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Sicherheitssystem im Test mit der Wurst: Bei Berührung schnellt das Sägeblatt innert Sekun-denbruchteilen zurück. Die Wurst bleibt praktisch unversehrt. Bilder: Griggio, Ineichen
Sicherheitssystem im Test mit der Wurst: Bei Berührung schnellt das Sägeblatt innert Sekun-denbruchteilen zurück. Die Wurst bleibt praktisch unversehrt. Bilder: Griggio, Ineichen
Innovationspreis HOLZ 2016. Nahezu 40 Neuheiten wurden im Rahmen der Jurierung bewertet, sechs Premieren schafften die Nomination, drei Projekte gingen zum Messestart als Gewinner hervor und unterstreichen die hohe Innovationskraft der Holz bearbeitenden Branche.
Im Sport zählen einzig und allein die drei Erstplatzierten. Wer aufs Siegerpodest klettern und sich die Medaillen umhängen lassen darf, der steht im Rampenlicht; die anderen gehen (fast) leer aus. Nicht so beim Innovationspreis der Fachmesse Holz in Basel. Jedes der eingereichten Projekte glänzte auf seine Weise durch Einzigartigkeit, Nutzen, Wirtschaftlichkeit, Funktionstüchtigkeit oder Anwendungsreife – und jedes wird an der Holz 2016 erstmals gezeigt.
Und trotzdem: Die Besten holten zum Messeauftakt ihren verdienten Applaus und die Auszeichnungen des Innovationspreises Holz 2016 ab. Begleitet von den Worten der TV-Moderatorin Katja Stauber und der Laudatio von Fachjurypräsident Eduard Bachmann von der Berner Fachhochschule in Biel betraten die Unternehmensvertreter der sechs nominierten Projekte die Messebühne.
Die Ränge vier bis sechs belegten Adler Lack AG, Gebrüder Eisenring AG und Borm Informatik AG. Lackhersteller Adler überzeugte die Jury mit einem neuartigen Mattlack auf wässriger Basis. «Bluefin Softmatt» besticht durch seine samtig weiche Oberfläche und soll Fingerabdrücke überdurchschnittlich gut kaschieren. Astkosmetik heisst das Zauberwort des Holzspezialisten Eisenring. Dabei werden Äste und Risse bei Hobelwaren per Scanner erkannt und maschinell mit Klebstoff gefüllt. Die gehobelten Oberflächen werden gleichmässiger, schöner und besser nutzbar. Stark im Messetrend ist letztlich auch Borm, der Hersteller von Branchensoftware. Er fördert und fordert mit dem «Project Business 4.0» die digitale Generation der Geschäftsprozesse für Schreinereien und Holzbauer.
Auf den ersten drei Rängen des Innovationspreises platzierten sich die eingereichten Projekte von Ineichen, Simonswerk und von Technowood. «Sie bestechen alle drei durch hohe Innovationskraft und verdienen ihre Auszeichnung durchaus. Bereits im ersten Selektionswahlgang der Jury, in dem die sechs nominierten Projekte bestimmt wurden, belegten diese Innovationen geschlossen die ersten drei Plätze», berichtet Eduard Bachmann.
Als Siegerprojekt wurde die Formatkreissäge «Unica-Safe» von Griggio und der Ineichen AG ausgerufen. Sie ist die einzige Formatkreissäge mit innovativem Sicherheitssystem. Es schützt den Maschinisten vor Schnittverletzungen und Arbeitsausfall. Wie das funktioniert? Das Sägeblatt der «Unica-Safe» wird unter elektrische Spannung gesetzt. Bei Berührung der Haut mit dem Sägeblatt ändert sich die Spannung, da der menschliche Körper leitfähig ist. Bei dieser Än- derung der Spannung wird das Sicherheitssystem ausgelöst. Das Sägeblatt zieht sich dann innert 5 Millisekunden zurück. Der Maschinist wird somit vor Schnittverletzungen, Arbeitsausfall und Folgeschäden geschützt. Zum Vergleich: Dieser automa-tische Rückzug des Sägeblatts erfolgt 10-mal schneller als die Auslösung eines Auto-Airbags.
Auf der preisgekrönten Maschine können alle herkömmlichen Materialien geschnitten werden, einzig bei leitenden Materialien und nassem Holz gibt es Einschränkungen. In diesem Fall kann das Sicherheitssystem ausgeschaltet werden. Verhindert «Unica-Safe» durch den blitzartigen Rückzug des Sägeblatts nur einen einzigen Unfall, dann hat sich die Investition bereits gelohnt und die Innovation bewährt.
Die silberne Auszeichnung ging an den Beschlägehersteller Simonswerk, der das neue Bandsystem «Variant SC» für Innen- türen entwickelt hat. Dieser Beschlag lässt Türen selbstständig, gedämpft und kontrolliert schliessen. Das Prinzip ist bei Schubladen in Küchen, Bädern und zahlreichen Wohnbereichen bereits Standard.
Durch eine kleine Initialbewegung wird beim Bandsystem «Variant SC» die Tür ab einer 45-Grad-Öffnung gedämpft zugezogen und ab einem Öffnungswinkel von 15 Grad geregelt ins Schloss geführt. Jenseits dieses Winkels (45 bis 180 Grad) befindet sich die Tür im Freilauf – wie jede normale Tür.
Die raffinierte Mechanik in diesem filigranen Band besticht durch ihre Mehrfachfunktion. Sie lässt die Innentür nicht nur sanft schliessen. Die Dämpffunktion verhindert auch das lästige Zuknallen – das Türblatt zieht sich selbstständig und kontrolliert zu. Die Schliessfunktion des neuen Systems kann durch äussere Faktoren (zum Beispiel Raumgrösse, Türbreite oder Lufttransfer) beeinflusst werden. Deshalb bietet sich dem Schreiner die Möglichkeit, «Variant SC» durch eine einfache Einstellung am oberen Band auf diese Faktoren individuell anzupassen.
Diese Prognose sei erlaubt: Bewährt sich das neue Schliesssystem für Innentüren auch langfristig, wird die Konkurrenz nachziehen müssen – Nachahmerprodukte werden rasch auf dem Markt auftauchen.
Auf dem dritten Rang des Innovationspreises Holz 2016 landete die Toggenburger Firma Technowood GmbH mit ihrem System «TW-Flip». Es hilft Holzbauern, den Produktionsprozess von Holzelementen zu optimieren und erhebliche Raumeinsparungen zu erzielen. Der «TW-Flip» ermöglicht das Aufrichten und Wenden von Elementen, ohne dass der Tisch beziehungsweise die Bearbeitungslinie verlassen werden muss. Eine Wendeeinheit besteht aus zwei Armen, welche geneigt werden können. Die Schwenkeinheiten werden gekoppelt oder optional einzeln betrieben. Das Aufricht- und Wendesystem bringt zudem den Vorteil mit, dass kein gefährliches Wenden mit dem Kran mehr nötig ist und dieser für andere Anwendungen frei bleibt.
Das Aufricht- und Wendesystem ist integrierbar in die Bearbeitungstische und in die Abbund- und Multifunktionsportale von Technowood.
www.holz.chDie Fachmesse Holz 2016 dauert noch bis am Samstag. Dort können die Messeneuheiten und Auftritte der sechs Innovationspreis-Nominierten noch einmal ausgiebig bestaunt und getestet werden:
Veröffentlichung: 13. Oktober 2016 / Ausgabe 41/2016
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