Neue Aufträge mit uralten Teilen


Die permanente Ausstellung der Atlas Holz AG ermöglicht ein Erleben von verschiedenen Situationen mit Altholz-materialien. Bilder: SchreinerZeitung
Die permanente Ausstellung der Atlas Holz AG ermöglicht ein Erleben von verschiedenen Situationen mit Altholz-materialien. Bilder: SchreinerZeitung
Verarbeitung von Altholz. Mit dem Trend, Altes möglichst authentisch in Bauten einzufügen, ergeben sich andere Herausforderungen für Planungsbüros und Handwerksbetriebe. Das Material verlangt nach individuelleren Vorgehensweisen und speziellem Fachwissen.
Der Wunsch, etwas Uraltes, möglichst rein von Hand Gefertigtes in eine neue, moderne Liegenschaft einzubauen, ist in den letzten Jahren etwas gewachsen und hat auch schon zu entsprechenden Halbfabrikaten aus Altholz geführt (siehe SZ-Nr. 35/2014, Seite 6) . Da diese Sorte Holz aber nicht wächst, stellen sich bei einem entsprechenden Auftrag ganz andere Anforderungen an Beschaffung, Planung und Ausführung.
Altholz, welches hier in den Handel kommt, ist Aus- und Abbruchmaterial von Häusern, die in einer ganz anderen Zeit gebaut wurden und heute so nicht mehr gebraucht werden. Das Basismaterial besteht somit aus Balken, Bodenbrettern, Wänden und Verkleidungen, in Fichte, Tanne und Eiche. Diese werden vor allem entsprechend ihrer Oberfläche sortiert. Neben dem Umstand, ob und wie stark das Holz der Witterung ausgesetzt war, ist es wichtig, wie die Flächen bearbeitet wurden. Je nachdem, ob ein Balken mit dem Beil in die richtige Form gehackt, von Hand gehobelt oder geschroppt wurde, ergibt sich ein anderes Produkt. Je älter das Basismaterial ist, desto eher wurde es sichtbar rein manuell gefertigt, was es begehrenswerter macht. Zudem ist es oft für den Kunden reizvoll zu wissen, aus welchem Objekt nun sein Holz stammt.
Durch gezieltes Auftrennen dieser Balken und Bohlenbretter entsteht die gewünschte Schnittware mit authentischer Oberfläche. Das übrige, angeschnittene Holz verfügt somit über keine originale Oberfläche mehr.
Mittels Dämpfen erhält das Holz einen dunkleren Honigfarbton, wobei die Dämpfzeit über hell oder dunkel entscheidet. Der Farbton an sich ist also nicht original. Dieses Holz eignet sich für die Herstellung einer Vielzahl von Massivholzprodukten wie Möbeln und Türen mit traditionellen Verbindungen und Kehlungen.
Soll aus altem Holz, mit all seinen Rissen, Wurmlöchern und dem speziellen Charakter, Furnier entstehen, muss es gekocht werden, um nicht zu zerreissen. Farblich liegt das Furnier dann etwa beim gedämpften Material.
«In dem Schnittholzbereich wird vieles auf 40 mm Dicke geschnitten. Wir lassen aber Material im Bereich von 30 bis 80 mm einschneiden. Ausserdem lassen wir Messerfurnier in den Stärken 1,4 und 2,5 mm sowie Sägefurnier mit 7 mm Dicke produzieren», sagt Marc Quirici, Geschäftsführer der Atlas Holz AG, und ergänzt: «Sägefurnier ist mit Originaloberfläche möglich. Grundsätzlich wird das Holz bei uns nicht gereinigt, um keine Oberfläche zu beeinträchtigen. Der Schreiner kann so selber bestimmen, wieweit diese bearbeitet wird.»
Bei den Altholzposten ist in der Regel bekannt, aus welchem Ort und Haus sie stammen. Und es wird versucht, Material, welches vorher schon ein Ganzes ergeben hat, zusammenzuhalten, da es am ehesten in Farbe und Struktur zusammenpasst. Um dem Kunden aber einigermassen eine Übersicht zu bieten, was zusammenpassen könnte, haben die Händler jeweils Kurzbeschriebe über die jeweilige Oberfläche. Da geht es dann um Begriffe wie sonnenverbrannt von Grau über Braun bis Schwarz, gehackt, von Hand gehobelt oder gebürstet. «Wir haben unser ganzes Altholzsortiment mit einer eigenen Typenbezeichnung versehen, damit der Kunde sieht, zu welchen Balken welches Schnittholz und welche Dreischichtplatten passen könnten», erklärt dazu Marc Quirici.
