Wenn die Küche mit der Zeit geht


Das Projekt «Fusion» der Lindauer AG wurde von Publikum und Fachjury zur schönsten Küche gekürt. Bild: Küche Schweiz
Das Projekt «Fusion» der Lindauer AG wurde von Publikum und Fachjury zur schönsten Küche gekürt. Bild: Küche Schweiz
Küche Schweiz. 66 Projekte, 16 Finalisten und 3 Gewinner, so lauten die Eckdaten des diesjährigen «Swiss Kitchen Award». Die Preisverleihung fand am Dienstag vergangener Woche im Rahmen des 9. Küchenkongresses in der Trafohalle im aargauischen Baden statt.
«Fusion»: Bei der offiziell schönsten Küche der Schweiz ist der Name Programm. Denn das Projekt der Lindauer Schreinerei und Küchenbau AG verschmilzt Funktionalität, Design und Nachhaltigkeit in idealster Weise und gewinnt damit sowohl in der Publikumswertung als auch bei der Fachjury.
«Die Küche ist bis ins letzte Detail durchdacht, perfekt präsentiert und hochprofessionell umgesetzt», begründet Jurypräsident Oliver Schmid, Geschäftsleiter beim Architekturbüro Burckhardt + Partner AG, den Entscheid. Neben den ergonomischen Vorzügen sei sie sehr wohnlich und man spüre die Liebe zum Holz der Macher.
Als «sehr sehenswertes Alt-Neu-Konzept, welches sich gegenseitig in Szene setzt», bezeichnete Schmid die «Bulthaup B 3», welche von der Jury als bestes Umbauprojekt ausgezeichnet wurde. Die Küche von Bulthaup sei ein Raum zum Wohlfühlen und nicht nur zum Kochen, befand er.
Zur Fachjury gehörten – neben Oliver Schmid – Christine Vollmer, Chefredaktorin «Das Einfamilienhaus» und «Häuser modernisieren», Kochbuchautorin und Gastrounternehmerin Meta Hiltebrand, Urs Stampfli, Geschäftsleiter des Kommunikationsunternehmens P'inc, und Karl Zwicki, Inhaber der Merk Raumgestaltung und zweimaliger Gewinner der Swiss Kitchen Award.
Beim Publikum machte das Projekt «Patricia White Chestnut» der Kreativschreinerei Wagner AG das Rennen. Neben der eleganten Kochinsel als Herzstück des Raumes besticht die Küche durch ein ansprechendes Beleuchtungskonzept, mit welchem sich verschiedene Stimmungen erzeugen lassen Am Online-Voting hatten insgesamt 9100 Personen teilgenommen. Moderatorin Patricia Boser, welche dank ihrer Sendung «Lifestyle» bereits viele Schweizer Küchen gesehen hat, zeigte sich beeindruckt von der Kreativität und der hochwertigen Qualität der Projekte. Diese Meinung teilte auch Oliver Schmid. Das hohe Niveau der Projekte habe der Jury die Entscheidung äusserst schwer gemacht.
Wer den Fokus auf den Preis lege und nicht auf die Qualität, der werde früher oder später scheitern, befand Alain Bühler, Präsident von Küche Schweiz. Man müsse stets bereit sein, sich weiterzuentwickeln und sich den Veränderungen anzupassen, meinte er. Und so war des Thema des 9. Küchenkongresses des Branchenverbandes – «Mit der Zeit gehen oder mit der Zeit gehen» – topaktuell. Fabio Guerra, der bei der Wüest und Partner AG für den Bereich Baumarkt mitverantwortlich ist, zeigte im Zuge seiner Küchenmarktstudie insgesamt recht positive Aussichten für die Marktentwicklung der Baubranche auf. Ein grosses Potenzial liege insbesondere im Ersatzbau.
Pfarrer und Publizist Peter Ruch machte sich in seinem Referat Gedanken zum Wertewandel der Gesellschaft im Allgemeinen und zum Wert der Küche im Besonderen. Sein Referat stand unter dem Titel «Nichts ist wirklich neu unter der Sonne. Die neue Küche – Blendwerk oder Wertewandel?».
Die Wertedeklaration komme immer dann auf, wenn eine Krise in Verzug sei, sagte er und zog das Fazit: «Jeder ist gleich viel wert. Nicht jeder muss gleich sein, aber jeder Teil ist wichtig.» Wer den Wandel managen wolle, müsse zuerst seine Art zu managen wandeln, befand hingegen Matthias Mölleney in seinem Referat. Es sei eminent wichtig, in Motivation und gute Führung zu investieren, erklärte der Inhaber der peoplexpert GmbH. Denn ein emotionales Engagement bringe engagierte Mitarbeiter und messbare Vorteile mit sich. So sei es beispielsweise nicht immer ratsam, den besten Fachexperten zu befördern, denn der sei vielleicht nicht die beste Führungskraft. Für Mölleney ist klar: «Kooperation ist die Kernkompetenz moderner Führung.»
Max Nägeli, Jurist bei der Probst Partner AG, machte sich unter dem Thema «Nach mir die Zukunft» Gedanken über Herausforderungen, Erfolgsfaktoren und Stolpersteine bei der Firmennachfolge. «Eine rechtzeitige Nachfolge bringt die nötige Dynamik ins Unternehmen», sagte er. Bei der Regelung seien viele emotionale Hürden und steuerliche Fallgruben zu bewältigen. Die familieninterne Nachfolgeregelung sei innerhalb von 30 Jahren von 70 auf 4 Prozent zurückgegangen. Dabei scheitere jede 4. Über- nahme. Es stelle sich dabei oftmals die Frage «Family first oder company first?».
Bevor der 9. Küchenkongress unter der scharfzüngigen Moderation des ehemaligen «10 vor 10»-Frontmanns Stephan Klapproth zum gemütlichen Ausklang überging, machte sich Jürg Dietrich Gedanken zu «Risiken und Nebenwirkungen der Informationsflut». Der Leiter HR der Berner Fachhochschule (BFH) betonte, dass sich die Informationsflut, welcher der Mensch Tag für Tag ausgesetzt sei, nicht ändern lasse, wohl aber der Fokus: «Ich entscheide, wann und worüber ich informiert werden will.» Es sei wichtig, den Mut aufzubringen und sich abzugrenzen, um nicht gestört zu werden.
Also: Singletasking statt Multitasking.
Veröffentlichung: 23. November 2017 / Ausgabe 47/2017
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