Mehr Haustechnik auf dem Smartphone
Mitverpresste Stoffe, verschiedenste Natur-faseroptiken und Laserschnittplatten sind Elemente des Angebotes an HPL-Platten der Argolite AG. Bild: SZ, Andreas Brinkmann
Mitverpresste Stoffe, verschiedenste Natur-faseroptiken und Laserschnittplatten sind Elemente des Angebotes an HPL-Platten der Argolite AG. Bild: SZ, Andreas Brinkmann
Messebericht. Die Swissbau 2016 hat am vergangenen Samstag nach fünf Tagen ihre Tore wieder geschlossen. Über 100 000 Besucherinnen und Besucher erlebten in Basel zahlreiche Premieren und konnten Innovationen mit echtem Mehrwert entdecken.
Mit leichtem Schaukeln reagierten am Dienstag, 12. Januar, die übervollen Tramwagen auf ihre Entleerung am Messeplatz in Basel, denn pünktlich um 9 Uhr begann die Swissbau. Während fünf Tagen wurden in vier Gebäuden Produkte und Hilfsmittel fürs Bauen gezeigt. Dabei fiel vor allem auf, dass echte Innovationen und neue Angebote in vielen Fällen nicht mehr so augenfällig waren wie an früheren Messen. Sie sind aber durchaus vorhanden, nur handelt es sich oft um technische Verbesserungen, die ihre Aufgaben selbstverständlich und diskret im Hintergrund verrichten.
Oberflächen spielen stark mit der Optik von natürlichen Materialien und mit einer Anmutung von Gestaltungsideen aus früheren Zeiten. Die Argolite AG aus Willisau LU hat beispielsweise eine Naturfaser-HPL-Platte vorgestellt, die sowohl feine als auch kräftige Linien wie Tätowierungen enthält. Auch bietet die Firma Laserschnittplatten an, deren durchbrochene Muster für Transparenz sorgen.
Die Kronospan Schweiz AG aus Menznau LU präsentierte sich unter ihrem neuen Namen Swiss Krono und zeigte zum ersten Mal die «One World Swiss Collection». Die 253 Dekore und 21 Oberflächenstrukturen enthalten neben Klassikern auch viel Neues. Strukturen sind auch bei der Pfleiderer Suisse AG aus Rapperswil SG ein Thema. Die Firma hat einen Weg gefunden, individuelle Holzstrukturen in ihre HPL-Oberflächen zu pressen.
Neues soll vertraut wirken, möglichst den individuellen Gewohnheiten Rechnung tragen und vor allem das Leben einfacher und sicherer machen. Im Klartext heisst das: Die schlichten, klaren Formen moderner Bauten werden immer weiter entwickelt, ohne wirklich neu zu wirken. Noch mehr optimiert wird dafür das, was die einzelnen Bauelemente alleine und im Verbund können. Sich verändernde Vorschriften führen zum Beispiel bei Objektbauten dazu, dass über ein Wassermanagementsystem Wirtschaftlichkeit, Ressourceneffizienz und Hygiene optimiert werden.
Der Gedanke der Systemsteuerung zieht sich mittlerweile durch alle haustechnischen Bereiche: Egal ob die Heizung, die Lüftung, die Sonneneinstrahlung oder die Beleuchtung – alles kann separat oder auch im Verbund den individuellen Bedürfnissen entsprechend gesteuert werden, oft sogar vom Smartphone aus. Auch wenn die Hersteller Kompatibilität zu anderen Produkten versprechen, stellen sich an die Handwerker aus den verschiedenen Bereichen ganz neue Anforderungen. Ein durchgängiges Funktionieren braucht auch eine durchgängige Planung, wobei die Herstellerfirmen hilfreich zur Seite stehen. Interessierte konnten sich direkt bei den Herstellern informieren und so Produkte und Lösungen vergleichen.
