Knackpunkt Schall

Die Eigenstabilität eingekaufter Vorwandelemente ist deutlich höher als bei Konstruktionen aus Holz. Die Sanitärinstallationen fehlen aber noch. Bild: Jürg Reist

Badinfrastruktur.  Vorwände braucht es, um Anschlüsse und Spülkasten unterzubringen. Die Konstruktion ist aber heikel und bedarf besonderer Massnahmen. Können Schreiner selber solche Konstruktionen ausführen oder ist es besser, fertige Produkte zu kaufen?

«Bei den Vorwänden rate ich dringend vom Einsatz von Eigenkonstruktionen ab», sagt Vital Weber von der Firma Hafner Schallschutz in Stans. Wenn Schreiner eine Vorwand erstellen müssen, um Platz für die sanitären Installationen zu schaffen, greifen sie aber noch immer gerne auf Konstruktionen aus den ihnen vertrauten Holzleisten, Montagewinkel und Schrauben zurück. Doch die so erstellten Vorwände weisen gemäss Weber potenzielle Schwachstellen auf. «Problematisch sind in erster Linie die Materialübergänge», erzählt Weber. Berührt ein Werkstück die angrenzenden Bauteile, breitet sich der Körperschall nahezu ungebremst aus.

Schallschutz fordert heraus

Grundlage zum Schutz vor Schallimmissionen ist die neue SIA 181. Sie definiert, wie viel Lärm über Bauteile in angrenzende Wohneinheiten gelangen darf – und die Anforderungen sind happig. Je nach Nutzung der angrenzenden Räume gelten unterschiedliche Grenzwerte. Dabei ist zu beachten, dass die geforderten Werte besonders bei erhöhter Schalldämmanforderung sehr streng sein können. So sind etwa Dauergeräusche aus dem Bad in fremde Wohnzimmer nur bis 25 dB geduldet. Das entspricht in etwa der Lautstärke eines Atemgeräusches von gesunden Menschen. Am wenigsten Schallschutz braucht es zwischen zwei Bädern. Doch auch bei erhöhter Anforderung dürfen von einem Bad zum anderen nur 40 dB übertragen werden.

Montage nie ohne Gummi

Trotzdem empfehlen Bauakustiker, bei der Montage in jedem Fall schalldämmende Massnahmen zu treffen. Das ist insbesondere im Badezimmer sehr wichtig, denn dort gibt es sehr grosse Lärmquellen. «Das unsanfte Schliessen einer Schranktür macht viel Lärm und ist bei unsachgemässer Montage des Schrankes über mehrere Stockwerke hörbar», sagt Weber. Anlass zu Reklamationen geben ebenfalls immer wieder die Geräusche ausströmenden Wassers. Dieses macht nicht nur beim Austritt aus der Armatur oder dem Spühlkasten viel Lärm, sondern auch beim Aufprall am Wannengrund sowie in der Toilette und im Becken oder als Fliessgeräusch in der Zu- und Ableitung. «Montiert man Möbel, Toiletten und Becken ohne spezielle Vorkehrung direkt an eine Vorwand, werden die Geräusche einfach an diese übertragen. Um dies zu verhindern, gibt es aus speziellem Gummi gefertigte Montagehilfsmittel wie Bänder, Unterlagsscheiben und Lager.

Doppelt ist besser

Doch auch wenn man alle Anbauteile nach bestem Wissen schalldämmend montiert hat, bleibt eine Restschallquelle zurück. Was-serzu- und -ableitungen kann man fast nie zuverlässig gegen die Schallübertragung dämmen. Genau aus diesem Grund braucht es die doppelte Sicherheit der gedämpft montierten Anbauten und des weich gelagerten Vorwandbaus. Ein aus Latten und Platten gefertigter Vorbau lässt sich aufgrund der fehlenden Eigenstabilität selten schalldämmend montieren. Zusätzlich kann man Becken und Toiletten in Eigenkonstruktionen nur unzuverlässig verankern. Oft leidet die Tragfähigkeit.

Selber herstellen oder bestellen?

Wer in diesen Belangen auf Nummer sicher gehen will, bestellt beim Spezialisten ein entsprechendes Vorwandsystem. Schreiner können dieses beim Sanitärinstallateur fertig verrohrt und angeschlossen bestellen. Es ist aber auch ohne weiteres möglich, die Bestellung und Montage selber zu machen und vom Installateur nur noch die Anschlussarbeiten ausführen zu lassen.

Verschiedene Zulieferer bieten solche Vorwandlösungen fertig ausgerüstet an, so dass auf der Baustelle nur noch je ein Kalt- und Warmwasser- sowie ein Abwasseranschluss notwendig ist. «Schreiner können uns einen Plan mit den wichtigsten Massen sowie der Lagebemassung von Becken und Toiletten zusenden. Wir fertigen darauf das Gestell, bauen die Infrastruktur ein und liefern auf die Baustelle», erklärt Jürg Reist von der gleichnamigen Sanitärzulieferfirma in Trim-bach. Die Montage erfolgt schallgedämmt mit entsprechendem Zubehör. Die Ausführung der Anschlüsse überlässt man dann einem Sanitärinstallateur.

Entkoppeln ist Pflicht!

Die fertig montierten Wände lassen sich einfach beplanken. Zum Einsatz kommen Holzwerkstoffplatten oder spezielle Trägerplatten für keramische oder mineralische Beläge. «Zusätzlich kann man den entstehenden Hohlraum ausflocken oder ausisolieren. Das verbessert die Schalldämmeigen-schaften noch einmal deutlich», sagt Vital Weber. In die Hohlräume kann man «Isofloc» oder ähnliche Materialien einblasen. Alternativ lassen sich in die ungenutzten Volumen auch von Hand Dämmfasern einstopfen. Doch noch viel wichtiger sind die Anschlussfugen. «Weder das Beplankungsmaterial noch die Beläge dürfen die umgebenden Bauteile direkt berühren», so Weber. Bereits eine kleine Kontaktfläche kann die ganzen Schallschutzbemühungen aushebeln. Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt der Spezialist die Verwendung eines Schaumstoffprofils. Solche Produkte werden als Trenn- oder Entkoppelungsprofile verkauft.

Achtung Fugen!

Beachten muss man auch die Bewegungsfähigkeit in Zusammenhang mit der Abdichtung um die Vorwandelemente herum. «Diese muss wasserdicht, aber trotzdem beweglich ausgeführt sein», sagt Weber. Einfach nur eine Silikonfuge anzubringen, stelle ein Risiko dar. «Solche Fugen muss man alle fünf Jahre auf ihre Funktion überprüfen», weiss Weber. Bereits kleinste Undichtigkeiten führten zu Wassereinträgen, was besonders bei ausgeflockten Vorwandelementen lange Zeit nicht bemerkt wird. «Normalerweise reagieren die Leute erst, wenn das Wasser in benachbarten Räumen oder im unteren Stock sichtbar wird. Die anschliessend nötige Sanierung ist aufwendig und führt nicht selten zu Verantwortungsklagen.» Weber empfiehlt darum immer auch noch eine zweite, mechanische Abschottung in Form einer Lappendichtung. Das macht besonders im Bereich von Badewannen und Duschen Sinn.

www.hafner-schallschutz.chwww.juergreist-ag.ch

Die Kursausschreibung zum Thema «Badplanung und Badgestaltung» der HF Bürgenstock ist unter der Rubrik «Bildung» auf Seite 30 zu finden.

wi

Veröffentlichung: 31. Mai 2012 / Ausgabe 22/2012

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