Weltmeistertitel im Visier


An der WM in China 2019 holte Andreas Schär mit der DH-115 den 4. Platz in der Einzelwertung. Bild: PD
An der WM in China 2019 holte Andreas Schär mit der DH-115 den 4. Platz in der Einzelwertung. Bild: PD
2000 Stunden hat Modellflugzeugbauer Andreas Schär in sein grösstes Projekt investiert. Für die Weltmeisterschaften 2019 in China baute er eine Vampire DH-115 im Massstab 1:4. «Das ist ein ehemaliger Düsenjet der Schweizer Luftwaffe der 50er- und 60er-Jahre, von dem es noch zwei flugfähige Originale in der Schweiz gibt», erklärt er. Das stattliche Modell hat eine Spannweite von 2,90 m, eine Länge von 2,40 m, ein Abfluggewicht von 22 kg und bringt 300 km/h auf den Tacho. Das verbaute Strahltriebwerk hört sich fast so an wie das Original. Begonnen hat Schärs Passion fürs Fliegen in der Kindheit. Damals begleitete er seinen Vater regelmäs-sig auf den Modellflugplatz. Nicht nur die Leidenschaft, auch die Flugzeugmodelle wurden immer grösser. «In meiner Freizeit hat nebst Modellbau und dem Fliegen nichts mehr Platz», sagt der Schreiner. Seine Projekte erfordern viel Ausdauer, Geduld und Hartnäckigkeit. Eine Lizenz für ein solches Fluggefährt braucht es in der Schweiz nicht. «Alles, was unter 30 kg Abfluggewicht hat, kann bei uns frei herumfliegen», erklärt Schär. «Zugegeben, das ist nicht ganz ungefährlich.» Doch der 26-Jährige ist erfahren genug, um gewisse Risiken abzuschätzen. Zudem sitzt er im Vorstand des Modellfliegervereins Rothrist, eines von 180 Modellflugzeugvereinen in der Schweiz.
Er ist darauf bedacht, dass keine Konfliktsituationen entstehen. «Wir möchten positiv wahrgenommen werden in der Gemeinde. Das ist uns dank viel Öffentlichkeitsarbeit gelungen.» Behutsam spricht er mit Kritikern und versucht, ihre Seite zu verstehen, um im Gespräch nach Lösungen zu suchen.
«Obwohl kein Sonntagsflugverbot besteht, haben wir uns bewusst entschieden, an diesem Tag nicht zu fliegen. Wir weichen für das Training auf Elektroflugzeuge aus, um die Lärmemissionen so gering wie möglich zu halten.» Einmal im Jahr findet eine Trainingswoche mit der Nationalmannschaft statt – meistens auf einem stillgelegten Militärflugplatz. Hier schult Schär Bewegungsabläufe und Präzision. «Alle Figuren, die wir fliegen, müssen in der Mitte zentriert und parallel zur Flugpiste ausgerichtet sein. Wir haben kein Display, auf dem wir Höhen, Distanzen und Ausrichtung ablesen können. Wir fliegen auf Sicht.» Das einzige Hilfsmittel ist ein sogenannter Ansager, der Informationen zur Position und Höhe durchgibt. Gefragt sind räumliches Vorstellungsvermögen und etwas Intuition. Kurz vor der WM in China 2019 geschah Schär ein grosses Malheur. Auf dem Jungfernflug stürzte sein Jet aufgrund eines technischen Defekts ab. Der Schock sass tief. Denn die restliche Zeit bis zur WM war zu kurz, um ein neues Modellflugzeug nachzubauen. Mit dem Modellflieger eines Freundes schrammte Schär mit Rang vier knapp am Podest vorbei. Mit der Schweizer Nationalmannschaft holte er gar Silber.
Die Schwierigkeit in China waren Smog und Nebel. Durch die Feuchtigkeit wurde die Sicht schlecht. «Zudem sind wir Schweizer es gewohnt, als optische Merkmale Berggipfel zu haben. In China sahen wir nur Wolkenkratzer.» Schär blickt hochmotiviert auf die WM 2021 in Österreich. «Ich will Weltmeister werden», sagt der zweifache Schweizer Meister. Bis dahin dürfte Schär noch ein paar Knüppeltrainings absolvieren.
«Wir haben kein Display, auf dem wir Höhen, Distanzen und Ausrichtung ablesen können. Wir fliegen auf Sicht.»
Veröffentlichung: 11. Juni 2020 / Ausgabe 24/2020
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