Alles ganz einfach?

Das Verklotzen einer Glasscheibe scheint nicht schwierig. Trotzdem muss man einige wichtige Regeln beachten, sonst droht das Versagen der ganzen Konstruktion. Bild: Gretsch-Unitas

Technik.  Die korrekte und sichere Verklotzung entscheidet über die Funktion und Lebensdauer einer Verglasung. Viele Glasbrüche und undichte Elemente haben ihren Ursprung in der unqualifizierten Verklotzung. Die SchreinerZeitung zeigt die wichtigsten Regeln in einer Übersicht.

Fast jeder durfte schon mal, viele machen es öfter, aber die meisten machen es einfach, ohne genau zu wissen, was fachgerecht ist. Die Verklotzung einer Glasscheibe im Flügel oder Rahmen scheint ganz einfach: ein paar Verglasungsklötze in den Falz und die Scheibe hinstellen. Bei Flügeln macht man das Ganze über Eck und bei Festverglasungen einfach unten. Doch was so einfach tönt, entpuppt sich als komplexe Schnittstelle zwischen Glas und Konstruktion. Die fachgerechte Ausführung entscheidet über die Lebensdauer, Funktion und Sicherheit des Glases und der ganzen Konstruktion.

Die Aufgaben der Verklotzung sind vielfältig. Neben der reinen Trag- und Richtfunktion ermöglichen die Glasklötze die regelmässige Belüftung des Falzraumes und sie schützt die Glaskante. Schlecht gesetzte, falsch dimensionierte Klötze und solche aus ungeeigneten Materialien können nicht nur zum schnellen Bruch der Scheibe führen, sie sorgen auch oft für ein schleichendes Versagen des Isolierglases. Wer etwa zu wenig unterlegt und damit die Belüftung des Falzraumes behindert, riskiert, dass die Scheibe undicht wird und im Zwischenraum anläuft.

Doch wie muss eine Verklotzung ausgeführt sein und welche Materialien eignen sich? Im Folgenden zeigt die SZ die wichtigsten Regeln zum Glasfalz, zur Materialwahl, Dimensionierung und Platzierung der Tragklötze.

Glasfalz

Der Glaseinstand im Falz sollte mindestens zwei Drittel der Falztiefe einnehmen. Der Einstand soll aber 20 mm nicht überschreiten. Ist das Glas am Rand zu stark abgedeckt, kann es aufgrund der Beschattung zu thermischen Spannungen kommen. Das Mindestmass, um den Randverbund ausreichend abzudecken und die Ungenauigkeiten beim Auflegen des Abstandhalters in der Isolierglasfertigung auszugleichen, beträgt 12 mm. Zudem soll der freie Raum am Falzgrund mindestens 4 mm betragen. Das ergibt eine minimale Falztiefe von 16 mm. In der Praxis hat sich aber gezeigt, dass sowohl der Glaseinstand von 12 mm, als auch die Klotzdistanz von 4 mm immer wieder zu Problemen führten. Eingebürgert hat sich darum ein Glaseinstand von 14 mm und ein Klotzabstand von 4 bis 6 mm. Besonders grosse Elemente und Mehrfachisoliergläser lassen sich mit einem höheren Klotzmass deutlich leichter einglasen. Dreifachisoliergläser mit hoher Elementdicke kann man wegen des deutlich längeren Diagonalmasses oft nur parallel in den Glasfalz einführen, was schwierig ist. Bei diesen Gläsern lohnt sich die grosszügige Dimensionierung des Glasfalzes.

Ist der Klotzraum zu schmal, kann es zum Versagen der Verglasung kommen. Der Grund ist Kondenswasser, welches im Falzbereich entstehen kann und bei nicht ausreichender Belüftung aufgrund des Dampfdruckes zum Versagen des Randverbundes am Isolierglas führt. Ausserdem muss jeder Glasfalz nach aussen entspannt und entwässert sein. Ist das Anbringen einer Falzgrundversiegelung gefordert – etwa bei Schallschutzverglasungen –, wird die Einholung der technischen und materialbezogenen Freigabe durch den Glashersteller unumgänglich.

