Massivholz setzt wichtige Akzente


Bild:SZ, Noah J. Gautschi Stuhl und Bank sind mit einem feinen Eichenrost überzogen der sich aufrollen lässt.
Bild:SZ, Noah J. Gautschi Stuhl und Bank sind mit einem feinen Eichenrost überzogen der sich aufrollen lässt.
Messe. An der diesjährigen Designmesse in Mailand gab es praktisch an jeder Ecke massives Holz zu sehen. Designer und Hersteller geben dem Werkstoff mit neuen Formenideen und Verbindungskonstruktionen wieder einen festen Platz bei Möbeln und Accessoires.
An ihrer 55. Durchführung übertraf die internationale Designmesse in Mailand ihren eigenen Besucherrekord um satte vier Prozent. Vom Dienstag, den 12., bis zum Sonntag, den 17. April, bestaunten über 370 000 Besucher die Stände der zahlreichen Aussteller aus aller Welt und liessen sich von den unzähligen Möbelstücken und Designideen inspirieren.
Die Tatsache, dass sogar am Wochenende über 40 000 regionale Besucher an den Publikumstagen der Messe anzutreffen waren, zeigt den grossen Stellenwert der Messe für die Region Mailand selbst. Für die Besucher, die aus der ganzen Welt an die Messe strömten, hatten die 1300 Aussteller auf der rund 150 000 m2 grossen Ausstellungsfläche einiges bereitgestellt.
Beim Gang durch die Messehallen fiel dem Besucher sofort der vielfältige Einsatz von Massivholz auf. Ob als Tischfuss, Stuhllehne, Möbelfront oder Lampensockel, die Hersteller und Designer haben wieder zum Werkstoff Holz zurückgefunden. Was sich in den letzten Jahren durch den vermehrten Holzeinsatz bei Designmöbeln und Küchen langsam abzeichnete, wurde dieses Jahr in Mailand weiter perfektioniert. Die Konstruktionen und Verbindungen sind mittlerweile so fein ausgeführt, dass sie als offenes Element in die Formensprache der Möbel einfliessen. Die Kombination von Holz mit anderen Materialien wie Metall, Kunststoff oder Glas wurde verfeinert und wirkt so homogen verbunden wie nie zuvor. Die überlegte Holz-, Konstruktions- und Kombinationswahl zieht sich in der Farbgebung weiter. Die Farbzusammenstellung wurde verfeinert, sie wirkt schlichter, eleganter und im Gesamten überlegter.
Bei den verwendeten Holzarten steht die Eiche immer noch ganz oben auf der Hitliste. Aufgeholt hat dieses Jahr die Esche, welche in einigen Möbeln und vor allem bei Accessoires zum Einsatz kam. Die von Natur aus hellen und schlichten Holzarten passen optimal zu der aktuell gewünsch-ten schlichten Formensprache. So soll die Holzart zusammen mit anderen Materialien und Farben eine Einheit bilden und durch kleine Akzente oder spezielle Konstruktionen leben.
Langsam treten in den Möbelkollektionen der Hersteller neben Nussbäumen jedoch auch vermehrt Obstbäume in Erscheinung. Hier wird ebenfalls auf eine möglichst feine Maserung und einen gleichmässigen Strukturverlauf geachtet. Die etwas dunkleren Holzarten kommen mehrheitlich in kleineren Möbelstücken zum Einsatz. Hier ist die passende Kombination der Holzart mit mindestens einer weiteren Komponente aus einem anderen Material oder einer passenden Farbe ebenfalls ein wichtiges Gestaltungselement.
Durch den vermehrten Einsatz von Massivholz setzen die Designer und Hersteller ihre Konstruktionen offensiv in der Formensprache ein. Die handwerklich meistens sehr hochwertig umgesetzten Verbindungen passen zu 100 Prozent und geben den Möbelstücken einen grossen Wow-Faktor. Die Besucher wollten die sichtbaren Verbindungen nicht nur sehen, sondern versuchten die Konstruktion als Gesamtes zu verstehen. Wichtig ist, dass die sichtbaren Schlitzzapfen oder ausgeklinkten Griffleisten sich aus dem Möbelaufbau heraus ergeben und ein Teil der Konstruktion sind. Es gab an den Konstruktionen praktisch keine unnötigen Verbindungen oder reinen optischen Spielereien zu entdecken. Passend zum Möbelaufbau wurden auch die Accessoires mit hoher Handwerkskunst integriert. So wurden zum Beispiel die Snackschalen bei Zanat nicht einfach aufgesetzt oder angehängt, sondern passgenau in die Tischplatte eingelassen. Diese Liebe zum Detail ist bei vielen Herstellern sichtbar und lässt die Herzen der Möbelliebhaber mit schönen und speziellen Lösungen etwas höher schlagen.
Egal ob bei hellen oder dunklen Hölzern –Farben müssen bewusst und überlegt gewählt werden. Bei Stoffen, Lacken und anderen Farbakzenten ist momentan weniger mehr. So wird zu hellen Holzarten vermehrt auf cremige Farben oder Pastelltöne zurückgegriffen, um ein ruhiges Gesamtbild zu erhalten. Bei den dunkleren Holzarten haben die Designer viel mit Erdfarben gearbeitet, um die Wirkung zusätzlich zu unterstreichen und nicht zu viel Kontrast zu bewirken. Ebenfalls interessant ist die Verwendung von schwarz gefärbtem Eschenholz in der Konstruktion bei Sofas mit Sichtgestell. Wo auf den ersten Blick ein Metallgestell vermutet wird, stellt sich bei näherer Betrachtung heraus, dass es sich um eingefärbtes Holz handelt. Auf diese Weise kann die gewünschte saubere Optik mit der im Wohnbereich wichtigen warmen Haptik unter einen Hut gebracht werden. Die in den letzten Jahren immer öfters eingesetzten Metalloberflächen aus Kupfer und Bronze erhalten zwei metallische Konkurrenten. Passend zu den Holzarten und den erdigen Farbtönen werden vermehrt rostige Oberflächen oder grob gebürstete Chromstahlteile eingesetzt.
Bei den Designmöbeln hat sich am «Salone del Mobile 2016» eine klare Tendenz zum natürlichen Werkstoff Holz abgezeichnet. Mit einer ganz feinen Abstimmung von Material, Farbe und Form entstehen momentan wieder Möbelstücke mit Klassikerpotenzial. Einen ganz grossen Stellenwert nimmt die Handwerksqualität ein. Die Möbelstücke müssen neben der Ästhetik auch technische Anforderungen erfüllen und sauber ausgeführt sein. Ob sich im Bereich der Küchen eine ähnliche Tendenz abzeichnet, erfährt man in der nächsten SchreinerZeitung im Bericht zur «Eurocucina», die parallel zur Designmesse in Mailand stattgefunden hat.
www.salonemilano.itVeröffentlichung: 28. April 2016 / Ausgabe 17/2016
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