Standard kann auch anders

Kanten schleifen mal anders: die «Uniq-P» von Kündig mit Druckbalken und Transportschlitten. Bild: Kündig AG

Standardmaschinen.  Für ein perfektes Oberflächenfinish einer Arbeit ist auch der Kantenschliff massgeblich. Dieser wird vorzugsweise auf der Kantenschleifmaschine ausgeführt. Die Standardmaschine findet man zuweilen auch in aussergewöhnlichen Ausführungen.

Seit geraumer Zeit verlagern sich viele Arbeitsschritte von den Standardmaschinen auf die CNC-Bearbeitungszentren (Baz). So auch beim Schleifen. Das Werkstück bleibt aufgespannt, und die gefrästen Kanten können mittels Schleifaggregat auch gleich fertig bearbeitet werden.

Das Kantenfinish am Baz ist trotz des zusätzlichen Werkzeugwechsels effizient, da die späteren Arbeitsschritte an der Kantenschleifmaschine auf diese Weise eingespart werden. Das Werkstück lässt sich zudem massgenau bearbeiten. Die CNC-Aggregate ersetzen die klassische Kantenschleifmaschine aber nur in wenigen Fällen. Denn bei einzelnen Kanten oder unterschiedlichen Formaten ist die Kantenschleifmaschine klar die rationellere Lösung. Und auch wenn man sich vor der Thematik heutzutage kaum mehr verschliessen kann, steht noch lange nicht in jeder Schreinerei ein Baz.

Die Kantenschleifmaschine hat somit nach wie vor ihren festen Platz in der Werkstatt und kann auch weiterhin getrost zu den Standardmaschinen gezählt werden.

Im Grunde simpel

Der feste Platz in der Werkstatt ist im Falle der Kantenschleifmaschine jedoch im übertragenen Sinne zu verstehen, denn oftmals steht die Maschine auf Rollen. Dies ist besonders bei engen Platzverhältnissen praktisch, da sie bei Nichtgebrauch platzsparend in der Ecke parkiert werden kann.

Generell ist die Kantenschleifmaschine ein richtiges Multitalent und bietet in Kombination mit dem richtigen Zubehör vielseitige Anwendungsmöglichkeiten. Dabei ist das grundlegende Prinzip der Maschine in der Regel recht simpel. Ein Schleifband läuft über eine Andruckfläche und dreht sich um zwei Umlenkrollen, wovon eine davon direkt oder indirekt von einem Motor angetrieben wird. Die modernen Kantenschleifmaschinen als simpel zu bezeichnen, wäre allerdings etwas vermessen. Denn sie bieten so einige technischen Finessen, die dem Anwender die Arbeit erleichtern.

So kann je nach Maschinentyp und Ausführung beispielsweise das Schleifaggregat geschwenkt, die Schleifbandgeschwindigkeit angepasst oder ein automatischer Vorschub dazugeschaltet werden. Zubehör wie Gehrungsanschläge, Zusatztische oder Schleifzylinder können die Grundausstattung einer Kantenschleifmaschine ergänzen. Während die Standardausführungen für die meisten Anwendungen im Schreineralltag völlig ausreichen, kann es durchaus spezifische Bearbeitungen geben, die höhere Anforderungen an die Kantenschleifmaschine stellen. Die Schreinerzeitung hat sich umgeschaut und einige Beispiele gefunden, bei denen die Standardmaschine in aussergewöhnlichen Ausführungen daherkommt.

 

Hoch hinaus

Bei den meisten Kantenschleifmaschinen kommen Schleifbänder mit einer Breite von 150 mm zum Einsatz. Mit hohen Werkstücken, wie beispielsweise Schubladen aus Massivholz, ist diese Breite schnell mal ausgereizt. Mit der «R-300» und der «R-400» hat der deutsche Maschinenhersteller Rehnen GmbH zwei Kantenschleifmaschinen im Sortiment, die hier Abhilfe leisten können. Die Zahl im Produktnamen ist dabei gleichbedeutend mit der Schleifbandbreite von 300 respektive 400 mm. Ein höhenverstellbarer Arbeitstisch sorgt dafür, dass auch bei kleineren Werkstücken die gesamte Höhe des Bandes genutzt werden kann. Das Schleifaggregat wird durch einen 3-kW-Motor angetrieben und verfügt über eine pneumatische Oszillation von etwa 25 mm. Optional sind die beiden Maschinen auch mit einem schwenkbaren Aggregat erhältlich, was das Schleifen von schrägen Werkstücken und Gehrungen ermöglicht. Sowohl die «R-300» als auch die «R-400» finden auf einer Bodenfläche von 1250 × 750 mm Platz und wiegen rund 280 kg. Vertriebspartner in der Schweiz sind die Näf Service und Maschinen AG sowie die Koch Group AG.

rehnen.com

 

Runde Sache

Mit dem rundum zugänglichen Schleifband und den drei verschiedenen Radien ist die «HBK 3200» besonders zum Schleifen von geschwungenen Kanten und Werkstücken geeignet. Der Maschinentisch läuft dabei um das ganze Schleifband herum und bietet mit einer Länge von 2180 mm und einer Breite von 1030 mm viel Auflagefläche für lange Friese. Die Kantenschleifmaschine des tschechischen Unternehmens Houfek a.s. findet deshalb vorwiegend Verwendung in der Treppenproduktion, wie das Unternehmen schreibt.

Die Staubabsaugung erfolgt über Öffnungen im Maschinentisch rund um das Schleifband. Der Anschluss für den Absaugschlauch ist am Maschinenfuss platziert und hat einen Durchmesser von 150 mm. Ein zusätzlicher Absaugstutzen mit magnetischer Befestigung ist optional erhältlich. Das Schleifaggregat der «HBK 3200» lässt sich mittels Handkurbel in der Höhe verstellen; auf Wunsch ist auch eine elektronische Verstellung möglich.

