Vom Holz zum Hopfen

Johannes Lang (43) in seiner kleinen Bierbrauerei mitten in der Stadt Luzern. Bild: Caroline Mohnke

Leute. In einem Dreissig-Liter-Topf braute Johannes Lang daheim auf dem Balkon bei Wind und Wetter sein erstes Bier. Heute hat der gelernte Schreiner und Innenarchitekt seine eigene Bierbrauerei.

«Schon als Bub habe ich gerne gebastelt und gebaut», sagt er am langen Tisch seiner Bierbrauerei an der Luzerner Pilatusstrasse und lacht. Die künstlerische Ader liege in der Familie. Schon sein Grossvater sei freischaffender Künstler gewesen. Der Beruf Restaurator schwebte ihm vor: «Ich hätte gerne Kirchen restauriert», erzählt der 43-jährige Vater von zwei Töchtern weiter. Doch in Walldürn im Odenwald (D), wo er zusammen mit seinem Bruder eine schöne Kindheit erlebt habe, musste man zuerst einen anderen Handwerksberuf erlernen. So machte er eine Schreinerlehre in der Region. «Nach der Lehre absolvierte ich in Coburg ein Studium in Innenarchitektur», erzählt Lang, der heute weiterhin zwei Tage in der Woche als Innenarchitekt in einer Luzerner Firma tätig ist. Nach seinem Studium sei er mit seiner heutigen Frau und Mutter seiner Kinder in die Welt hinausgereist. «Wir haben viele interessante Länder und Menschen kennengelernt», erinnert er sich. Sie sind bis heute unter anderem in Japan, Südkorea, Laos, Peru und Bolivien gewesen. Dazu kommen Reisen in Europa. «Seit wir zwei Töchter haben, hat sich unser Radius etwas verkleinert», sagt er und fügt an: «Mit unserem VW-Bus reisen wir in den Ferien oder auch an den Wochenenden irgendwohin.» Die ganze Familie sei gerne in der Natur. Und im ehemaligen Gefängnis «Sedel» hat er einen Proberaum gemietet, um Gitarre zu spielen, sofern er dazu kommt.

«Wenn ich am Brauen bin, besteht ein Drittel des Arbeitstages aus Reinigen der Braukessel.»

Dank einem verlockenden Jobangebot als Innenarchitekt und Szenograf bei der Firma Steiner Sarnen AG ist Lang von Deutschland in die Zentralschweiz gekommen. Er erinnert sich an die Gestaltung des Besucherzentrums in der Vogelwarte Sempach: «Da hatte ich meine ornithologische Phase», sagt er und lacht. So sei er auf den Firmennamen «Schluckspecht» für seine Bierbrauerei gekommen. Elf Jahre hat er in Sarnen als Szenograf und Innenarchitekt gearbeitet. «Dann kam Corona, die Aufträge gingen zurück, und somit gab es bei mir eine berufliche Umbruchphase.» Vor rund drei Jahren hat er sich dann den Traum von der Kleinbrauerei erfüllt und die Schluckspecht GmbH gegründet. In seiner Brauerei ist kein Tag wie der andere: «Einen Tag braue ich Bier, an einem anderen Tag fülle ich es in Flaschen, erledige die Büroarbeit oder liefere die Biere aus», beschreibt er seine Arbeit in der Brauerei. Mit viel Literatur habe er sich das Bierbrauen selbst beigebracht. «Wenn ich am Brauen bin, besteht ein Drittel des Arbeitstages aus Reinigen der Braukessel.» Die Kessel müssen sorgfältig gereinigt werden, was sehr aufwendig sei. «Ich selbst trinke nicht so viel Bier», sagt Lang. Fahre er Auto, trinke er gar nichts. Die grösste Herausforderung sei, mit dem Produkt auf dem Markt bestehen zu können. Die Biere liefert er unter anderem an ausgewählte Bars und Restaurants in Luzern. «Während der kalten Jahreszeit ist das in limitierter Auflage erhältliche Rauchbier sehr beliebt», sagt Lang. In seiner Brauerei bietet er auch Bier-Degustationen und Besichtigungen an.

Momentan freut er sich aber auf die Bier-Kultur-Tage, die im Mai im Eiszentrum Luzern stattfinden. Er ist selbst im Verein «Bier Kultur Luzern» aktiv und pflegt dort den Kontakt zu anderen Bierbrauern, was ihm sehr wichtig ist.

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 07. April 2025 / Ausgabe 14/2025

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