Schreiner und Familienmensch


Familienzeit und ein grosses Stück Freiheit, das ist dem Schreiner und Vater Stefan Völkel (46) sehr wichtig. Bild: Fränzi Hurni
Familienzeit und ein grosses Stück Freiheit, das ist dem Schreiner und Vater Stefan Völkel (46) sehr wichtig. Bild: Fränzi Hurni
Leute. Mit Stefan Völkel vor seinem Hause im Garten zu plaudern, ist entspannend. Passanten grüssen, und mit einigen tauscht er freundliche Sätze über den Zaun.
Familie Völkel wohnt mitten in Spiez BE, mit herrlicher Sicht auf den Thunersee und dem schönen Garten, der zum Zusammensitzen mit Familie und Freunden einlädt. Völkel ist ein Familienmensch durch und durch. Mit seiner Frau Karin hat er sich nach der Geburt der beiden Kinder Gian und Svea für ein unkonventionelles Familienmodell entschieden. Nach der Schreinerlehre hat sich Völkel zum Ausbildner und Arbeitsvorbereiter weitergebildet. Mit 27 Jahren wagte er mit einem Freund den Schritt in die Selbstständigkeit. Sie bauten im Gwatt in Thun BE eine Schreinerei auf. Nach sieben Jahren zog die Firma mit ihren acht Mitarbeitenden nach Bern. Mit dem Umzug entschied Völkel, sich bei seiner eigenen Firma anstellen zu lassen. «Ich bin lieber in den Überhosen als im Büro», sagt er dazu. Vor rund drei Jahren ist seiner Frau eine Stelle als Stationsleiterin im Spital Interlaken angeboten worden. Weil eine Anstellung nur zu mindestens 80 Prozent möglich war, hat das Ehepaar entschieden, die Betreuung der beiden Kinder neu aufzuteilen. Stefan Völkel verliess seine Firma in Bern und machte sich erneut selbstständig – dieses Mal für sich allein und zu 60 Prozent. Er mietete sich in einer Schreinerei in Thun ein. Dadurch blieben die Fixkosten überschaubar. «Ich wollte keinen grossen Klotz vor mich herschieben», sagt er.
«Auf dem Sterbebett hat noch keiner gesagt, dass er lieber mehr gearbeitet hätte.»
Wenn es ein Auftrag erfordert, zieht er gerne mal einen befreundeten Schreiner hinzu. Zudem freut es ihn, wenn der Auftraggeber oder die Auftraggeberin selbst mitanpackt, egal, ob handwerklich begabt oder einfach motiviert zum Mithelfen. «Selbstgemachtes macht noch viel mehr Freude», ist er überzeugt. Völkels Entscheidung ist nicht überall auf Verständnis gestossen und hat Fragen aufgeworfen: Wie sich aktiv verkleinern? Rückwärts statt vorwärts, warum? Zurückziehen aus einer erfolgreichen selbstaufgebauten Schreinerei? Wie, die Ehefrau arbeitet 80 Prozent? Wie soll das funktionieren? Fakt ist laut Völkel, dass bei diesem Betreuungsmodell sehr viel Familienzeit gewonnen wird. Montags erhält das Paar Unterstützung von den Grosseltern. An den anderen Wochentagen ist immer ein Elternteil für die Kinder da. Der 46-Jährige ist sein eigener Chef. Er arbeitet fix von Montag bis Mittwoch, den Rest der Woche teilt er sich frei ein. Wichtig ist ihm, dass am Freitag alles für die nächste Woche sauber aufgegleist ist und es keine Pendenzen übers Wochenende gibt. Seine Frau ist mittwochs zu Hause bei den Kindern. Wenn die Kinder donnerstags und freitags in der Schule sind, gibt es für ihn entweder Extra-Arbeitszeit oder im Winter auch mal einen Tag im Pulverschnee.
«Auf dem Sterbebett hat noch keiner gesagt, dass er lieber mehr gearbeitet hätte.» Nach diesem Motto hat die Familie viel Zeit miteinander, an freien Wochenenden, beim Skifahren, Wandern oder bei Übernachtungen im Alphüttli. «Wir haben alles, was wir brauchen, und schon bald sind die Kinder selbstständig und gehen eigene Wege – die gemeinsame Zeit wollen wir noch geniessen. Was die Zukunft bringt, weiss niemand, die Vergangenheit können wir nicht ändern – aber dafür umso mehr die Gegenwart geniessen.» Schön, wenn sich der Mut zu Veränderungen auszahlt, nicht in Geld gemessen, sondern in wertvoller Zeit mit der Familie. Weniger ist manchmal eben doch mehr.
Veröffentlichung: 09. Oktober 2023 / Ausgabe 40/2023
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