Klarheit, Ordnung und Einfachheit


Zeitraum zeigte warmes Holz in gerader Form mit viel Platz für individuelle Dekorationsgegenstände. Bilder: Noah J. Gautschi
Zeitraum zeigte warmes Holz in gerader Form mit viel Platz für individuelle Dekorationsgegenstände. Bilder: Noah J. Gautschi
Messe. An der IMM Cologne, der internationalen Einrichtungsmesse in Köln, zeigten die Anbieter vermehrt ganzheitliche Gestaltungs- und Einrichtungskonzepte. Es gilt, den angestrebten Minimalismus praxistauglich umzusetzen und mit einzelnen Elementen individuell anzupassen.
Die Möbelmesse in Köln gilt als eine Hauptmesse für die Möbelbranche weltweit. Hersteller, Händler und Branchenfachleute zeigen und entdecken neue Trends und Entwicklungen, die sie anschliessend in die eigene Arbeit einfliessen lassen können. Das Treffen und der Austausch mit Gleichgesinnten und die gemeinsame Interpretation von neuen und weitergeführten Designtrends machen die Messe so wertvoll. In diesem Jahr zählte die IMM Cologne 1272 Aussteller aus der ganzen Welt, die ihre Produkte mehr als 120 000 Besuchern vorstellten. Auch die Schweiz war wieder mit rund 31 Ausstellern vertreten. Diese zeigten, dass die Schweizer Hersteller den aktuellen Designtrend mitprägen können.
In den letzten Jahren hat sich in vielen Lebensbereichen der Trend zu einer minimalistischen Auslegung durchgesetzt. Menschen versuchen, mit so wenig Materiellem wie möglich zu leben, kaufen nur noch das Nötigste ein und reisen mit minimalem Gepäck. Dieser Trend konnte in den letzten Jahren auch in der Möbelwelt beobachtet werden. So wurde mit grossen Flächen, dünnen Tablaren und kleinsten Staufächern gespielt. In der Praxis lassen sich diese Interpretationen jedoch meistens nur schwer umsetzen. Schnell wird aus der Fläche eine Ablage, und die kleinen Fächer sind vollgestopft. Die Designer und Hersteller haben diese Problematik erkannt und den gewünschten Minimalismus mit Einfachheit, Klarheit und Ordnung auf den Punkt gebracht. So zeigten die Aussteller in diesem Jahr viele Regale und Staumöbel, die auf den ersten Blick mit einer klaren und einfachen Formgebung punkten, bei näherem Betrachten jedoch viel Raum und Platz für Alltagsgegenstände bieten. So wird zum Beispiel mit in die Konstruktion integrierten Boxen oder ans jeweilige Design angepassten Fronten praktisch unsichtbarer Stauraum geschaffen. Das genaue Abwägen, wie viel Raum für Ordnung, für Dekoration und für leere Flächen eingesetzt werden soll, war mitunter Gesprächsthema unter den Herstellern, Designern und Einrichtern. Auch für die Problematik, dass minimalistisch eingerichtete Räume schnell kühl und unbewohnt erscheinen, haben die Hersteller auf der Messe unterschiedliche Lösungsansätze aufgezeigt.
Damit das Leben zurück in den minimalistischen Raum findet und dieser wieder einladend und warm wird, können die meisten Systemmöbel mit farbigen Bestandteilen ergänzt werden. So werden einzelne Nischen, Tablare oder Zwischenseiten gezielt hervorgehoben. Mit kleinen, individuell gestalteten Beistellmöbeln oder Accessoires wie kleinen Tischchen, Hockern oder grossen Vasen wird die durchgängige Formgebung unterbrochen und belebt. Weiter spielten dieses Jahr Muster in jeder erdenklichen Ausführung eine wichtige Rolle in der Gestaltung. Teppiche, die auf Wunsch sogar im speziellen Muster des Kunden gewebt werden, oder Sessel und Chaiselongues, die mit wilden Stoffen, Lederpatchwork oder Kuhfellen belebt werden, sind nur einige Beispiele.
Hier wird es für den Einrichter und Einkäufer eine Herausforderung sein, abzuwägen, was sich die Hersteller und Designer in diesem Bereich noch alles einfallen lassen, um ihre Kollektionen zu ergänzen. Denn der Kundenwunsch nach einer einfachen und klaren Ordnung mit viel Wärme und Charme ist da. Auf jeden Fall bereitete es dem designorientierten Besucher wieder Freude, durch die Messehallen zu schlendern und kleine Details zu suchen und zu entdecken. Was den Schreiner vor allem interessieren dürfte, ist die Tatsache, dass die Nachfrage nach kleinen Unikaten, welche die klaren Linien durchbrechen, sehr gross ist. Dieser Herausforderung kann und sollte sich der Handwerker annehmen.
Auch Kurt Frischknecht, Direktor von Möbel Schweiz, dem Verband Schweizer Möbelhandel und -industrie, blickte am Presseapéro der IMM Cologne optimistisch in die Zukunft der Schweizer Möbelbranche. Er schaute auch zurück auf drei herausfordernde Jahre seit der Aufhebung der Euromindestgrenze und betonte die verhaltene und schwierige Situation des Marktes. Während die Preise für Importmöbel um etwa 20 Prozent gesunken sind, wurden Schweizer Möbel in den Exportmärkten teurer. Daraus resultierte ein Verlust an Marktanteilen. Die Erhöhung des Wechselkurses zum Euro in den letzten Monaten dürfte der Schweizer Möbelbranche die lang ersehnte Entspannung bringen. Trotz erschwerter Rahmenbedingungen haben Schweizer Möbel einen guten Ruf. Ebenfalls optimistisch stimmt die positive Konsumentenstimmung, die auf die positive Wirtschaftsentwicklung zurückzuführen ist.
Für den Handwerker gilt es ebenfalls, diese Stimmung auszunutzen und den Kunden passende Angebote zu unterbreiten. Denn die Möbelmesse in Köln hat dieses Jahr klar aufgezeigt: Die Kundschaft sucht nach kleinen, individuellen Möbelstücken, die das Zuhause vervollständigen.
Auf www.schreinerzeitung.ch sind weitere Bilder von der IMM Cologne zu sehen.
njg
→ www.imm-cologne.de
→ www.möbelschweiz.ch
Veröffentlichung: 25. Januar 2018 / Ausgabe 4/2018
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