Schottische Klänge aus dem Wallis


Damian Kalbermatten (45) schickt mit den Moosalp-Highlands die Klänge seines Dudelsacks übers Tal. Bild: Beatrix Bächtold
Damian Kalbermatten (45) schickt mit den Moosalp-Highlands die Klänge seines Dudelsacks übers Tal. Bild: Beatrix Bächtold
Was trägt der Schotte unter dem Rock? Die Frage aller Fragen bliebe wohl für alle Zeiten unbeantwortet, wären da nicht im Oberwallis 17 Männer, die ihre weiss bestrumpften Waden unter Kilts hervorgucken lassen und sich auch musikalisch wie echte Schotten benehmen. Man findet sie in Törbel, der 500-Seelen-Gemeinde am Fusse der Moosalp. Einer von ihnen ist Damian Kalbermatten, der offenbar die Herausforderung sucht. Jedenfalls gründete er im Alter von 20 Jahren im steilen Bergdorf mit seinem Kollegen Willy Karlen eine Schreinerei. «Kein einfaches Unterfangen. Erschwerend kam hinzu, dass ich ganz zu Anfang mit der rechten Hand in die Kreissäge geriet und zwei Finger verlor», erzählt er. Dieser Umstand hinderte ihn aber weder an der Ausübung seines Berufs noch an der Freude an seinen unterschiedlichsten Hobbys, wie beispielsweise der Zucht von Schwarzhalsziegen und Alpakas. «Das Verrückteste ist aber wohl die Gründung der Moosalp-Highlands», berichtet er. Die Idee zu dieser Dudelsackbläsergruppe wurde – wie könnte es auch anders sein – von zehn Männern am Stammtisch geboren. In einer ersten Phase bestellten sie sich ein Übungsbuch und eine Übungsflöte im Internet. «Nach einem Jahr intensiven Trainings gingen wir in Brig ins Musikgeschäft und bestellten je einen Dudelsack. Man kann sich vorstellen, was der Verkäufer für Augen machte», sagt Kalbermatten. Als die Bestellung eintraf, dachte das Grüppchen, dass man jetzt munter drauflosspielen könne. «Aber welch eine Enttäuschung. Als wir das erste Mal in den Dudelsack hineinbliesen, war kein einziger Ton zu hören.»
Jeder einzelne der Hobbyschotten spielte zwar in einem Musikverein mindestens ein Instrument, doch das Spiel auf dem Dudelsack war noch einmal ganz etwas anderes. Aber weil das Wort «aufgeben» im aktiven Wortschatz der Männer aus den Bergen fehlt, legten sie extra Trainingsstunden ein. Und so trug die Bergluft die nicht immer wohlklingenden Töne aus dem Übungslokal hinaus ins Tal, und nicht wenige schüttelten den Kopf. «Viele haben uns ausgelacht. Aber beratungsresistent und meinungsstabil, wie wir Walliser nun mal sind, verfolgten wir unser Ziel», erzählt Kalbermatten. Bald trug die Beharrlichkeit Früchte, und Stücke wie «Amazing Grace» oder «Scotland The Brave» ertönten recht authentisch. In der Zwischenzeit mauserten sich die Moosalp-Highlands zu einer ansehnlichen, kulturellen Grösse im Oberwallis. Der Umstand, dass sie dafür 130 Ehrenmitglieder gewinnen konnten, macht Kalbermatten stolz. «Das zeigt die Wertschätzung und ist elementar für jeden Verein», sagt er. Und so spitzen mittlerweile Tausende von Menschen und Hunderte von Eringerkühen die Ohren, wenn die zwölf Piper und fünf Drummer jedes Jahr im Juli beim Älplerfest auf der Moosalp aufspielen. Doch auch während des Jahres sind die Walliser Schotten auf Volksfesten und bei Familienfeiern gut gebucht.
Doch zurück zur Frage aller Fragen: «Was der Schotte unter dem Rock trägt, ist schwer zu beantworten. Weil eine diesbezügliche Kleidervorschrift fehlt, ist es das persönliche Geheimnis eines jeden», verrät Kalbermatten. Und dann erzählt er, dass die Fans dieses Tabu in aller Regel respektieren. Nur ganz selten komme es vor, dass er während des Auftritts beim Marschieren eine Hand unter seinem Rock verspüre.
Er sagt: «Das sind jedoch Einzeltaten.» Ob sich denn die Täterschaft auf ein Alter oder ein Geschlecht eingrenzen lasse? Kalbermatten lacht schallend, als er sagt: «In der Regel sind es ältere Damen.»
«Beratungsresistent und meinungsstabil, wie wir Walliser nun mal sind, verfolgten wir unser Ziel.»
Veröffentlichung: 07. Mai 2020 / Ausgabe 19/2020
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