Richtiges Restaurieren muss gelernt sein
Bei der Restaurierung des barocken Täfers im Haus zum Engel in Ermatingen (oben) setzte Felix Meier alte Profilhobel ein (unten).
Bei der Restaurierung des barocken Täfers im Haus zum Engel in Ermatingen (oben) setzte Felix Meier alte Profilhobel ein (unten).
Handwerk in der denkmalpflege. Für die Restaurierung von historischen Bauten sind gute Hand- werker unentbehrlich. Für Schreiner gibt es seit zwei Jahren eine praxisorientierte Weiterbildung, für die der Verband Thurgauer Schreiner VSSM tüchtig die Werbetrommel rührt.
Bei der stets am Rande der Berufsmesse Thurgau stattfindenden Schreinerweiterbildungs-Veranstaltung im Gewerblichen Berufszentrum Weinfelden stand kürzlich das Thema «Handwerker in der Denkmalpflege» im Fokus. 20 Fachleute nahmen daran teil. Wie der Weinfelder Gipsermeister Reto Kradolfer erklärte, stehen bei der Restaurierung alter Gebäude ganz andere Kriterien im Vordergrund als beim Bau eines modernen Hauses. Während sich das zeitgenössische Handwerk in den letzten Jahren zur industriellen Systemfertigung entwickelt habe, bei der man kein Holz, sondern höchstens noch Leim rieche, seien bei der Restaurierung eines Dachstuhls aus dem 14. Jahrhundert komplett andere Fähigkeiten gefragt.
Der Grossteil der heutigen Restaurierungsarbeiten besteht darin, dass man einstige Bausünden rückgängig macht. Kradolfer erinnerte sich an seine Lehrjahre in den 1970er-Jahren: «Damals sanierte man Risse in historischen Kalkdecken mit Gips, so dass man am Ende zwei Risse hatte und alles instabil wurde.»
Solche dramatische Szenarien soll der Lehrgang «Handwerker/in in der Denkmalpflege» verhindern. «Wir holen uns das traditionelle Wissen zurück, das nach dem Zweiten Weltkrieg sukzessive verloren ging», sagte Kradolfer. Dennoch herrsche bei jeder Restaurierung das «Primat der Reversibilität» vor. «Man muss alles rückgängig machen können. Denn wer weiss heute schon, ob unsere Nachfahren über unsere Restaurierung nicht entsetzt sein werden?», fragte Kradolfer in die Runde. Danach zeigte Schreinermeister Felix Meier aus Steckborn, ein Absolvent des ersten Lehrganges, einige Bilder von gelungenen Restaurierung, die er im Thurgau durchführte.
Zwei Jahre dauert die berufsbegleitende Weiterbildung «Handwerker/in in der Denkmalpflege», die in den acht Fachrichtungen Gartenbau, Holzbau, Malerei, Mauerwerk/Verputz, Möbel/Innenausbau, Naturstein, Pflästerung/Trockenmauerwerk und Stuck angeboten wird und mit einer Berufsprüfung abschliesst. Der erste Lehrgang schloss mit 43 Personen ab. Für den zweiten, der im Herbst beginnt und im Herbst 2016 abschliessen wird, haben sich bis jetzt 44 Personen angemeldet.
www.handwerkid.chHanspeter Meier, Präsident des Verbandes Schreiner Thurgau VSSM, sagte am Rande der Veranstaltung, dass es im Thurgau 400 Volksschulabgänger weniger gebe als vor wenigen Jahren. Dies führe zu einem harten Kampf um die Besten. Zudem seien nun jene, die früher nur mit Mühe eine Lehrstelle fanden, sehr gefragt. «Ich habe den Eindruck, dass bald ein Lehrmeister ein Töffli verspricht, damit ein Schulabgänger bei ihm lernt», sagte Meier. Sergio De Baptistis vom Gewerblichen Bildungszentrum Weinfelden verdeutlichte die Wichtigkeit der Allgemeinen Berufsbildung bei Handwerksberufen. «Wir bereiten die Jugendlichen konkret auf den Alltag vor, indem wir ihnen zeigen, wie sie ein Budget erstellen oder welche Rechte sie als junge Erwachsene haben.»
Veröffentlichung: 16. Oktober 2014 / Ausgabe 42/2014
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