Mineralwerkstoffe sind vermehrt im Lavabo- und Wannenbereich von Badezimmern anzutreffen, oder es wird die Oberflächenwirkung dieser Materialien imitiert. Die immer wohnlicheren Raumausstattungen lassen so auch individuelle Ergänzungen zu, die optisch und haptisch zu den Serienprodukten passen. Interessant sind dabei nicht nur Waschtischsituationen, sondern auch der Wannen- und Duschenbereich. Bei den Armaturen erfreuen sich Oberflächen, die etwas dunkler, in anderen Metallen und nicht einfach glanzverchromt sind, steigender Nachfrage. Auch der bewusstere Umgang mit Warmwasser wird durch kleine Anpassungen angeregt: Moderne Einhebelmischer haben die Kaltwasserstellung der Griffposition im vordersten Bereich und steuern die Warmwassermischung mit einer Drehung nach links.
Beim Duschen kann sogar noch zusätzlich Warmwasser gespart werden, wenn die «Joulia-inline»-Technologie zur Anwendung kommt. Die Joulia SA aus Biel BE bietet für die Ablaufrinne der Dusche einen Wärmetauscher, welcher einen Teil der Wärme des verbrauchten Wassers wieder verwendbar macht.
Für immer mehr Effizienz wird auch im Bereich Küche gesorgt. Bisher gab es spezielle Armaturen, die neben normalem Leitungswasser zusätzlich entweder kochendes, gekühltes oder mit Kohlensäure versetztes Wasser abgaben. Die Soda Fresh Schweiz AG aus Seon AG zeigte an der Messe, dass auch alles zusammen mit nur einer Armatur möglich ist. Die entsprechenden Zusatzgeräte finden in einem Auszug unter dem Spülbecken Platz.
Bei der Ausstattung der Küche galt an der Messe der Grundsatz: je individueller, desto besser. Und so zeigten die meisten Hersteller Familienküchen und Küchen für den Singlehaushalt, urbane und ländliche Küchen sowie durch wenige Handgriffe auf die verschiedenen Bedürfnisse anpassbare Küchen.
War beim Design ein Retrostil zu erkennen, so lief der Trend bei den Geräten in eine völlig andere Richtung. Vernetzung oder eben «Connectivity» war das grosse Thema. Bereits lässt sich eine Vielzahl von Küchengeräten wie bei der Haustechnik aus der Ferne per Smartphone oder Tablet steuern und kontrollieren. Wer nach der Arbeit noch schnell einkaufen möchte und nicht mehr so genau weiss, was im Kühlschrank schon vorhanden ist, der wird sich in Zukunft über das Angebot von der Siemens Schweiz AG aus Wallisellen ZH freuen. Die Kühl-Gefrier-Kombination «iQ500» verfügt über zwei Kameras im Innenraum, die nach jedem Schliessen ein Bild des Inhaltes machen, welches beim Einkaufen auf dem Smartphone abgerufen werden kann.
Gerade Türen und Schiebefenster gab es auf verschiedenen Messeständen in äusserst grossen Formaten zu bestaunen, was auch im Zusammenhang mit der Belastbarkeit und der möglichen Grösse der Beschläge interessant war. Trotz der Grösse ging es auch um reduzierte Rahmendimensionen. Beachtenswert ist dabei noch, dass speziell im Objektbau heute immer mehr Sicherheitsvorschriften darüber bestimmen, welche Produkte angewendet werden dürfen. Gerade im Türbereich sind daher oft spezialisierte Planer erforderlich. Am Stand der Feuerschutz Team AG ging man im Bereich Türblatt mit Glas noch einen Schritt weiter und präsentierte eine Ganzglastür mit der Brandschutzklassifizierung EI30. Ein interessantes Detail fand sich auch an einem grossen Holztor auf dem gleichen Messestand: ein beidseitig bündiges, rundes Isolierglas, welches nur durch eine spezielle Kittung gehalten wird und die Anforderungen an den Brandschutz erfüllt.
Vieles auf dieser Swissbau verlangte genaues Hinsehen, damit die wirklichen Innovationen und ihr Mehrwert für den Anwender und Nutzer erkennbar wurden. Genau das hat sich aber gelohnt, denn Bauten und ihre «Inhalte» werden heute als Ganzes verstanden, und entsprechend ist das Zusammenspiel der verschiedensten Komponenten in den Fokus gerückt.
Die nächste Swissbau findet vom 16. bis 20. Januar 2018 statt.
www.swissbau.chVeröffentlichung: 21. Januar 2016 / Ausgabe 3/2016
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