Materialwahl

Es spielt keine Rolle, ob Glasklötze aus Holz oder Kunststoff eingesetzt werden, beide Werkstoffe weisen Vor- und Nachteile auf. Klötze aus Holz sollten aus Hartholz mit einer Rohdichte von mindestens 650 kg/m3 gefertigt sein. In diese Kategorie fallen Buche, Eiche, Esche und viele Exotenhölzer, nicht aber Lärche, Meranti oder Föhre. Diese werden zwar von vielen Fensterbauern eingesetzt, sind aber zu weich. Ein Fragezeichen ist zudem bei stark gerbsäurehaltigem Holz wie der Eiche zu machen. Kondenswasser von der Glaskante lässt Metallsalze aus der Umgebung heftig mit den Gerbstoffen des Holzes reagieren. Daraus entsteht eine braune Flüssigkeit. Wenn diese ausfliesst, resultieren unschöne Verfärbungen. Kondenswasser im Bereich der Glaskante ist ein häufig auftretendes Ereignis, welches kaum verhindert werden kann und normalerweise über die obligatorische Falzgrundentwässerung aufgefangen und abgeleitet wird. Wer Klötze aus Kunststoff verwendet, kann aus verschiedenen Härtegraden auswählen. Tragklötze sollten eine Härte von 60 bis 70 Shore D aufweisen. Für sehr schwere Gläser kann man Klötze mit einer Härte von 60 bis 80 Shore A verwenden. Besonders beachten muss man dabei die Materialverträglichkeit. Zudem sind die Klötze aus Kunststoff nicht in jeder gewünschten Breite erhältlich. Es gibt aber Kunststoffklötze , die sich nach dem Unterlegen entlang der Glaskante mit dem Cutter abschneiden lassen.

Dimensionierung

Die übliche Länge der Klötze beträgt 100 mm. Bei sehr schweren Gläsern kann man die Klotzlänge bis auf maximal 200 mm verlängern (verdoppeln). Die Auflage im Glasfalz muss über die ganze Glasstärke erfolgen. Sind Stege oder breite Nuten am Falzgrund vorhanden, muss man diese korrekt überbrücken, so dass jedes Einzelglas zuverlässig abgestützt ist. Die Breite des Klotzes soll die Glasstärke pro Seite um mindestens 1 mm übersteigen. Bei Hartanschlägen in Holzfenstern soll der Klotz zumindest auf der Glasleistenseite etwas vorstehen. Zu schmale Klötze lösen leicht einen Glasbruch aus, denn die Glaskante ist bei konventionell geschnittenen Gläsern nie ganz rechtwinklig ausgebildet. Bewegt sich das Glas im Falz, entsteht Spannung. Besonders schwere Gläser kann man säumen lassen, um die Kanten-, und damit die Auflagequalität zu verbessern. Besonders beliebt bei unqualifizierten Glasern ist das diagonale Einlegen der Klötze, wenn sie zu schmal sind. Davon muss man deutlich abraten, denn die diagonale Lage sorgt für eine unsaubere Lastabtragung und führt zum Versagen des Glases, weil die Hauptlast über den Randverbund und nicht auf die Scheiben übertragen wird. Bei Verglasungen, bei denen die Auflage über die ganze Elementstärke nicht möglich ist, zum Beispiel bei bündig eingesetzten Gläsern mit Dichtstoff- fuge, sollte man den Glaslieferanten anfragen. Auch in diesem Fall ist das Säumen der Kante ein Schritt in Richtung mehr Sicherheit. Mehrscheibenisolierglas sollte vor dem Einsatz auf Versatz der Einzelscheiben kontrolliert werden. Besteht ein Versatz, wirkt sich das auf die Lastverteilung aus, es besteht die Gefahr von Überlastung der Einzelscheibe.

Positionierung

Die Anordnung der Klötze richtet sich nach der Funktion der Verglasung. Seitlich gebandete Flügel sind immer über Eck zu verglasen. Beim Standardfenster sind in den freien Ecken keine Distanzklötze notwendig. Bei erhöhtem Einbruchschutz sollte man aber auch die beiden anderen Ecken des Flügels sowie im Bereich der Schliesspunkte mit Distanzklötzen verstärken. Der Abstand zur Ecke darf im Normalfall nicht mehr als eine Klotzlänge, also etwa 100 mm betragen. Bei kleinformatigen Scheiben kann man diesen Abstand bis auf etwa 20 mm reduzieren. Die Klötze sollten nie direkt in der Ecke platziert sein. Bei sehr grossen Elementen darf der Abstand maximal 250 mm betragen. Diesen Wert sollte man nicht überschreiten. Der Grund ist bei der Lastabtragung zu suchen. Berechnungen mit der Finite Element Method (FEM) zeigen eine deutlich schlechtere Druckverteilung innerhalb der Scheibe, wenn die Abstände zur Rahmenecke zu gross gewählt wurden.

Literatur zum thema

Zwei Publikationen zur Auswahl

Gleich zwei Hersteller haben kürzlich Publikationen zum Thema Verklotzung verfasst. Bei Gretsch-Unitas heisst das Werk «Leitfaden für fachgerechte und sichere Verglasung», Roto hat seine Publikation «Klotzfibel» getauft. Beide Werke kann man von den Unternehmenswebsites herunterladen.

www.g-u.comwww.roto-frank.ch

wi

Veröffentlichung: 12. September 2013 / Ausgabe 37/2013

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