Nicht nur die Maschinen im Blick


Bilder: SZ, Philipp Heidelberger Automatische Beschickungen für Bearbeitungszentren wie die «Synchro» von Biesse werden vermehrt eine Rolle spielen.
Bilder: SZ, Philipp Heidelberger Automatische Beschickungen für Bearbeitungszentren wie die «Synchro» von Biesse werden vermehrt eine Rolle spielen.
Messerundgang. Die SchreinerZeitung hat einen Maschinenexperten auf seinem Rundgang an der Holz in Basel begleitet. Nebst zahlreichen Maschinen gab es auch Hilfsmittel und Zubehör zu sehen, die dem Schreiner den Arbeitsalltag erleichtern.
Wer vergangene Woche an der Holz-Messe in Basel vom Haupteingang her den Maschinenbereich betrat, stand mitten im Ausstellungsbereich von Biesse. So geht es auch dem Maschinenexperten Giovanni de Lorenzo, und er entdeckt gleich eine Neuheit, die in der Schweiz zum ersten Mal ausgestellt wurde: die automatische Beschickungsan-lage «Synchro» für Bearbeitungszentren (Baz). Bisher gab es nur von der Homag-Gruppe entsprechende Beschickungslösungen für das Handwerk. «Solche Automatisierungen werden wir in der Schweiz vermehrt etablieren, um die Auslastung und Effizienz der Baz zu verbessern», sagt Giovanni de Lorenzo.
In der Standardversion kann die Anlage Teile mit einer Grösse von 500 × 200 × 16 bis 2500 × 1350 × 60 mm und einem Gewicht bis zu 100 kg beschicken und wieder abstapeln. Gemäss Biesse können aber auch individuelle Wünsche berücksichtigt werden.
Gleich nebenan, im Ausstellungsbereich der Ineichen AG, zeigt de Lorenzo auf die Tischkreissäge «Unica-Safe» von Griggio: «Das muss man einfach mal gesehen haben, wie das Sägeblatt zurückschnellt, sobald es das Wienerli berührt.» Die Säge misst die elektrische Leitfähigkeit des Materials und löst einen Öldruckzylinder aus, falls jemand mit der Hand an das Blatt gerät. Für das Sägen von Metallen oder anderen leitfähigen Materialien kann die Funktion ausgeschaltet werden. Die «Unica-Safe» hat auch die Jury des Innovationspreises Holz überzeugt: Sie hat der Maschine den ersten Preis verliehen (siehe SZ 41/2016).
Immer noch am selben Stand zieht die Dickenhobelmaschine «D 636» von Hofmann die Aufmerksamkeit von de Lorenzo auf sich. Der Dickentisch ist mit einer Vakuumsaugeinrichtung ausgerüstet, die Saugkraft kann dabei stufenlos verstellt werden. Das bringt insbesondere beim Hobeln von dünnen Kunststoffen Vorteile. «Das ist zwar nichts Neues mehr, aber für einige Betriebe kann so ein Vakuumtisch durchaus interessant sein», sagt Giovanni de Lorenzo.
Am Stand der Arthur Bründler AG steuert de Lorenzo auf die grosse Kantenanleimmaschine von Ott zu. Dort interessiert er sich aber nicht für die Maschine, sondern für einen speziellen Rollwagen, der daneben steht. In einem klimatisierten Behälter können dort das PU-Leimaggregat und das Becken aufbewahrt werden, ohne dass sie vorher gereinigt werden müssen.
Gemäss Hersteller lassen sich die Kom- ponenten so mindestens fünf Tage aufbewahren, ohne dass der PU-Leim aushärtet. Aggregat und Becken können ausserdem auch gleich vorgeheizt werden, damit sie auf der Maschine sofort einsatzbereit sind. Und natürlich gestaltet sich so auch das Entleeren und Reinigen der Aggregatsteile viel einfacher.
Bei «Minimax» findet de Lorenzo sogleich interessante Kantenanleimtechnik für kleine Schreinereien: Die bereits bekannte «me35» gibt es nun auch mit Nutaggregat und auswechselbarem Leimbecken. «Für die Grösse und den Preis bekommt man hier viel Maschine», sagt de Lorenzo.
Ganz hinten in der Halle stösst der Maschinenexperte auf die Firma Technowood. «Nicht unbedingt ein Hersteller für den normalen Schreiner, aber was diese Wendeeinrichtung schafft, ist beachtlich», zeigt sich de Lorenzo beeindruckt. Die «TW Flip» kann dank ihrer speziellen Konstruktion grosse Elemente auf sehr kleinem Raum wenden. «Ausserdem gibt es ja immer mehr Mischbetriebe, die im Innenausbau und Holzelementbau tätig sind, wo eine platzsparende Lösung gefragt ist», ergänzt de Lorenzo. Die «TW Flip» landete beim Innovationspreis denn auch auf dem dritten Rang.
