Werkstoffe und Beschläge im Fokus


Die Schreinerwelt schaut nach Köln: Werkstoffe und Beschläge standen an der Interzum im Zentrum – Neuheiten gab es zuhauf. Bild:SchreinerZeitung
Die Schreinerwelt schaut nach Köln: Werkstoffe und Beschläge standen an der Interzum im Zentrum – Neuheiten gab es zuhauf. Bild:SchreinerZeitung
Messebericht. Die Interzum in Köln ist bekannt für ihre Werkstoff- und Beschlägekompetenz. Wer glaubt, es sei schon alles erfunden, wurde eines Besseren belehrt. Die SchreinerZeitung zeigt einen ersten Querschnitt, mehr Beschläge veröffentlicht sie in den nächsten Ausgaben.
Köln hat es wieder allen gezeigt: Das Zentrum der globalen Beschläge- und Werkstofftechnik ist in der Rheinischen Metropole zu Hause. Die Interzum gilt als Hauptmesse der Zulieferer. Und auch dieses Jahr ist sie ihrem Ruf gerecht worden. Wer neue Produkte hatte, plante die Lancierung auf die Interzum. Innovative Produkte gab es einige zu sehen. Zum Beispiel die Vollkernplatte «Fenix» von Arpa: Sie besteht zwar wie alle Vollkernplatten etwa zu 70% aus Papier und 30% aus Bindemitteln – vorzugsweise Phenol- oder Melaminharzen. Die Oberfläche hat es aber in sich: Arpa hat dafür extra Pressbleche mit Nanobeschichtung entwickeln lassen. Diese Bleche erzeugen eine sehr glatte, angenehme Oberfläche. Von einem Polymerwerkstoff ist dabei nichts mehr zu spüren. Die Oberfläche nimmt zudem keine Fingerabdrücke mehr auf und ist sehr einfach zu reinigen. Die neue Funktionsschicht bietet aber noch mehr: Kleinere Kratzer verschwinden mit der Zeit wieder, verantwortlich dafür ist eine selbstheilende Funktion, die mit stärkerer Wärmeeinwirkung beschleunigt wird. Produkte von Arpa sind in der Schweiz über die Kuratle und Jaecker AG erhältlich.
Im Bereich Beschläge hat sich seit der letzten Ausgabe vor zwei Jahren viel bewegt. So bringt die Firma Schock mit dem «Airmotion»-System eine neue Generation fast geräuschlos laufender Schubkastenführungen auf den Markt. «Das Geheimnis liegt in der Kombination verschiedener Materialien in den Kugelführungen», sagt Schock-Verkaufsleiter Ralph Hausser. Für die Kugeln verwendet Schock Stahl und Kunststoffe, das Resultat ist ein Schwebelauf, der fast nicht mehr zu hören ist. Schock baut mit dieser Technik Schubladenführungen mit Traglasten bis 40 kg und rüstet diese hochbelastbaren Führungen nach Bedarf auch mit Dämpfung und Selbsteinzug aus. Die neuen Produkte ergänzen das bereits umfangreiche Sortiment der Firma Schock an hochbelastbaren Auszügen. In der Schweiz werden die Produkte von der Firma Böni verkauft.
Interessante Lösungen für Schubkästen hat auch die Julius Blum GmbH gezeigt. Die Techniker haben sich des Gegensatzes Ausstossen und Selbsteinzug angenommen. Bisher haben sich die beiden Funktionen ohne elektrische Unterstützung gegenseitig ausgeschlossen. Mechanische Ausstossvorrichtungen mussten bisher beim Einschieben der Schublade auf dem letzten Drittel manuell aufgeladen werden, damit sie Energie für das Ausstossen speichern konnten. Blum hat dieses Problem gelöst, indem dieser Bereich vor den Selbsteinzug verlegt wurde. Jetzt lädt der Beschlag bereits beim Anstossen der offenen Schublade auf und verwendet diese Energie zum Einziehen und danach auch für den Ausstossimpuls. Der Übergang zwischen Aufladevorgang und Selbsteinzug ist dabei nicht zu spüren. Bis diese Studie Marktreife erlangt, dürfte aber noch etwas Zeit vergehen.
Authentische Materialien sind momentan auch in Schubladen gefragt. Blum hat deshalb die «Legrabox» mit verschiedenen Zusatzoptionen versehen. Dabei fällt die «Ambia»-Linie auf. Eine Kombination aus Stahl und Holz setzt im Innern der Schubladen Akzente.
