Wie sag ich es meinen Lernenden

Regelmässiger Austausch in Kleingruppen machten den Impulstag abwechslungsreich und ergiebig. Bild: Stefan Hilzinger

Impulstag Berufsbildung.  Wie bleibe ich mental gesund? Und wie pflege ich eine starke Kommunikation mit «meinen» Lernenden? Damit beschäftigten sich Berufsbildnerinnen und Berufsbildner der Schreinerbranche am Impulstag Anfang April.

«Zuerst schiessen, dann fragen.» Mit diesem Motto kommt man als Ausbildender im Gespräch mit einem Lernenden oder einer Lernenden kaum weiter. Dagegen dürfte der Ansatz einer gewaltfreien Kommunikation beide Seiten weiterbringen. Wie eine solche Kommunikation funktionieren kann, erfuhren die 24 Schreiner-Berufsbildnerinnen und -bildner Anfang April in Wallisellen. Hierher hatte der VSSM-Bereich Berufsbildung zum Impulstag «Mentale Gesundheit und starke Kommunikation» geladen. Melanie Burri, Projektleiterin Grundbildung beim VSSM, freute sich als Gastgeberin über einen erstmals ausgebuchten Kurs, denn zu anderen Themen hatten sich bisher weit weniger angemeldet.

Nachfragen, klären, präzisieren

Durch den abwechslungsreichen Tag führte die selbstständige Erwachsenenbildnerin Vanessa Bigler aus Sissach BL, die eigene Erfahrungen in der Ausbildung jugendlicher Lernenden in den Tag einfliessen liess. Wie komplex das Thema Kommunikation ist, zeigte sich schon bei der ersten Übung. Die Teilnehmenden sollten eine Reihe von Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen, nachdem Bigler eine kurze, alltägliche Geschichte vorgelesen hatte. Es stellte sich heraus, dass tatsächlich keine der Aussagen der Wahrheit entsprach, dass aber vieles einfach als wahr angenommen und ins Gehörte hineininterpretiert wird, mit der Begründung «Das ist doch logisch!». Ist es eben meist nicht. Das bedeutet im Gespräch mit den Lernenden: «Klären, nachfragen, was meint er oder sie genau mit der Aussage.» Und sich Zeit nehmen. «Besonders wichtig ist es, sich nicht nur für das Gespräch selbst, sondern auch für die Vorbereitung genügend Zeit einzuplanen», sagte Bigler.

Erst beobachten, dann reagieren

Beim Thema «Gewaltfreie Kommunikation» stellte Bigler das 4-Schritte-Modell von Marshall Rosenberg vor: Schritt 1 ist die wertfreie, konkrete Beobachtung und Beschreibung des Auslösers einer Situation (eines Konfliktes, etwa wenn Lernende ihren Arbeitsplatz nicht wie verlangt aufräumen). Schritt 2 gehört den Gefühlen: «Was löst das bei mir aus? Wenn ich das sehe, wie geht es mir dann?» In Schritt 3 und 4 werden schliesslich die eigenen Bedürfnisse und die Bitten oder Wünsche an das Gegenüber formuliert: «Was kann der andere tun (um die Situation zu verbessern)?»

Werkzeuge für einen freien Kopf

Ein weiterer Themenblock war der mentalen Gesundheit und dem Umgang mit Stress gewidmet. Da kann es zum Beispiel helfen, sich für alle Fälle eine virtuelle Insel zu schaffen. Konkret: sich in Gedanken ein persönliches Erfolgserlebnis zu visualisieren, bei dem man im «Flow» war. Dieses Erlebnis und die damit verbundenen positiven Gedanken und Gefühle kann man sich in Stresssituationen in Erinnerung rufen. Die Technik sollte geübt werden, bevor Stress eintritt. Weitere Tipps für mentale Gesundheit:

  • Erfolgserlebnis-Tagebuch: Jeden Tag schriftlich Erfolge festhalten.
  • Positive Selbstgespräche: Sich selbst erzählen, was gut lief. Sich im Spiegel anlachen.
  • Distanz schaffen: Was ist in acht Minuten, acht Stunden, acht Tagen, acht Jahren noch wichtig?
  • Atmung und Humor: «Schnuufe nid ver- gässe.» Tief einatmen statt flach zu atmen, wie unter Stress.
  • Zeit für sich: Musik hören, Buch lesen, Spaziergang, Sport machen, Sauna etc.

www.vssm.ch/impulstagwww.vanessabigler.ch

Stefan Hilzinger

Veröffentlichung: 17. April 2025 / Ausgabe 16/2025

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