Wie Prisco Weltmeister wurde
Prisco Egli hat an der Weltmeisterschaft in Leipzig eine goldene Leistung «hingelegt». Bild: PPR
Prisco Egli hat an der Weltmeisterschaft in Leipzig eine goldene Leistung «hingelegt». Bild: PPR
World Skills. Gesagt, getan: Prisco Egli hat den ersten Platz angekündigt und auch erreicht. Mit seiner hervorragenden Leistung an der Weltmeisterschaft in Leipzig stach er sämtliche Konkurrenz aus und siegte mit einem deutlichen Vorsprung von zwölf Punkten.
Bimmelnde Kuhglocken, Applaus und ein ohrenbetäubender Lärm: Die Stimmung war gewaltig, als Prisco Egli mit der restlichen Schweizer Delegation in Kloten auf die Bühne trat und offiziell empfangen wurde. Zahlreiche Medienleute, Freunde, Verwandte, Partner, Sponsoren und Vertreter des VSSM jubelten den erfolgreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Berufsweltmeisterschaften in Leipzig zu. «Der Empfang in Kloten war ein wunderschöner Abschluss des gesamten Wettkampfzyklus», findet der frischgebackene und strahlende Schreinerweltmeister Prisco Egli.
Erst wenige Stunden vor der Rückkehr in die Schweiz nahm er in Leipzig vor 10 000 Leuten WM-Gold entgegen. Als er seinen Namen zusammen mit WM-Gold hörte, realisierte er sofort, was er erreicht hat. «Ich habe fest mit dem Weltmeistertitel gerechnet, da ich während der Vorbereitungen und auch am Wettkampf ein hervorragendes Gefühl hatte. Ich wusste, dass ich gut unterwegs war. Ein Zeichen dafür war auch, dass die Anzahl der Experten an meinem Wettkampfarbeitsplatz stets zunahm. Da wusste ich, dass es richtig gut läuft», so der junge Schreiner aus Jonschwil.
Damit alles perfekt klappte, bereitete sich Prisco minutiös auf den Wettkampf vor. Nach dem Schweizermeistertitel 2012 stellte er sich das Werkzeug zusammen und trainierte neun Monate jeweils von Sonntagabend bis Freitagabend in der Westschweiz. Dort wohnte er bei einer Gastfamilie und lernte so nebenbei Französisch. Mietzins musste der St. Galler nicht bezahlen, dafür revanchierte er sich bei seinen Gastgebern mit einer selbstproduzierten Haustür. Während seiner Vorbereitungszeit suchte er sich zudem Sponsoren und sammelte Tipps von seinem Experten sowie von ehemaligen WM-Teilnehmern. Dazu zählt ebenfalls sein Bruder, der an der WM in Calgary Bronze holte. Aber der grösste Teil der Vorbereitung war Selbstarbeit. «Ich musste meinen eigenen Arbeitsstil entwickeln und herausfinden, welches Werkzeug mir für welche Arbeiten am besten liegt. Besonders wichtig ist auch die Freude an der Arbeit. Wenn man diese nicht mitbringt, steht man schon gar nicht die intensive Vorbereitungszeit durch. Man muss sehr diszipliniert arbeiten, während der Trainingsphase auf viel verzichten und hat wenig Zeit für Freunde, Familie und andere Interessen», analysiert der Weltmeister.
Vorbereitet wurde nicht nur das handwerkliche Können, sondern genauso die Psyche. «Mit der Organisation Swiss Skills konnten wir ein Mentaltraining absolvieren. Das half mir, am Wettkampf ruhig zu bleiben und meine beste Leistung abzurufen», sagt Prisco. An sich gezweifelt hat er nie. «Ich war stets motiviert und mit Herzblut dabei. Während des Wettkampfes schrieb ich jeden Abend den Arbeitsablauf für den nächsten Tag.» Das half ihm, ruhig zu bleiben und den Kopf für die nächste Etappe frei zu halten. An der Schweizermeisterschaft hatte er plötzlich ein Tief und wurde krank. Sein Bruder aber holte ihn aus seiner misslichen Lage heraus und trichterte ihm ein: «Wenn du wirklich willst, dann schaffst du es.» Das hat funktioniert. Prisco gewann den Wettkampf und seitdem sind die Worte seines Bruders Priscos Motto.
Wie sein Bruder ist Prisco fasziniert von Holz. Schreiner werden wollte er schon immer. Er schnupperte zwar diverse Berufe wie beispielsweise Elektriker. «Aber den Schreinerberuf hatte ich immer im Hinterkopf», sagt Prisco. Es war auch naheliegend, da sein Vater eine Schreinerei besitzt und sein Bruder auch Schreiner ist. Für den Schreinerberuf hat er sich aber selbst entschieden, erzählt der beste Schreiner der Welt. An seinem Beruf gefällt ihm besonders, ein Produkt von A bis Z zu erstellen, und dass er am Abend sieht, was er geleistet hat. Nun sind sämtliche Anstrengungen der letzten Monate vorbei und das Ziel erreicht. Dass Prisco in ein Loch fällt, glaubt er nicht: «Klar, ich finde es schade, dass ich keine Wettkämpfe mehr bestreiten kann. Eine Olympiade gibt es leider nicht», sagt er wehmütig. Dafür kann er jetzt an der Ostschweizer Bildungsausstellung als Experte fungieren. Mit der Berufsmatura im Rucksack kann er sich auch vorstellen, später Innenarchitektur zu studieren. Es kann auch sein, dass sein Bruder und er den Betrieb seines Vaters übernehmen. Genug Know-how bringen die beiden Weltklasse-Schreiner zweifellos mit.
Für die vielen Medaillen, die er seit dem Beginn der Qualifikation gewonnen hat, will Prisco eine schöne Vitrine erstellen. Das wollte er schon lange tun, musste es aufgrund anderer Pendenzen aber immer wieder verschieben. Das könnte diesmal erneut der Fall sein, da er sich jetzt ein paar Ferientage gönnt und anschliessend in die Rekrutenschule einrücken muss.
www.schreiner.ch/wsVeröffentlichung: 01. August 2013 / Ausgabe 31-32/2013
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