Alte Bauteile haben viel erlebt und einiges erleiden müssen. Und so ist natürlich nie ganz klar, was noch Schädliches in ihnen stecken könnte. Es ist daher eine gewisse Vorsicht geboten. Fremdkörper, und vor allem tierische Schädlinge, sind nicht einfach sichtbar und können so auch nicht beim Bezug vom Händler ausgeschlossen werden. Die Behandlung mit einem Schädlingsbekämpfungsmittel drängt sich auf. Ein längerer Aufenthalt in der Trockenkammer kann auch zu mehr Sicherheit verhelfen. Zu empfehlen ist das beispielsweise kurz vor der Lieferung zum Schreiner oder vor der Verarbeitung. Gar nicht behandeltes Holz sollte auf gar keinen Fall verwendet werden!
Aufträge entstehen in den meisten Fällen sehr direkt und nicht über Ausschreibungen, da eine effektive Planung und die Produktionsmethoden stark vom erhältlichen Material und der Erfahrung des Betriebes mit den zusätzlichen Anforderungen abhängig sind. Eine vorgängige, klare Definition, die entsprechend mit einem vergleichbaren Preis beantwortet werden kann, ist praktisch nicht möglich. Die Wahl der Oberfläche hat beispielsweise unmittelbar Auswirkungen auf die Konstruktion und mögliche Kantenbearbeitungen. Die erhältlichen Dimensionen und der Materialzustand bestimmen ebenso mit.
«Der Kunde hat irgendwo schon etwas gesehen, was ihm gefallen hat, und kommt mit einem Wunsch zum Architekten, Innenarchitekten oder zu uns», sagt Werner Bär, Ge- schäftsführer der Werner Bär AG in Pragg-Jenaz. «Planungsbüros haben, wenn sie diesen Bereich bearbeiten, meistens schon ein grosses, spezifisches Wissen und suchen den geeigneten Fachbetrieb. Bei grösseren Bauvolumen ist dann oft noch ein Bauherrenberater mit dabei, welcher den Bereich der Entscheidungsträger nochmals erweitert, aber auch zusätzliches Wissen mit einbringen kann.»
Noch stärker als es bei Massivholz und Furnieren sowieso schon ist, sind Produkte aus Altholz kaum vergleichbar und somit absolut einzigartig. Es ist ein sehr grosser Vorteil, wenn Kunde, Planer und Schreiner zusammen das Holz beim Händler oder im eigenen Lager aussuchen. So kann ein gemeinsames Bild entstehen und es gibt in der Folge weniger Probleme durch falsche Vorstellungen.
Ähnlich, wenn auch nicht gleich, verhält es sich bei der Firma Bieri AG in Weissenburg. Ihr Geschäftsführer Michael Bieri meint dazu: «Das gesehene Referenzobjekt unserer Kunden ist in der Regel die Grundlage für das weitere Vorgehen. Im Idealfall kommt der Kunde in den Betrieb und schaut sich das Holz in unserem Lager mal an. Beim grös- seren Teil der Fälle kommt aber ein Innen- architekt, der für diesen Kunden schon an einem anderen Ort gebaut hat und weiss, was dieser wünscht.»
Nach der Materialbestimmung kann aufgrund des Basisentwurfs ein Vorschlag ausgearbeitet werden. Werner Bär arbeitet da oft mit Bemusterungen. Michael Bieri belegt die Planungsschritte mit Fotos von Referenzobjekten. Der Einbezug aller beteiligten Stellen ist zwar aufwendig, aber sehr wichtig.
Die Wünsche und Ansprüche sowie Stilvorstellungen werden dann mit den Bauvorschriften vor Ort, den Bestimmungen des Heimatschutzes und dergleichen unter einen Hut gebracht und wieder besprochen. Kommt im Laufe der Ausführungen noch ein Innendekorateur dazu, müssen oft zusätzliche Punkte mit einbezogen werden. Somit ist das nun ein ganz normaler Auftrag im oberen Preissegment, der jedoch durch die Materialmöglichkeiten eingeschränkt wird und dadurch etwas mehr besprochen werden muss, was speziell bei Umbauten noch mehr ins Gewicht fällt.
Vom Hausabbruch über die gesamte vorbereitende Bearbeitung, die Planung, Besprechungen bis zur Ausführung entstehen durchgehend höhere Aufwendungen. Die Verarbeitung von massivem Altholz verlangt zudem, dass neben Fertigkeiten im Bereich von normalem Massivholz noch spezielle für Unebenes, Löchriges und in der Oberfläche bereits Fertiges dazukommen. Eine angewitterte Dreischichtplatte verträgt beispielsweise bis zur Montage keinerlei Kratzer, da sie nicht nachgeschliffen werden kann.
Dieser Aufwand zeigt sich dann einerseits in einem höheren Materialpreis, in der Folge aber auch bei allen Ausführungs- und Planungsarbeiten. Die Kommunikation mit dem Kunden und dessen Vertretern muss entsprechend und eindeutig sein, um keine falschen Vorstellungen zu wecken. Am Schluss soll es auch für den Schreiner noch finanziell interessant sein.
www.atlasholz.chwww.baer-jenaz.chwww.bieriag.chVeröffentlichung: 11. September 2014 / Ausgabe 37/2014
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