Viel mehr als nur messen

Den «3D-Disto» von Leica kann man mit einer Fernbedienung steuern. Neben dem Ausmessen von Einzelpunkten lassen sich mit dem Gerät auch Serienmessungen erstellen. Bild: Leica Geosystems

Massaufnahme.  Doppelmeter, Massband und Nivelliergerät waren gestern. Die moderne Massaufnahme erfolgt mittels digitaler Messgeräte. Dabei lassen sich die aufgenommenen Punkte einfach in CAD-Programme importieren und so verwenden.

Der Massaufnahme kommt im Ausbau grosse Bedeutung zu, entscheidet nicht selten über Sein oder Nichtsein. Massband, Doppelmeter, Laserdistanzmesser und Schab-lone waren bis vor wenigen Jahren noch die gängigsten Messwerkzeuge und sind es auch heute noch. Wird es komplizierter, kommt schon einmal zusätzlich ein Nivelliergerät zum Einsatz. Richtig schwierige Vermessungsarbeiten wie in Gewölben oder die Platzierung einer geschwungenen Treppe gibt man auswärts an Vermessungsspe-zialisten.

Scannen ist immer noch zu teuer

Alternativen wie Tachymeter und die dazugehörende Software waren lange Zeit sehr teuer und darum Spezialisten vorbehalten, die trotz den hohen Kosten daraus einen entsprechenden Nutzen ziehen konnten. Daneben sind auch die Oberflächen-Laserscanner aufgekommen, die Oberflächen in einen feinen Raster abtasten. Aufgrund der Kosten – man spricht von sechsstelligen Beträgen – sind sie für die Holzbranche einfach zu teuer. Die hohen Kosten lassen sich auch nicht über die entsprechende Aufwandreduktion finanzieren. Zudem benötigt die Nachbearbeitung der erfassten Daten viel Aufwand. Viel Zeit braucht das Bewerten der Punktwolke und das Ausfiltern von Fehlerpunkten. Eine umherschwirrende Fliege im Messbereich reichert beispielsweise die Punktwolke mit einer Unmenge von Fehlmessungen an, die es in der Nachbearbeitung zu entfernen gilt. Diese Scantechnik wird wohl aufgrund der hohen Kosten und dem Bearbeitungsaufwand auch in Zukunft nicht direkt im Ausbaugewerbe eingesetzt werden.

Einfache Kombinationen

Bereits Einzug gehalten haben aber einfache Systeme, die Tachymeter-Messgeräte mit CAD-Programmen verknüpfen. Verschie- dene Hersteller und Händler haben solche Geräte im Angebot, seien es eher abenteuerlich anmutende Kombinationen aus Laserdistanzmessgeräten, die auf geregelte Motorachsen geschraubt werden, oder handelsübliche Tachymeter, die an einen Mobilcomputer angeschlossen sind. Ein Beispiel der ersten Gruppe ist das «Flexijet» von der gleichnamigen ostdeutschen Firma. In der Schweiz wird das Produkt unter anderem von der Firma CAD-LAN in Suhr vertrieben.

Das Gerät besteht aus einer Konsole mit zwei motorisch angetriebenen Achsen. Beginnt man mit dem Vermessen, muss zuerst ein Referenzpunkt definiert werden, idealerweise liegt dieser auf dem Meterriss. Danach kann jeder Punkt im Raum mit dem Lasermessgerät angefahren und die Punkte einzeln aufgenommen werden. Das Anfahren kann manuel erfolgen oder mittels Motoren und Fernbedienung. Diese ist vor allem dann wichtig, wenn der Boden nicht hundertprozentig stabil ist und das Gerät durch das Umhergehen im Raum wackeln würde.

Direkt ins CAD

Die mitgelieferte Software erlaubt, aus den einzelnen Punkten eine CAD-Zeichnung zu erstellen. Dabei muss man zum Beispiel Ecken nicht direkt anfahren und ausmessen, es genügt, die angrenzenden Flächen aufzunehmen und die Ecke im CAD automatisch zu generieren. Um aber genaue Resultate zu bekommen, braucht es sehr viele Messpunkte. Ausserdem gibt es keine Li-nienscanfunktion, man kann also den Laser nicht automatisch eine Form abtasten lassen. Mit den erfassten Daten besteht die Möglichkeit, im dazugehörigen CAD eine 3-D-Zeichnung zu erstellen und diese dann über eine Schnittstelle, zum Beispiel als DXF, in gängige Zeichnungsprogramme aufzunehmen. Idealerweise setzt man dafür einen eigenen Layer ein, den man zur Erhöhung der Verständlichkeit auch wieder ausblenden kann. Bei einem Wechsel des Messstandortes, zum Beispiel, um angrenzende Räume zu vermessen, kleben Vermes-ser «Targets», also Kleber mit Fadenkreuz, an bestimmte Punkte, diese lassen sich dann vom neuen Standort aus wieder anmessen und definieren. Aufgrund der übereinstimmenden Messpunkte lassen sich mehrere Punktsysteme übereinander legen. Die Kosten des «Flexijets» liegen bei rund 15 000 Franken, inklusive Software.

