«Alle waren skeptisch, ob das was wird»

Im neuen Glasertisch sind alle Werkzeuge, Utensilien und die Schutzausrüstung verstaut. Simeon Schär hat ihn geplant und produziert. Bild: Werthmüller Schreinerei AG

Bei der Werthmüller Schreinerei AG in Burgdorf BE müssen oft alte Fenster neu verglast und eingekittet werden. Bisher wurde das auf Böckli erledigt und die passenden Hilfsmittel zusammengetragen. Damit diese Arbeit weiterhin mit der nötigen Sorgfalt betreffend Asbestschutz erledigt wird, durfte Simeon Schär einen neuen Arbeitsplatz planen und produzieren. Wie er das gelöst hat, erzählt der 18-Jährige im Monatsinterview.

Wie bist du zum Auftrag gekommen, einen Glasertisch zu entwickeln und zu produzieren?

Simeon Schär: Mein Chef kam mit einer Skizze auf mich zu und fragte, ob ich Lust hätte, das Projekt selbstständig zu übernehmen. Ihm war es wichtig, das Arbeiten mit Asbest sicherer zu gestalten, den speziellen Asbestsauger in den Arbeitsplatz zu integrieren und die vorgeschriebenen FFP3-Masken griffbereit zu halten. Die Fenster sollen auf dem Tisch sicher aufgespannt werden können, die Rückstände leicht einzusammeln sein. Zudem sollte der Arbeitsplatz staubfrei im Freien gestaltet werden.

Wie bist du vorgegangen?

Meinem Vorgesetzten war es wichtig, dass alle Mitarbeitenden ihre Wünsche zum Glasertisch äussern können. Also habe ich eine Befragung durchgeführt und einen entsprechenden Entwurf eines Korpus gezeichnet. Meine Kolleginnen und Kollegen waren skeptisch, ob das was werden wird.

Konntest du sie mit deinem Projekt überzeugen?

Ja, alle waren überrascht, was für ein Korpus entstanden ist. Ich selbst auch. Denn zu Beginn war ich unsicher, wie ich das anpacken soll. Der Korpus musste eine gewisse Höhe haben, sodass man ihn versorgen kann. Für das Konzept, wie ich alles anordnen und verstauen soll, brauchte ich schon einige Zeit. Ich musste alle Masse nehmen und besonders auf die Tiefen achten. Fürs Festmachen der Fenster habe ich nach anderen Ideen schliesslich von Hand eine Platte mit Löchern gebohrt, damit man einfach Zwingen befestigen kann. Für den Korpus habe ich Dreischichtplatten verwendet und die Abdeckung aus einer Multiplexplatte gefertigt.

Und wird der Glasertisch nun auch benutzt?

Ja. Da alle Mitarbeitenden ein Teil des Projekts waren, wird der Tisch von allen genutzt und als Mehrwert empfunden. Der Tisch ist natürlich viel sicherer als die Böckli, und es ist alles an einem Ort versorgt. Auch die Masken. Man spart Zeit, und das Ziel ist erreicht. Das freut mich.

Wie lange hast du an diesem Projekt gearbeitet?

Rund vier Tage. Ich habe mehr Zeit benötigt, als zuerst gedacht.

Darfst du oft Aufträge selbst- ständig erledigen?

Ja, immer wieder. Ich habe sehr abwechslungsreiche Tage. Mal bin ich zum Beispiel im Betrieb und arbeite an Türen und Möbeln, darf kleine Extras wie Bilderrahmen produzieren oder arbeite auf der Baustelle. Ich mache zwar die Lehre in der Fachrichtung Möbel, allerdings reparieren wir eben auch oft Fenster. Ich finde es toll, dass die Arbeit nicht fix zugeteilt und vielseitig ist.

Wie läuft es dir allgemein in der Lehre?

Sehr gut. Gerade habe ich die Teilprüfung mit der Note 5,2 bestanden, worüber ich sehr froh bin. Zuerst war ich nervös, aber als ich im Prüfungslokal war, wusste ich immer, was zu tun ist. Ich hatte mich gut vorbereitet und hatte keine Probleme. Da mein Vater auch Schreiner ist, habe ich teilweise in seinem Betrieb trainiert, weil er eine ähnlich alte Kehlmaschine hat wie im üK-Zentrum. Das hat mir sicher geholfen.

Freust du dich aufs letzte Lehrjahr?

Grundsätzlich schon. Schulisch mache ich mir keine Sorgen. Ich habe hohe Ansprüche an mich selbst und investiere Zeit fürs Lernen. Die BMS mache ich aber nicht. Auf die Vertiefungsarbeit habe ich allerdings weniger Lust. Da kommt es halt aufs Thema und die Gruppe an, in der man arbeitet. Hingegen freue ich mich sehr auf die IPA, die individuelle praktische Arbeit. Diese finde ich cool und realitätsnah. Was es werden wird, weiss ich aber noch nicht.

Wie gefällt es dir in deinem Lehrbetrieb?

Gut. Zu Beginn war ich der einzige Lernende, nun sind wir zu dritt. Ich benötigte etwas Zeit, um mich einzugliedern. Das Team ist toll und breit aufgestellt.

Hast du schon Zukunftspläne?

Ich werde wahrscheinlich in den Betrieb meines Vaters wechseln. Gerne würde ich dann den Kurs als Berufsbildner machen. Denn ich habe gemerkt, dass ich den anderen Lernenden gerne Dinge erkläre. Ich finde das auch wichtig. Möglich wäre, später den Betrieb einmal zu übernehmen. Da mein älterer Bruder auch Schreiner ist, müssen wir dann halt schauen, wie das läuft. Das liegt jedoch in weiter Zukunft.

www.werthmuellerag.ch

 

Im Interview mit

Simeon Schär, 18 Jahre alt, aus Rüegsbach in der Nähe von Hasle- Rüegsau BE. Er schliesst das dritte Lehrjahr ab und ist bei der Werthmüller Schreinerei in Burgdorf BE angestellt. Die Berufsschule besucht er in Langnau. In seiner Freizeit spielt Schär Schlagzeug und bildet mit seinem Bruder und zwei Kollegen eine Band. Sie spielen vor allem Covers von Rockbands. Im Moment mag er die Musik von «Sleep Token», die er etwas speziell, aber toll findet. Vor allem deren Schlagzeuger, der sich schlicht «Two» nennt. Ab und zu tritt seine Band, die noch keinen Namen hat, auf. Neben der Musik hält sich der Emmentaler im Kraftraum fit.

Nicole D’Orazio

Veröffentlichung: 04. Juli 2024 / Ausgabe 27-28/2024

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