Am Stand der Homag-Gruppe gibt es gleich zwei interessante Maschinen für die Be- arbeitung von Gehrungen zu sehen: Ein 5-Achs-Baz mit integriertem Kantenanleimaggregat, das Kanten in jedem Winkel bis 47° anleimen kann. Dafür wird gewöhnlicher Schmelzkleber verwendet, und es gibt ein Kantenmagazin. De Lorenzo hält ein Musterstück in der Hand und sagt: «Erstaunlich, welche Qualität heute mit Schmelzkleber auf einem Baz möglich ist.»
Im Bereich der horizontalen Plattenaufteilsägen präsentiert Holzma eine neue Möglichkeit für Gehrungsschnitte: Das «module45» ist ein zusätzliches Aggregat, das an die Säge montiert und in die Steuerung integriert wird. Der Maschinist führt dabei den Schnitt manuell mit einem Hilfsanschlag aus. Anschliessend kann das Werkstück mit der Druckbalkensäge auf die exakte Breite geschnitten werden. Das Modul soll wesentlich günstiger sein als andere Lösungen am Markt. Erhältlich ist es für die Baureihen 1 bis 4, und bei bestehenden Anlagen lässt es sich je nach Baujahr und Modell der Säge sogar nachrüsten.
Vis-à-vis zeigt der Vakuumtechnik-Spezialist Schmalz einen neuen Vakuumheber. «Das müssen wir uns auch anschauen», sagt Giovanni de Lorenzo. «In vielen Schreinereien werden solche Handlingsysteme immer öfter thematisiert.» Das hier gezeigte System hat eine integrierte Vakuumpumpe, einen Touchscreen und verfügt über verschiedene Sensoren. So überwacht die Elektronik permanent den Unterdruck und schaltet die Pumpe erst wieder an, wenn ein bestimmter Wert unterschritten wird. Dadurch kann viel Energie gespart werden. Ausserdem misst das System auch gleich das Gewicht der angesaugten Last, die horizontal und vertikal stufenlos geschwenkt werden kann. Die Elektronik blockiert dabei automatisch jene Funktionen, die zu einer Gefahr führen könnten, und zeigt dies auf dem Bildschirm an. Zum Beispiel kann das Werkstück erst gelöst werden, wenn es vollständig abgesetzt wurde und das System somit entlastet ist. Ein versehentliches Lösen der Sauger ist dadurch ausgeschlossen.
Wieder im Eingangsbereich der Messe angelangt, macht Giovanni de Lorenzo noch einen Schwenker zum Werkzeughersteller Oertli. Geschäftsführer Thomas Oertli holt das Modell eines Profilfräsers hervor und erklärt: «Wir haben ein Messerspannsystem entwickelt, das noch höhere Drehzahlen und somit Schnittgeschwindigkeiten ermöglicht.» Das Problem dabei ist, die Messer sicher und genau im Fräskörper zu spannen. Thomas Oertli bittet, beim Ausbau des Messers keine Fotos vom Spann- system zu machen. Am Messer sind verschiedene Kerben erkennbar, die für einen sicheren und exakten Halt sorgen.
Wie dies genau funktioniert, will Oertli nicht erzählen. Das System funktioniert mit verschiedenen Messern, egal ob mit oder ohne Spanbrecher. Die Teile sind so konstruiert, dass sie beim Lösen der waagerecht angeordneten Spannschrauben nicht aus dem Fräser fallen, wodurch selbst ein Messerwechsel am eingespannten Werkzeug kein Problem ist. Und der Fräser soll nicht teurer sein als bisherige Modelle.
Giovanni de Lorenzo (Bild) ist Betriebsfachmann mit eidgenössischem Fachausweis. Er ist spezialisiert auf Maschinen- sowie Fertigungstechnik. De Lorenzo arbeitete über 25 Jahre bei einer bekannten Luzerner Maschinenhandelsfirma im Verkauf und in der Entwicklung. Danach wechselte de Lorenzo zur Ruepp & Partner AG, wo er nun Firmen aus der Holzbranche bei Evaluationen von Maschinen, Betriebseinrichtungen sowie Fertigungstechniken als Berater und Projektleiter unterstützt.
www.ruepp.chVeröffentlichung: 20. Oktober 2016 / Ausgabe 42/2016
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