Auch für die Montage geeignet

Eine einfache Lösung bietet ebenfalls die Firma CAD Work. In Kooperation mit der Firma Leica hat das Softwareunternehmen eine Aufmasslösung mit einem Tachymeter entwickelt. Zum Einsatz kommt dabei der «Builder 300» von Leica. Der Tachymeter verfügt über einen Laserpointer, um die Messpunkte optisch anzufahren. Die Messung erfolgt dann direkt mit dem Laserdistanzmesser. Die erhaltenen Messpunkte kann das System dann dreidimensional erfassen und in der Zeichnungssoftware darstellen. Die Kommunikation zwischen Messgerät und mobilem Computer erfolgt über eine Bluetooth-Schnittstelle. Über den Laserpointer lassen sich auch Punkte ab Zeichnung in der Baustelle auf Wände, Böden und Decken projizieren. Damit kann man Achsen und Punkte abstecken, aber auch Montagewinkel und Sockel präzise positionieren. Ähnliche Lösungen gibt es auch von anderen Anbietern, mittlerweile kann fast jeder Anbieter von CAD-Systemen eine Software-Gerätekombination anbieten. Die Preise liegen je nach Anbieter zwischen 10 000 und 15 000 Franken.

Neu auch mit Kamera

Im Bereich der digitalen Vermessung hat es in den letzten Jahren grosse Fortschritte gegeben. Neu auf dem Markt sind motorisch betriebene und mit Kameras ausgerüstete Tachymeter. Die Firma Leica hat mit dem «3D-Disto» ein Gerät entwickelt, welches weit mehr kann als die bisherigen digitalen Instrumente. Das Messgerät besteht aus einem motorisch angetriebenen Tachymeter mit entsprechender Software, um die Daten dreidimensional darzustellen. Die Bedienung erfolgt dabei ferngesteuert über ein Handgerät mit Touch-Oberfläche. Zusätzlich ist eine Kamera integriert, mit der man die anzuvisierenden Punkte mit einem Achtfach-Zoom auf den Display holen kann. Zuerst muss man allerdings einen Referenzpunkt anmessen. Anschliessend lassen sich auf verschiedene Weise Punkte vermessen.

Automatisches Abtasten möglich

Eine Möglichkeit ist das manuelle Heranfahren: Dabei hält man sich nahe am Messpunkt auf und lenkt den Laserstrahl über die Fernbedienung auf den gewünschten Punkt. Die Messauslösung erfolgt ebenfalls über die Fernbedienung. Eine zweite Möglichkeit ist das Heranzoomen des Punktes über die Kamera. Dieses Vorgehen eignet sich vor allem für hochgelegene Messpunkte. Schliesslich lassen sich mit dem «3D-Disto» auch Serienmessungen erstellen. Dazu stellt man das Gerät so auf, dass die abzutastende Achse sichtbar ist. Dann wählt der Ausmesser Richtung sowie Punktabstand und kann die Messreihe starten. In der Praxis stellt man das Messgerät unter einer Bogentür auf den Boden und erfasst die Bogenform vollautomatisch und mit grosser Präzision. Per Knopfdruck lassen sich die gemessenen Daten in eine Datei im «dxf»-Format umwandeln. Zudem kann man während des Messvorganges Bilder erstellen, um sich später bei der Auswertung der Messresultate besser orientieren zu können. Der Nutzen des Gerätes ist hoch. Dabei erstaunt der Preis von nur rund 8500 Franken für das Messgerät. Den «3D-Disto» kann man autonom betreiben und die Daten exportieren. Es ist möglich, das Gerät aber auch direkt mit einer vorhandenen Zeichensoftware zu betreiben.

Eine solche Lösung bietet zum Beispiel die Firma Dietrichs für Innenausbauer und Zimmerleute an. Dabei lässt sich der «3D-Disto» in der Zeichnung mit der Maus steuern und dorthin bewegen, wo Messpunkte gebraucht werden. Produkte der Firma Dietrichs werden in der Schweiz von der Funk Holzbauprogramme GmbH gehandelt.

www.cad-lan.chwww.cadwork.comwww.leica-geosystems.comwww.dietrichs.com

Tachymetrie

Optisch oder elektronisch

Mit einem Tachymeter kann man die horizontale Richtung, den Vertikalwinkel und die Länge der schrägen Strecke gleichzeitig messen. Bei optischen Tachymetern kann man die Länge der Schrägstrecke in der Optik auf integrierten Strichplatten ablesen. Zusätzlich lassen sich vertikale und horizon-tale Winkel ablesen. Die Lage des gemessenen Punktes kann man mittels trigonometrischen Formeln errechnen.

Elektronische Tachymeter messen die Richtungen und Winkel nach der Ziel-anvisierung selbständig. Aus den gemessenen Strecken und den Winkeln errechnet der Prozessor die Raumkoor-dinaten des Punktes. Die Messung erfolgt mit einem Lichtstrahl im In- frarotbereich. Moderne Geräte sind zusätzlich mit einem Laserdistanzmessgerät und einem Laserpointer ausgerüstet. Damit lassen sich sowohl Daten aufnehmen, wie auch bereits erstellte Punkte am Bauwerk projizieren. Die Reichweite moderner Geräte schwankt je nach Qualität zwischen 15 und 2000 m.

Ganz neu auf dem Markt sind elektronische Tachymeter mit eingebauter Kamera. Damit kann man aus der Distanz Messpunkte heranzoomen und ohne vor Ort zu sein, exakt anvisieren. Zudem verfügen die Geräte über motorisch betriebene Achsen, was eine Fern- steuerung sowie automatische Mess-reihen zulässt.

wi

Veröffentlichung: 25. April 2013 / Ausgabe 17/2013

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