Langenthal-Fan mit Flair für Design

Markus Bösiger (59) ist dieses Jahr oberster Langenthaler und erklärter Fan von gutem Design. Bild: Franziska Gertsch

Dieses Jahr ist Markus Bösiger der oberste Langenthaler. Darauf bildet er sich jedoch herzlich wenig ein. Als Präsident des Stadtrates wird der Freisinnige dessen Sitzungen leiten und die Stadt gegen aussen repräsentieren. Seine politische Meinung steht dabei im Hintergrund. «Ich bin kein Vollblutpolitiker und polarisiere nicht gerne», sagt der Unternehmer. Er sei ursprünglich in die Politik eingestiegen, weil er aktiv mitgestalten wollte und «man nicht immer nur reklamieren und nichts machen kann», wie er findet. Ein wichtiges Ziel hat er sich für sein Präsidialjahr aber gesteckt: Er möchte die Vorteile des dualen Bildungssystems aufzeigen. Zu seiner Einstandssitzung am 20. Januar hat er deshalb drei Schreinerlernende eingeladen, die an den diesjährigen Berufsmeisterschaften Swiss Skills in Bern teilnehmen. Die Lernenden zeigten im Verlaufe des Abends an der Hobelbank ihr Können und gaben in kurzen Interviews Auskunft über ihren Beruf und ihre Ziele. In seinem Arbeitsalltag ist Bösiger auf gut ausgebildete Berufsleute angewiesen. Der gelernte Schreiner arbeitet schon lange nicht mehr selbst an der Hobelbank. Nach der Lehre holte er die Matura nach und studierte in Zürich und Stuttgart Innenarchitektur. Heute führt er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin einen Betrieb, der Möbelhaus, Innenarchitekturbüro und Schreinerei zugleich ist. Als Innenarchitekt verwirklicht er mit Leidenschaft Wohnprojekte. Eine besondere Herausforderung sei es, bestehende Inneneinrichtungen umzunutzen und gemeinsam mit den Besitzern neue Wohnräume zu erschaffen. Die Einrichtungen ergänzt er mit Designermöbeln aus seinem Ausstellungsraum, manchmal aber auch mit Einzelstücken, die er selbst entwirft und in der Schreinerei fertigen lässt. «Ein Design ist dann für mich gut, wenn es ehrlich, materialgerecht und formal schön ist», sagt der 59-Jährige. Deshalb mag er die Bauhausstil-Möbel aus den 1920er- und 1930er-Jahren.

Eine besondere Schwäche hat er für den amerikanischen Nachkriegsdesigner Charles Eames mit seinen funktionalen Möbeln. «Schliesslich richtet man Wohnräume ja nicht nur zur Dekoration ein, sondern man soll darin wohnen können», meint der Langenthaler. Die Leidenschaft für Architektur und Design ist im Wohn- und Geschäftshaus, das sein Grossonkel Willy Boesiger 1929 nach Jahren im Atelier von Le Corbusier in Paris entworfen hatte, gut sichtbar. Noch heute hängt dort abstrakte Kunst, die der Grossonkel aus Paris mitgebracht hatte. Die Freude am Schönen lebt Markus Bösiger auch in der Freizeit aus. Er besucht gerne Kunstausstellungen. Auf Reisen mag er es, die Architektur von Städten zu bestaunen und danach in schön gestalteten Hotels zu nächtigen. «Für mich sind Reisen und Kunst immer auch Inspiration für meine tägliche Arbeit als Innenarchitekt», meint er. Seit Langem setzt er sich aktiv für die lokale Kunstszene ein. Vor über 20 Jahren war er Mitbegründer des Kunsthauses und noch heute sitzt er im Vorstand. «Mit meinem Engagement versuche ich, auch Junge für die Kunst zu begeistern», erklärt er.

Obwohl er gerne unterwegs ist und während seines Studiums internationale Kunst kennenlernte, geniesst Markus Bösiger das Leben in Langenthal. Mit Stolz erzählt er über das Gewerbe, die Bildungsstätten und die kulturelle Vielfalt der Gemeinde mit 15 000 Einwohnern. Am Wochenende gibt es für ihn nichts Schöneres, als mit dem Velo rund um seinen Wohnort unterwegs zu sein. «Ich bin ein grosser Fan der Stadt», gibt er zu. Und deshalb ist er eben doch irgendwie stolz auf sein neues Amt als oberster Langenthaler.

«Ein Design ist dann für mich gut, wenn es ehrlich, materialgerecht und formal schön ist.»

FG

Veröffentlichung: 30. Januar 2014 / Ausgabe 5/2014

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