Lehre. Im Juli haben die ersten Schreinerpraktiker EBA ihre Zusatzausbildung zum Schreiner EFZ abgeschlossen. Dem Zürcher Lukas Meyer hat die Aufteilung in zwei Etappen sehr geholfen, auch wenn seine Lehre dadurch ein Jahr länger gedauert hat.
«Ich fand es schlauer, schon mit einer abgeschlossenen Ausbildung dazustehen als einen erneuten Lehrabbruch zu riskieren», erklärt Lukas Meyer aus Gossau ZH seinen Entscheid vor fünf Jahren. Und so setzte er damals die Unterschrift unter den Lehrvertrag als Schreinerpraktiker. Auf diese Ausbildung ist der 23-Jährige zufällig gestossen: «Mein Traumberuf war ganz klar Automechaniker. Ich bekam auch einen Ausbildungsplatz und begann die Lehre völlig normal. Doch schon kurz nach dem Start gab es Unstimmigkeiten mit meinem Chef. Deshalb brach ich die Lehre nach drei Monaten ab.»
Wenn der Traumberuf weg ist
Lukas musste sich anschliessend komplett neu orientieren, als ihm klar wurde, dass der Traum vom Automechaniker weg war. Es folgte ein Zwischenjahr, während dem er plötzlich auf das Inserat einer Lehrstelle als Schreinerpraktiker stiess: «Zuerst machte ich mich mal schlau, weil ich diesen Beruf gar nicht kannte. Und merkte erst dann, dass die Ausbildung nicht eine gewöhnliche Lehre ist wie die der Schreiner.» Das verunsicherte ihn zuerst. Doch als er sah, dass es nach der Ausbildung zum Schreinerpraktiker die Möglichkeit gibt, gleich noch die Lehre zum Schreiner anzuhängen, überzeugte ihn das.
Schon bald zeichnete sich ab, dass sich dieser Entscheid für Lukas lohnte: «Ich holte in der Berufsschule gute Noten und die Arbeit in der Werkstatt gefiel mir sehr. Früher hätte ich nie gedacht, dass mir die Arbeit mit Holz so viel Spass bereiten könnte.» Zudem hat sein Lehrbetrieb ihn gezielt gefördert und gut auf die zweite Etappe, die Schreinerausbildung, vorbereitet: «Da dieser Betrieb stark auf die Produktion von Trennwänden ausgerichtet ist, konnte ich einige Tätigkeiten eines Schreinerpraktikers im Arbeitsalltag nicht ausüben. Doch mein Chef fand eine geniale Lösung für dieses Problem: Er nahm für mich extra andere kleine Aufträge von Kunden an, um die ich mich dann kümmern durfte.» Zudem übten die gelernten Schreiner der Arbeitsvorbereitung mit Lukas fachliche Fragen, die über die Ausbildung des Schreinerpraktikers hinausreichten. So war er nach seinem ersten Berufsabschluss bereit für den Einstieg ins zweite Lehrjahr als Schreiner.
Höheres Tempo, vertieftes Wissen
Im zweiten Lehrjahr gab es für ihn einige Repetitionen, weil er als Schreinerpraktiker ja schon etliches über den Beruf wusste. Das kam ihm nicht ungelegen und vereinfachte den Einstieg. Doch bis zum dritten Lehrjahr holten die anderen Lernenden auf. Von da an musste Lukas sich zusammenreissen und Gas geben: «Das Tempo ist in der Schreinerlehre schon einiges höher und man behandelt die einzelnen Themen einiges tiefer. Zum Beispiel in der Materialkunde.»
Verbunden mit dem Wechsel vom Schreinerpraktiker zum Schreiner kam Lukas auch in einen neuen Lehrbetrieb. Und auch da wurde er mehr gefordert: «Am Anfang war das etwas schwierig. Ich hatte plötzlich mehr Verantwortung, musste viel genauer arbeiten und zusätzliche Aufgaben übernehmen. Aber wenn ich zurückblicke, hat sich das sehr gelohnt.»
Mehr Zeit und Sicherheit
Eine leicht abgeänderte Variante hat Sadat Sulejmani gewählt. Auch er entschied sich für die Ausbildung zum Schreinerpraktiker, nachdem er ursprünglich Polymechaniker werden wollte, aber keine Lehrstelle fand. Anschliessend stieg er im Gegensatz zu Lukas aber ins erste Jahr der Schreinerlehre ein und konnte dabei in seinem Lehrbetrieb in Richterswil bleiben: «Da ich die Schule nicht komplett in der Schweiz absolviert habe, gab es einige Defizite. Ich wollte mir genügend Zeit geben und mich nicht unnötig unter Druck setzen.» Aus diesem Grund wählte er die längere Variante. Sie ist für ihn jedoch kein Nachteil. «Mit dem Schreinerpraktiker konnte ich schon mal ausprobieren, ob mir der Beruf überhaupt gefällt. Inzwischen habe ich das natürlich herausgefunden und freue mich, dass ich immer anspruchsvollere Aufgaben in unserem Betrieb übernehmen kann.» Er steht nun im zweiten Lehrjahr und kümmert sich momentan um hölzerne Handläufe. Vom Zuschnitt über das Schleifen und Kehlen bis zur Montage im Garten der Kunden. Dank seinen neuen Kenntnissen aus der Berufsschule und den überbetrieblichen Kursen hofft Sadat, dass er in Zukunft auch noch grössere und schwierigere Möbel im Alleingang herstellen kann. Und für die Zeit nach der Ausbildung schlummert in ihm bereits der nächste Traum: «Vielleicht mache ich später noch die Berufsmatura. Das würde mich reizen. Aber zuerst warte ich jetzt mal die Teilprüfung im dritten Lehrjahr ab.»
Einen Einblick in den Arbeitsalltag von Sadat Sulejmani während seiner Ausbildung zum Schreinerpraktiker gibt es übrigens in einer gut gemachten Reportage des Schweizer Fernsehens. Das Video steht online unter folgendem Link zur Verfügung: ARE
Veröffentlichung: 04. August 2011 / Ausgabe 31-32/2011
Artikel zum Thema

Jörg Teunissen wird neuer Geschäftsführer
Geschäftsleitung. Am 1. April hat Jörg Teunissen die Geschäftsleitung der Gretsch-Unitas GmbH Baubeschläge übernommen.
mehr
Die Berufslehre soll attraktiv bleiben
In Deutschland und Österreich beginnen immer weniger Jugendliche eine Berufsausbildung. Deren Regierungen wollen deswegen eingreifen. In der Schweiz sieht es hingegen aktuell noch besser aus.
mehr
Die IPA-Projekte der Schreiner48 Academy von 2022
PaidPost. Jedes Jahr steht bei den Schreiner-Lernenden die IPA an: die praktische Arbeit, die innert vorgegebener Zeit hergestellt wird. Hier die diesjährigen Projekte.
mehr