Ein stärkerer Motor mit 4 kW (3 kW in der Standardausführung) und ein Fahrgestell sind ebenso optional erhältlich. Die Oszillation ist im Basismodell Standard.

www.houfek.com

 

Den Schleifgurt umschnallen

Das klassische Schleifband sucht man bei der «Roba Duplex» der MB Maschinenbau GmbH vergeblich. Denn bei der Kantenschleifmaschine des deutschen Unternehmens kommt ein in der Mitte geteilter Schleifgurt mit Bürsteneinsätzen zum Einsatz, welche jeweils von oben und unten in den Gurt eingeschoben werden. Die Teilung ermöglicht das Einsetzen von zwei unterschiedlichen Schleifkörnungen. Dank der pneumatischen Hubverstellung kann somit der Grob- und der Feinschliff ohne Rüstzeit dazwischen erfolgen. Der Oszillationshub des Aggregates beträgt 30 mm.

Luftkissen für heikle Oberflächen

Die «Roba Dublex» eignet sich für das Schleifen von Holz, MDF, gefüllerten Oberflächen und für den Lackzwischenschliff. Der Luftkissentisch sorgt für ein oberflächenschonendes Handling der Werkstücke. Für das Schleifen von Schubladen oder anderen hohen Stücken ist die Kantenschleifmaschine auch mit 350 oder 400 mm hohem Schleifgurt erhältlich oder als «Roba Duplex XL» mit einem Arbeitsbereich von 1950 mm Länge. Für Betriebe, die mehr Kapazität bei der Kantenbearbeitung brauchen, gibt es die «Twin Duplex» mit zwei Bearbeitungstischen. Damit kann die Maschine von beiden Seiten gleichzeitig benutzt werden. Vertriebspartner in der Schweiz ist die Batcon Oberflächentechnik GmbH.

www.mb-maschinenbau.de

 

Nachschub in Sachen Vorschub

Vorschubaggregate an Kantenschleifmaschinen sind schon lange keine Seltenheit mehr. Kleine und grosse Serien können somit effizient im Durchlauf geschliffen werden. In den Maschinentisch integrierte Transportbänder führen das Werkstück präzise und mit konstanter Vorschubgeschwindigkeit am Schleifaggregat vorbei. Bei der «Flash» der Kündig AG aus Wetzikon ZH sorgen gleich drei Bänder dafür, dass selbst Hochglanz lackierte Werkstücke oberflächenschonend transportiert werden. So kommt auch im Druckbalken ein gummiertes Transportband zum Einsatz. Die Vorschubgeschwindigkeit ist stufenlos über einen 270° drehbaren Touchscreen regelbar. Zudem können hier die Oszillation, die Schleifbandgeschwindigkeit sowie der Ein- und Aussatzzeitpunkt des pneumatischen Schleifkissens eingestellt werden. Wie bei einer Breitbandschleifmaschine sorgt der einsatzgesteuerte Pneumatikschleifschuh dafür, dass auch dünne Lackschichten an den Ecken nicht durchgeschliffen werden. Zudem verfügt die «Flash» über eine Schleifbandabblasung, was das Zusetzen mit dem hartnäckigen Lackstaub verhindern soll.

Sicher geklemmt

Man mag es kaum glauben, aber es gibt Anwendungen, bei denen noch mehr Präzision erforderlich ist als beim Schleifen von Hochglanz-Kanten. So etwa, wenn die geschliffenen Kanten anschliessend ohne die geringsten Differenzen zusammengefügt werden sollen, wie es beispielsweise beim Zusammensetzen von Furnierblättern gewünscht ist. Mit der Kantenschleifmaschine «Uniq-P» von Kündig soll genau das möglich sein. Ein Transportschlitten sowie ein segmentierter Druckbalken sorgen dafür, dass die Furnierblätter oder die Werkstücke sicher gespannt am Schleifaggregat vorbeigeführt werden. Auf diese Weise werden die Kanten absolut präzise kalibriert. Gerade bei herausfordernden Faserverläufen wie etwa bei Wurzelfurnier kann das Fügen mit einem Säge- oder Hobelaggregat heikel sein. Das Schleifen hingegen verspricht eine geringere Gefahr für Einrisse und Ausbrüche. So ist die «Uniq-P» unter anderem für das Fügen von Furnierkanten bei einem britischen Luxusautomobilhersteller im Einsatz, wie das Unternehmen schreibt. Die Kantenschleifmaschine könne aber auch zum Schleifen von Massivholz oder anderen Materialien Anwendung finden. Die Maschine verfügt über eine permanente Schleifbandreinigung via Luftstrom, und die Schleifbandgeschwindigkeit lässt sich stufenlos regeln.

kuendig.ch

Sven Bürki, SB

Veröffentlichung: 20. Juni 2024 / Ausgabe 25/2024

Artikel zum Thema

20. Juni 2024

Wenn die Luft raus ist, kommts gut

Vakuumpressen.  Wer eine effiziente und vielseitige Technik für Pressarbeiten sucht, die sich auch für flächige Teile lohnt und allenfalls die klassische Furnierpresse ersetzen kann, der hält am besten auch in Richtung Vakuumtechnik Ausschau.

mehr
02. Mai 2024

Automatisiert auf engstem Raum

Kleinroboter.  Ob Bestücken, Palettieren, Schleifen, Lackieren, Bohren oder Schrauben: Die Anwendungsbereiche von Kleinrobotern in Handwerksbetrieben sind vielfältig. Die Schreinerzeitung hat einige Hersteller und Roboter genauer angeschaut.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Maschinen