Nachfolgend finden SZ-Leser eine Auswahl neuer Produkte von der Interzum.
www.interzum.dewww.holzwerkstoffe.chwww.boni.chwww.blum.comEine ganze Schrankfront nach dem Drehöffnen im Korpus versorgen: Diese Möglichkeit bekommt man mit dem «Con- cepta»-Dreh-Schiebe-Beschlag von Hawa. Bisher liess sich aber nur jeweils eine Front pro Seite in die Nische einschieben. Mit dem neuen «Folding Concepta» ist das nicht mehr so: Beim neuen Beschlag kann man pro Seite je zwei Flügel zuerst falten und erst dann einschieben. Damit sind jetzt Falt-Einschiebelösungen für vier Türen mit total 2800 mm Breite möglich. Im Gegensatz zum normalen «Concepta» mit 2850 mm Türhöhe sind in der neuen Variante nur maximal 2600 mm möglich. Die Anschlagsarten sind variabel wählbar. Neben der Infrontvariante sind auch noch eine Mittel- und eine Vorfrontlösung möglich. Der zweite Flügel ist dabei mit einem kugelgelagerten Laufwerk versehen, was das Absinken verhindert. Der «Folding Concepta»-Beschlag zeichnet sich wie schon die einflüglige Variante durch Servicevorteile aus. Die Türen lassen sich bequem von vorne einstellen. Lieferbar ist der neue Beschlag ab Herbst 2013.
www.hawa.chBeim Verbinden von Möbeln geht Egger einen völlig neuen Weg: In Zusammenarbeit mit der Firma Unilin – spezialisiert auf klickbare Bodenbelagsverbindungen – ist ein Möbelverbindungssystem entstanden, welches den werkzeuglosen Zusammenbau ermöglicht. Die Verbindung besteht aus einer hinterfrästen Nut und am Gegenstück aus einem doppelten Kamm, der beim Einklicken gegeneinander gespannt wird und so für eine zuverlässige Verbindung sorgt. Die Nut wird dabei durchgehend erstellt und an den Stirnseiten durch das Anbringen der Kante wieder verdeckt. Fräsen lassen sich die Profile im Durchlaufverfahren oder mit CNC-Zentren. Das Einhängen der Teile ist einfach: Im 45°-Winkel zusammenstecken, in die 90°-Position schwenken und damit zuverlässig verbinden. Einziger Nachteil beim «Clic»: Die Mindestmaterialstärke beträgt 22 mm. Schreiner können eine Fertigungslizenz erwerben oder vorkonfektionierte Teile aus dem Egger-Elementwerk bestellen.
www.egger.chLichtbänder aus LED lassen sich gut im Innenausbau einsetzen, etwa um Akzentbeleuchtung in Küchenrückwänden zu realisieren. Häfele bietet mit dem «3015» neu ein ablängbares, flexibles Leuchtmittel mit 120 Dioden pro Laufmeter an. Die grosse Leuchtenanzahl wirkt sich auf den Lichtcharakter aus: Die einzelnen Dioden verschmelzen zu einem durchgehenden Licht, ohne dass noch einzelne Punkte erkennbar wären. Die LED «3015» ist sehr leuchtstark und in den drei Lichttemperaturen 3000, 4000 und 6000 K erhältlich. Ebenfalls neu ist der LED-Streifen «3017»: In Kombination mit einem Multi-Weiss-Mischgerät kann eine Lichttemperatur von 2700 und 5000 K gewählt und damit unterschiedliche Lichtstimmungen per Fernbedienung individuell und fliessend eingestellt werden.
Neuheiten hat Häfele auch im 24-Volt-Bereich gezeigt. Die dimmbare Leuchte «3010» ist prädestiniert für den Küchenbau. Mit dem rechteckigen Unterbaugehäuse und dem Unterbauring bietet die LED zusätzliche Einbaumöglichkeiten und besticht durch die homogene Leuchtkraft. Speziell zur Arbeitsoberflächenbeleuchtung hat Häfele zudem die baugleichen LED «3019» für die Aufbaumontage und «3020» für die Einbaumontage entwickelt. Diese Produkte weisen eine sehr hohe Leuchtkraft auf und sorgen damit für ein angenehmes Arbeitslicht. Die Leuchten sind für 600 und 900 mm breite Korpusse erhältlich.
