Von Träf und Schindeln

Beat Grunder (64) hält eine Schindel aus Pressholz in der Hand. Im Hintergrund sind Träf zu sehen. Bild: Fränzi Hurni

Leute. Beat Grunder ist ein Mann der Tat, innovativ und trotzdem traditionell. Der gelernte Schreiner ist nach seiner Ausbildung in den elterlichen Betrieb eingestiegen und hat diesen nach dem Tod des Vaters 1994 übernommen.

Schon mit 23 Jahren hat er mit grosser Freude in den Lehrwerkstätten Bern die Einführungskurse unterrichtet und sich später zum Schreinermeister weitergebildet. In der dritten Generation ist nun sein Sohn Sandro Inhaber und Geschäftsführer der 1956 gegründeten Schreinerei. Beat Grunder und seine Frau Barbara kümmern sich um das zweite Standbein der Firma; den Bestattungsdienst. Entstanden ist dieser Geschäftszweig aus der Geschichte. Schreinereien in kleinen Dörfern wie Utzigen BE haben früher oft aus praktischen Gründen auch die Särge produziert. Weil das dem Menschenfreund Grunder zu unpersönlich war, hat er die Dienstleistungen der Firma über die Jahre hinweg professionalisiert. Der Schreinermeister engagiert sich im Verband der Bestattungsdienste für die Ausbildung und ist auch Experte für die eidgenössische Fachprüfung. Er ist kommunikativ und interessiert sich für Menschen. Die Beratungsgespräche mit den Hinterbliebenen führt er mit Feingefühl und ist besorgt, dem Verstorbenen einen würdigen Abschied zu ermöglichen. «Bestatter ist der schönste Job, den es gibt», sagt der Familienvater.

«Hornussen ist ein toller Mannschaftssport, aber mit messbaren Einzelleistungen.»

Er hat aber nicht nur die Schreinerei von seinem Vater weitergeführt und das Bestattungswesen ausgebaut, sondern auch seine Leidenschaft für das Hornussen gepflegt. Grunder hornusst, seit sein Vater ihn als Bub mitgenommen hat, das ist mittlerweile 58 Jahre her.

«Ein toller Mannschaftssport, aber trotzdem mit messbaren Einzelleistungen», beschreibt Grunder sein Hobby. Der leidenschaftliche Hornusser wurde zehnmal Schweizermeister und hat zweimal das «Eidgenössische» gewonnen. Zu Nationalliga-A-Zeiten hat er dreimal in der Woche trainiert und am Wochenende die Spiele absolviert. Grunder engagiert sich auch im Hornusserverband und ist dafür besorgt, dass neue Spieler rekrutiert werden. Er möchte das Feuer und die Freude an diesem Schweizer Traditionssport weitergeben. Bei seinem Sohn Sandro brennt das Feuer ebenfalls schon seit Kindsbeinen lichterloh. Das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Draussensein bei jedem Wetter schätzt Grunder am meisten an seinem Lieblingssport. Er ist Perfektionist, und deshalb ist es wenig erstaunlich, dass er sich mit grossem Engagement um Herstellung und Weiterentwicklung der Sportgeräte für Hornusser kümmert. So ist das dritte Standbein der Firma entstanden: Die Herstellung von Pressholz für Träf und Schindeln. Mit der Schindel wird der Hornuss im Feld (Ries) abgetan. Das Träf ist das hölzerne Ende des Steckens zum Abschlagen. Für die Teile wird Hagebuchenholz rund sechs Jahre gelagert, dann mit Hunderten von Tonnen verpresst und anschliessend mit Hitze behandelt. Diese Artikel aus druckverdichtetem Hartholz sind äusserst zäh. Die Grunder AG gehört heute zu den beiden einzigen Betrieben in der Schweiz, welche das Herstellungsverfahren noch beherrschen.

«Die Kameradschaft der Hornusser hilft mir immer wieder, den Kopf zu lüften», sagt Grunder, der als Bestatter oft tiefgreifende Erlebnisse verarbeiten muss. Er brennt nach fast sechs Jahrzehnten immer noch für seinen Sport und freut sich auf das «Eidgenössische» in Höchstetten BE in anderthalb Wochen.

Fränzi Hurni

Veröffentlichung: 26. August 2024 / Ausgabe 34/2024

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