Übernachtung in der Entwässerungsröhre


Da guckt man in die Röhre. Bild: Michael Freisager
Da guckt man in die Röhre. Bild: Michael Freisager
Innenausbau. Die Zuger Schreinerei Brändle funktionierte eine Betonröhre zum komfortablen Wohnraum um. Das Hotelzimmer auf acht Quadratmetern ist derzeit an der Zuger Messe zu begutachten.
Was macht man aus einer übrig gebliebenen Betonröhre eines Entwässerungstunnels? Ein gemütliches Hotelzimmer. Die Zuger Schreinerei Brändle tat sich bei diesem Upcycling-Projekt namens «Sleepipe» mit dem für seine Pionierbauten bekannten Projektentwickler Dieter Brendel zusammen. Rolf Brändle und Dieter Brendel kennen sich seit über 15 Jahren und haben bereits mehrere Vorhaben gemeinsam realisiert.
Das Hotelzimmer «Sleepipe» entstand in einer umfunktionierten Betonröhre, die beim Bau des 2018 fertiggestellten Entwässerungstunnels der Stadt Zug übrigblieb. Dank des ausgeklügelten Innenausbaus kommen auf den rund acht Quadratmetern keinerlei Komfortwünsche zu kurz: «Hier drin ist’s gemütlich wie in einer Kajüte», lobt Brendel die massgefertigte Ausstattung, der früher als Hochseekapitän von Containerschiffen und Yachten die Welt bereiste.
Das elektrifizierte Röhrenzimmer verfügt neben Schlafsofa, Tisch und Einbauschränken über eine durchdachte Badeinrichtung inklusive Lüftung sowie eine Fussbodenheizung. «Ob begehbarer Kleiderschrank oder beheizte Hundehütte – Spezialanfertigungen sind unser Steckenpferd», sagt Schreinermeister Rolf Brändle. «Eine kompakte Zimmerausstattung in einem kreisrunden Raum ist aber durchaus nichts Alltägliches. Die Herausforderung besteht darin, auf kleiner Fläche umfassenden Komfort zu bieten und dabei trotzdem ein grosszügiges Raumgefühl zu erzeugen». Wie die Herausforderung gemeistert wurde, können die Besucherinnen und Besucher der Zuger Messe bestaunen.
Zu dem ungewöhnlichen Projekt kam es, da die Stadt Zug zwischen 2016 und 2018 mit dem Projekt Seapipe 2.0 die neue «Vorflutleitung Zugersee» im Microtunneling-Verfahren verlegt. Die 1,8 Kilometer lange Röhre hat einen Durchmesser von 2,7 Metern. Sie befindet sich fünf bis zwölf Meter tief unter der Erde und ist das Kernstück des Grossprojektes «Entwässerung Zug Nord», welches Regenwasser aus dem nördlichen Teil der Stadt in den Zugersee führt. Sechs der Röhrenelemente von jeweils 4 Metern wurden nicht verbaut. Nun haben sie eine neue Bestimmung gefunden.
Dereinst sollen dem Prototyp fünf weitere Röhrenzimmer folgen, die pyramidenförmig aufgetürmt zur originellsten Herberge im Zugerland werden. Strom- und Wasseranschlüsse vorausgesetzt, ist der Standort des Röhrenhotels grundsätzlich flexibel. Allerdings erfordert der Transport der je 25 Tonnen schweren Röhrenzimmer einen gewissen Aufwand. «Areale, die für Zwischennutzungen freigegeben sind, würden sich besonders gut eignen», sagt Bauherr Brendel. «Aber zwei bis drei Jahre an einem Ort sollten es schon sein». Ein Baugesuch hat er bereits eingereicht. Das Röhrenhotel soll professionell vermarktet werden. Buchung und Self-Check-in lassen sich via Smartphone abwickeln.
ids
www.braendle-ag.ch
www.mebag-services.ch
Vom 19. bis 27. Oktober 2019
Allmendstrasse 5
6300 Zug
Öffnungszeiten
Montag – Dienstag: 14:00 – 21:00 Uhr
Mittwoch – Freitag: 14:00 – 22:00 Uhr
Samstag: 10:30 – 22:00 Uhr
Sonntag: 10:30 – 18:00 Uhr
Veröffentlichung: 23. Oktober 2019
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