Voll glücklich im Schrebergarten


Eine eigene Zucchetti zum Znacht. Der Schreiner Reto Mathys (47) freut sich über diese Geschenke der Natur. Bild: Beatrix Bächtold
Eine eigene Zucchetti zum Znacht. Der Schreiner Reto Mathys (47) freut sich über diese Geschenke der Natur. Bild: Beatrix Bächtold
Leute. Abendstimmung im kleinen Gärtchen am Stadtweiher Bülach. Reto Mathys sitzt auf einer Bank im Schatten eines Nussbaums.
Die Arme verschränkt, eine Sonnenbrille auf der Dächlikappe, blickt er zu seiner Parzelle und erzählt. Er sei hier in dieser kleinen Stadt im Kanton Zürich aufgewachsen und so fest verwurzelt wie das Gemüse in seinem Garten. Seit ungefähr fünf Jahren bewirtschaftet er dieses Fleckchen Land, hegt und pflegt es, und wenn es ein paar Zucchetti, Buschbohnen, Beeren oder Gurken abwirft, so ist er schon glücklich. Bewusst verzichtet er auf Chemie, duldet Maus und Igel, freut sich über Besuch von Katzen. «Von meinen sechs Salaten, die ich dieses Jahr pflanzte, hat nur einer überlebt. Die anderen wurden von den Schnecken vertilgt», sagt er und lächelt. Schon mit Rücksicht auf sein fünfjähriges Gottemeitli dürfe er keiner Schnecke ein Haar krümmen. «Sie liebt Hüslischnecken», sagt er. Ab und zu suchen aber zweibeinige Schädlinge sein Gärtchen heim. Als er letztes Jahr zum Beispiel einer Melone noch Zeit zum Reifen geben wollte, sei wohl jemand über den Hag geklettert. «Jedenfalls war sie eines Tages verschwunden. Ein bisschen ärgerlich», sagt er und zuckt mit den Schultern. Und dann erklärt er, dass viel Arbeit in so einem rund 10 Quadratmeter grossen Gärtchen stecke.
«Ich muss mir keine Sorgen machen, dass mir das Grünzeug über den Kopf wächst.»
Fast täglich komme er nach der Arbeit bei der Eglisauer Graf Gebr. Schreinerei AG hierher, um zu hacken, hacken, hacken. Nur so könne die Krume aufbrechen. Nur so gelange das Wasser mit den darin gelösten Nährstoffen an die Wurzeln seiner Schützlinge, die er zum grossen Teil selbst gezogen hat. Jeden Tropfen Wasser schöpft der Hobbygärtner aus dem nahe gelegenen Dorfbach und schleppt die schweren Giesskannen dann herbei. Dieses Jahr hat er noch gar nicht gedüngt. Kommendes Jahr will er aber wieder ein paar Kübel Kompost holen. «Darüber, dass mir das Grünzeug über den Kopf wächst, muss ich mir keine Sorgen machen», sagt er. Diese Saison zum Beispiel verbucht er einen Totalausfall bei den Gurken. Erst Nässe, dann Mehltau, dann Hitze. Dann schaut er hinüber zu seinem Nachbarn. Dieser sieht in seinem Garten vor lauter Grün, Gemüse und Früchte den Boden nicht mehr. Die Paprikaschoten röten sich, die Tomaten hängen reif und schwer. «Er ist ein Fuchs. Ein Obergärtner. Der kennt sich aus», sagt Mathys und pfeift anerkennend durch die Zähne. Auch bei seiner Mutter, die nebenan einen etwas grösseren Garten bewirtschaftet, scheint sich das Gemüse extrem wohlzufühlen. Sie übernimmt für ihn die Pflege des Gartens, wenn er mal in den Ferien ist. Für ihn ist der Schrebergarten aber nicht der Ort, um Hochleistung und maximalen Ertrag um jeden Preis zu erzielen. Vielmehr findet er hier im Einklang mit der Natur die Möglichkeit, einfach auszuspannen. So stellt er schon mal am Wochenende eine Feuerschale auf, um Würste für sich und seine Verwandten und Bekannten zu brutzeln.
Und während er erzählt, hält er plötzlich inne. Er steht auf. Geht hinüber zu seinem Garten. Da ist doch tatsächlich, versteckt hinter dem Lauch, eine Zucchetti herangewachsen. Flink holt er sein Messer heraus, um das grüne Wunder zu ernten, und sagt: «Ich werde sie mir heute zum Abendessen zubereiten.» Mit der Zucchetti in der Hand verlässt Reto Mathys für heute das Gartengelände durch die Holztür aus Tulpenbaum, die er als Schreiner selbst gemacht hat. Morgen wird er wiederkommen. Vielleicht hat die Natur dann ja wieder ein schmackhaftes Geschenk für ihn parat.
Veröffentlichung: 25. September 2023 / Ausgabe 38/2023
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