Verspielte Ideen, klassisch verpackt


... denn die kleinen, aber feinen Details zeigen sich dem Betrachter oft erst auf den zweiten Blick.
... denn die kleinen, aber feinen Details zeigen sich dem Betrachter oft erst auf den zweiten Blick.
Möbelmesse. Der Salone del Mobile in Mailand ist seit jeher Wegweiser für die aktuellen Gestaltungstrends. In diesem Jahr stand die Messe im Spannungsfeld zwischen klassischen Formen und modernen Produktionstechniken.
Es waren nicht auffällige Farben und futuristische Designs, welche die knapp 344 000 Besucher des Salone del Mobile in Mailand gefunden haben. Bei der 56. Durchführung der wichtigsten Designmesse waren vielmehr die warmen Farbtöne, die weichen Formen und die klassische Gestaltung vorherrschend.
Noch mehr als in den letzten Jahren präsentierten die Hersteller Möbelstücke, die an den Bungalow-Stil der 70er-Jahre erinnerten. Die meisten Stühle, Sessel und Sofas zeigten mit Stoff, Filz und Leder umspannte Holz- oder Metallrahmen. In der Formensprache heben sich die Neuinterpretationen meist nur auf den zweiten Blick von ihren Vorbildern ab. Neue Materialien, Farben und produktionstechnische Möglichkeiten führten zu tollen Stücken, die es zu entdecken galt.
Auch bei den Tischen und Sideboards wurden diese Stilelemente aufgegriffen, und man stiess beim Streifzug durch die Messe auf viele kleine und dekorative Möbelstücke. So belebten stumme Diener, Anlehnmöbelchen, Spiegelschränkchen oder kleine Tischchen die Räume und ergänzten die Raumstimmung.
Durchgängige Designsprache
Ein weiterer sich abzeichnender Trend an der Messe war die Verwendung von durchgängigen Gestaltungselementen.
So wurden beispielsweise dieselben optischen Eckverbindungen vom Sessel über den Clubtisch bis zum Wandregal verwendet. Oder die Farbgebung der Möbelstücke wurde im Bodenbelag oder im Teppich erneut aufgegriffen. Damit entstand eine individuell anpassbare optische Einheit im Raum. Die Ausweitung der Designsprache auf weitere Elemente ermöglichte eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten in den jeweiligen Designlinien.
Auffallend war generell das Spiel mit halbdurchsichtigen raumtrennenden Elementen. Die Öffnungen in den Abtrennungen waren oftmals mit sich wiederholenden Mustern ausgeführt, was den Raum je nach Musterwahl passend zu den Möbelstücken und der restlichen Raumgestaltung unterteilte. Die ausgefrästen Rasterungen gab es nicht nur als durchblickbare Trennelemente, sondern sie wurden auf Spiegel, Gläsern und Möbelfronten aufgesetzt. So ermöglichten die aufgesetzten Rasterungen auf eine einfache Art und Weise eine Verbindung zwischen den Designobjekten.
Auch der Schreiner könnte auf diese Weise seine Innenausbauten personifizieren oder sich gegenüber dem restlichen Innenausbau abgrenzen. Die Rasterplatten wurden meist aus einer dünnen MDF-Platte ausgefräst und anschliessend lackiert, was eine hochwertige Optik und Haptik ergab.
Eines hatten praktisch alle Möbelstücke gemeinsam – sie luden zum Erforschen ein. Manchmal entdeckte man erst beim zweiten Hinschauen alle Öffnungsmöglichkeiten der Möbel. So gab es kubische geschlossene Clubtische, die über das Öffnen von mehreren Klappen unzählige Ablagemöglichkeiten boten. Arbeitstische gaben mit einem Schwenk der Tischplatte die Organisationsfächer für Stifte und weiteres Büromaterial frei.
Neben dem Salone del Mobile auf dem nordwestlich der Stadt gelegenen Mailänder Messegelände Rho Fiera fanden sich in der Stadt Mailand selbst ebenfalls einige Designinstallationen und Ausstellungen.
Der «Brera Design District Milano 2017», der im gleichnamigen Stadtteil durchgeführt wurde, war mit seinen 270 Ausstellern und 172 Events der grösste Neben-event zur Messe. Viele Ausstellungen waren in Hinterhöfen zu finden. Hier zeigten mitunter auch bekannte Designstudios oder Hersteller wie beispielsweise Vitra, Kartell oder Alessi Handskizzen und Modelle der Designer.
Mit Installationen in den Strassen präsentierten einige Hersteller ihre Produkte in einem anderen Kontext. So liess «Cappellini» seine Stühle fliegen, und «Humanscale» verwandelte einen Parkplatz in einen kleinen Urwald. Auf dem Garibaldiplatz zeigte der Schweizer Holzwerkstoffhersteller Swiss Krono AG ein fast lebensgrosses Skelett eines Tyrannosaurus Rex aus dem Werkstoff «Swiss CDF».
Unter dem Namen «White in the City» wurden in einem riesigen Innenhof leuchtende Skulpturen ausgestellt. Die Skulpturen wurden mit der «Hot Wire Cutting»-Methode hergestellt, also mit einem heissen Draht ausgeschnitten. Eine sehr filigrane Skulptur stammte von der 2016 verstorbenen irakischen Architektin Zaha Hadid.
Der nächste Salone del Mobile findet vom 17. bis zum 22. April 2018 statt.
Veröffentlichung: 13. April 2017 / Ausgabe 15/2017
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