchtigkeit eingeschlossen bleibt und sich der Schimmelpilz breitmacht, muss man keine haben. Da es sich nur um Dampfbremsen handelt, ist ein Feuchtigkeitsausgleich gewährleistet.

www.sika.chwww.parkett-verband.chwww.landolt.comwww.egger.com
Bestimmen des Feuchtegehaltes

CM-Messung

Mit einem elektronischen Messgerät wird zuerst eine geeignete Messstelle gesucht. Sie sollte eine möglichst hohe Feuchtigkeit aufweisen und nicht direkt über einer Heizschleife der Bodenheizung liegen.

Anschliessend erfolgt das Entnehmen einer Probe aus dem Estrich mit Hammer und Meissel. Der Einsatz von Bohrmaschine oder Kernbohrer sollte vermieden werden, die Erwärmung der Proben könnte das Messergebnis verfälschen. Die zerkleinerten Proben werden zusammen mit Stahlkugeln und einer Calciumcarbid-Ampulle in den Messbehälter gegeben. Anschliessend wird das CM-Gerät entsprechend der Prüfvorschrift geschüttelt, um die Stücke innerhalb des Behälters zu zerkleinern. Während des Vorgangs wird die Ampulle mit dem Calciumcarbid zerstört. Es reagiert mit Wasser zu Acetylen und Calciumhydroxid. Das freigesetzte Acetylen bewirkt dabei eine Druckerhöhung im Behälter. Über die Zunahme des Drucks lässt sich ein Rückschluss auf den Feuchtegehalt der Probe ziehen. Der CM-Wert lässt sich dann am Drucknanometer des Behälters ablesen.

Zu beachten ist, dass der ermittelte Wert in CM-% angegeben wird. Dieser ist nicht identisch mit dem absoluten Wassergehalt der Probe, welcher durch die Darr-Methode ermittelt wird. Dieser Feuchtewert ist in der Regel höher als der CM-Wert, was daran liegt, dass das physikalisch gebundene Wasser der Probe beim CM-Verfahren nicht berücksichtigt wird, sondern nur das Wasser der Kornoberfläche und der Zwischenräume.

ph

Veröffentlichung: 19. Januar 2012 / Ausgabe 3/2012

Artikel zum Thema

25. April 2025

Die Berufslehre soll attraktiv bleiben

In Deutschland und Österreich beginnen immer weniger Jugendliche eine Berufsausbildung. Deren Regierungen wollen deswegen eingreifen. In der Schweiz sieht es hingegen aktuell noch besser aus.

mehr
24. April 2025

Ein Böögg für das eigene Sechseläuten

Wer Zuhause einen Böögg wie die Zürcherinnen und Zürcher verbrennen möchte, um den Winter zu vertreiben, kann sich eine kleine Version der Stiftung RgZ bestellen. 

mehr

weitere Artikel zum Thema:

News