www.haefele.chGlasfronten strahlen Eleganz und Wertigkeit aus und sind deshalb sehr gefragt. Doch der Aufwand ist gross: Bohrungen für Griffe, die Befestigung von Bändern und Profilen sowie die Kantenbearbeitung müssen geplant werden, zudem besteht immer ein erhöhtes Bruchrisiko. Dass man Glasfronten auch ohne den mineralischen Werkstoff fertigen kann, zeigt der neue polymere Belag «Rauvisio Crystal» von Rehau. Der zweischichtige, einseitig opake Werkstoff erzeugt eine hochwertige Glasoptik. Sie entsteht im Zusammenspiel zwischen Kante und Belag. Mit der laserfähigen «Raukantex Vision» kann Rehau auch eine transparente Kante liefern, die man aber mit Vorteil mit der Lasertechnik anbringt. Den neuen Belag kann man aber auch in Zusammenhang mit opaken, farbigen Kanten verwenden. In diesem Fall wird der Belag erst nach dem Bekanten aufgebracht. Bei der Nachbearbeitung muss man dann allerdings die Belagskante polieren, um die transparente Optik wieder herzustellen. Dafür kann man danach die Griffschrauben ohne weiteres Bohren anschrauben. Den neuen Werkstoff gibt es in den Farben «Bianco», «Perla» und «Magnolia».
www.rehau.chDie Firma Wallenstein ist eine kleine Manufaktur für spezielle Oberflächen. Mit dem «Cortenstahl» zeigt das Unternehmen eine neue Designoberfläche in oxidierter Metalloptik. Der Aufbau erfolgt mehrlagig als Spachtelmasse auf Schichtstoff oder MDF-Platten. Wie das System genau funktioniert, will das Unternehmen nicht verraten. Die Spachtelmasse enthält aber echte Metallpartikel, die auch echt zu Rosten beginnen. Mit einem PU-Lack wird die chemische Reaktion unterbrochen und konserviert. Zudem dient die Lackoberfläche als Schutz. Neben fertigen Platten kann man auch Schichtstoff bestellen und selber auf Trägermaterialien kleben. Zudem bietet Wallenstein auch ein Spachtelset mit entsprechender Verarbeitungsanleitung, um selber solche Oberflächen zu erzeugen.
www.hwbihr.chTischlerplatten weisen sehr gute statische Werte auf und sind für Schreiner einfach zu verarbeiten. In diesem Bereich entwickelt die Firma SWL Tischlerplatten immer wieder neue Produkte. Der neueste Wurf, die beiden Produkte «Door- & Tableboard» sowie «Paintersboard» eignen sich für den speziellen Innenausbau. Mit dem «Door- & Tableboard» lassen sich sehr formstabile Konstruktionen erstellen. Die Produkte zeichnen sich trotz geringem Eigengewicht (360 kg/m3) durch sehr hohe statische Werte aus. Dabei sorgt ein extrahartes HDF-Deck für eine belastbare Ober- fläche. Eine Grundierfolie erleichtert die Beschichtung. Die «Paintersboard» ist etwas weniger belastbar, aber sehr formstabil. Das Produkt eignet sich für sehr leichte Konstruktionen, die bei geringer Dicke standfest und belastbar sein müssen, zum Beispiel für Schiebetürtaschen. Auch diese Platte ist mit einem Grundierpapier ausgerüstet. Das Raumgewicht liegt bei nur 320 kg/m3. Beide Produkte sind in den Formaten 5200 und 2600 × 2070 mm sowie von 13 bis 60 mm Dicke erhältlich.
www.hiag.chDekorelemente mit Charakter dürfen in modernen Wohnungen nicht fehlen. Sie bilden angenehme Kontraste zur grossflächigen Bauweise mit glatt gestrichenen, mineralisch beschichteten Wänden. Die Firma VD-Werkstätten überrascht in diesem Bereich immer wieder mit aussergewöhnlichen Holzwerkstoffplatten auf Basis mehrschichtiger Furnieraufbauten. Die aktuellste Struktur heisst «2510 Brickwood». Die Oberfläche wirkt feingliedrig und reduziert. Sie erinnert an Mosaike oder Wände aus geschichtetem Schiefer. Die Struktur wird dabei in das Furnier gepresst. Unter der Deckschicht befinden sich noch mehrere Lagen der gleichen Alpi-Furnierfarbe, so dass man auch Gehrungen und Stösse ohne Nachfärben der Fuge ausführen kann. Die Platte ist im Format 3135 × 1270 × 18,5 mm in den Alpi-Farben Schwarz und Grau erhältlich.
www.hwbihr.chMit dem Plattenverbinder «Tenso P14» hat die Lamello AG ein neues Werkzeug für den modernen Möbelbau geschaffen. Der Verbinder lässt sich wie das «P-System» einfräsen und werkzeuglos einschieben. Beim Zusammenbau kann man die Teile einfach ineinanderklipsen. Dabei entwickelt der «Tenso» genügend Spannkraft, um zuverlässig verleimen zu können. Die Markteinführung erfolgt im Herbst 2013.
www.lamello.chVeröffentlichung: 23. Mai 2013 / Ausgabe 21/2013