Warmes Holz und kühles Wasser

Bild: SchreinerZeitung Zwar steht die Holzbadewanne zurzeit im Wohnzimmer. Doch Eva Mechler würde sich niemals von ih-rem Erstlingsmodell trennen.

Holz Im Bad.  Gradlinig, schlicht und schnörkellos: Schreinermeisterin Eva Mechler setzt auf die Wirkung des Holzes. Mit einer Badewanne und einem Waschbecken aus amerikanischem Nussbaum hat sie eine eigene Kollektion gestartet. Weitere Objekte sind in Planung.

Angefangen hat alles mit der Abschlussarbeit bei der Weiterbildung zur Tischler-Schreinermeisterin in Deutschland.

Rund 200 Stunden hat Eva Mechler in Planung und die Konstruktion einer freistehenden Badewanne mit L-förmigem Zusatzmöbel investiert. Das Mittelteil der Wanne aus amerikanischem Nussbaum, die Seiten aus Glas, dazwischen eine Gummidichtung, das Ganze verschraubt mit einem Sichtprofil aus Edelstahl. «Ich mag es gradlinig und schlicht», sagt die 36-Jährige, die neben dem Schreiner- auch einen Meistertitel in Galvanik hat. Mit der Wanne reifte die Idee zu einer eigenen Badezimmer-Kollektion aus Massivholz.

«Holz strahlt eine schöne Wärme aus, im Kontrast zur Kühle des Wassers.» Der Prototyp des Waschbeckens – ebenso aus amerikanischem Nussbaum – befindet sich in Eva Mechlers Badezimmer. Aus einem mehrfach verleimten Massivholzblock hat sie auf der CNC-Maschine eine einseitig abgeschrägte Tasche ausgefräst. «Bei diesem Modell läuft das Wasser noch nicht optimal ab», erklärt sie selbstkritisch. Das Defizit hat sie beim Nachfolgemodell ausgemerzt. Auf einer 5-Achs-Maschine ist es ihr gelungen, die Neigung zum Siphon hin zu optimieren. Das Waschbecken hat sie mit verchromten Konsolen an der Wand befestigt. Für eine zusätzliche Befestigung sorgt eine Nutleistenverbindung auf der Rückseite des Beckens. Die Dimensionen des Waschbeckens sind nicht zufällig: Längen und Breiten, Höhen und Tiefen stehen durch den goldenen Schnitt in Abhängigkeit zueinander.

Oberflächenbehandlung als Knacknuss

Neben aller Feinarbeit in Gestaltung und technischer Fertigung bereitete Eva Mechler die Oberflächenbehandlung am meisten Kopfzerbrechen. «Ich hatte bereits etwas Erfahrung im Bootsbau gesammelt, doch leider liess sich diese nicht eins zu eins auf das Waschbecken übertragen», sagt sie. So habe es Stunden und Tage gedauert, bis sie mit dem Resultat zufrieden gewesen sei. Epoxidharz diente als Grundlage der Oberflächenbehandlung. Dieses trug die Fachfrau mit der Rolle in mehreren Schichten auf das Holz auf. Anstatt die einzelnen Schichten aushärten zu lassen und anzuschleifen, entschied sie sich für eine weniger zeitintensive, dafür aber weit anspruchsvollere Variante: Sie rollte die einzelnen Schichten nacheinander auf, ohne sie ganz austrocknen zu lassen.

«Die Schwierigkeit ist, den richtigen Zeitabstand einzuhalten.» Dieser hängt in erster Linie von der Temperatur und der Auftragsmenge ab. Zu beachten sind ausserdem die Eigenschaften des Härters. «Beim Auftragen einer neuen Schicht sollte die vorangegangene noch klebrig, aber nicht zu feucht sein.» Eine Möglichkeit, um den richtigen Trocknungsgrad zu bestimmen, ist der «Fingerabdrucktest». Berührt man die Epoxidharzschicht, so sollte sich darauf ein Fingerabdruck abzeichnen, wobei jedoch kein Harz am Finger kleben bleiben darf. Die vierte und letzte Epoxidharzschicht liess Eva Mechler vollkommen aushärten, um sie danach sauber schleifen und lackieren zu können. Auch hier griff sie mit einer Abdecklackierung auf Polyurethanbasis auf ihre Erfahrungen aus dem Bootsbau zurück. «Es war schwierig, einen Mattlack zu fin- den, da im Bootsbau nur Hochglanzlacke verwendet werden», verrät sie. Wie sie das Problem am Ende gelöst hat, will sie nicht verraten: «Das bleibt mein Geheimnis.»

Mailand als erster grosser Schritt

Noch steht Eva Mechler mit ihrer Designlinie ganz am Anfang. Ihr Waschbecken hat sie aber im April bereits an der «Tortona Design Week» ausgestellt. Diese findet jeweils parallel zur Mailänder Möbelmesse statt und bietet jungen Designerinnen und Designern eine Plattform, um ihre Kreationen zu präsentieren. «Mailand war ein erster grosser Schritt, um Kunden zu erreichen.»

Das Interesse an ihrem Waschbecken habe ihr gezeigt, dass sie auf dem richtigen Weg sei. Neben ihrer 100-Prozent-Anstellung als Produktionsleiterin bei der Ernst Wieland AG ist Eva Mechler dabei, neue Objekte für ihr eigenes Label zu entwickeln. Auch diese werden der schlichten, schnörkellosen Linie folgen. «Kubisches fasziniert mich.» So klar die Formensprache ihrer Möbel, so unklar bisher die Preisvorstellungen: «Der Schreiner ist es nicht gewohnt, den Arbeitsaufwand für die vielen Entwürfe, die aufwendigen Berechnungen beim Programmieren der CNC-Maschine, das Austüfteln der Oberflächenbehandlung sowie den grossen Verschnitt miteinzukalkulieren.» Ihre Badezimmerlinie sei aber in einem gehobeneren Preissegment angesiedelt. Als nächsten Schritt will Eva Mechler weiterführen, was in Mailand an der Messe begonnen hat: «Die geknüpften Kontakte mit verschiedenen Innenarchitekten vertiefen und ein Konzept ausarbeiten, wie ich meine Produkte in ein Gesamtkonzept von Licht, Ma-terial, Form, Klang und Funktion einbringen kann.»

www.evamechler.ch

mh

Veröffentlichung: 01. November 2013 / Ausgabe 44/2013

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