Inspiration für die eigene Arbeit
Mit farbigen und gemusterten Stoffen bringen die Designer Leben ins Sortiment. Bild: Noah J. Gautschi
Mit farbigen und gemusterten Stoffen bringen die Designer Leben ins Sortiment. Bild: Noah J. Gautschi
Messe. Die diesjährige Möbelmesse in Mailand zeigte eindrücklich auf, wohin der Trend in der Raumgestaltung geht. Erfreulich ist, dass viele der gezeigten Trendrichtungen nur darauf warten, vom Schreiner in seinen eigenen Kreationen verwirklicht zu werden.
Die 57. Durchführung des Salone del Mobile zog an den sechs Messetagen unglaubliche 434 509 Messebesucher aus 188 Ländern nach Mailand (I). Die Fachbesucher aus der Einrichtungs-, Möbel- und Designbranche bekamen an den Ständen der 1841 Aussteller aus über 33 Ländern die neuesten Trends und Entwicklungen zu sehen.
Der aktuelle Einrichtungstrend verlangt nach kleinen, individuellen Möbelstücken, die den Räumen wieder neues Leben einhauchen. Genau hier kann sich der gewissenhafte Schreiner als Spezialist und Macher von kleinen, auf den Kunden abgestimmten Werkstücken profilieren. Diese Thematik wurde auch unter den Ausstellern der Messe heiss diskutiert. Denn für die industriellen Hersteller ist die individuelle Fertigung im Moment noch eine grosse Herausforderung mit hohen Anforderungen an den Maschinenpark und die durchgängige Design- und Konstruktionsplanung.
Geräumige Möbelstücke, wie beispielsweise wandfüllende Wohnwände, grosse Schrankelemente oder meterlange Sideboards, gab es am diesjährigen Salone del Mobile nur vereinzelt zu sehen. Die meisten Hersteller und Designer konzentrierten sich auf kleinere Möbelstücke, die bestehende Einrichtungen als Ergänzung vervollständigen und individualisieren.
So gab es unzählige Arten von Beistelltischchen, Hockern und Wandregalen in allen möglichen Variationen zu bestaunen. Viele Hersteller entwickelten spezielle Systeme, die, basierend auf einer Konstruktion, verschiedene Ausführungen und Erscheinungs- bilder erlauben. Damit kann gezielter auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse eingegangen werden, und es entstehen industriell produzierbare Unikate.
Hinsichtlich der farblichen Gestaltung zeigten die Möbelproduzenten ganz neue Möglichkeiten auf. So bieten die meisten Stuhlhersteller ihre Produkte schon im Standardsortiment mit unterschiedlichen Gestellfarben und farblich abgestimmten, frei wählbaren Polsterauflagen an. Damit ist es in der Innendekoration auf einfachste Weise möglich, passende Farbkombinationen mit einer Produktlinie zu erstellen.
Der farblichen Freiheit sind momentan praktisch keine Grenzen gesetzt. Der schlichte Einrichtungstrend der letzten Jahre lässt sich gut mit einzelnen wilden und knalligen Accessoires oder Möbelstücken beleben. Vorsicht ist hingegen bei der Vermischung vieler und unterschiedlicher Muster- und Farbkompositionen geboten. Denn was auf den perfekt durchgestylten Messeständen harmonisch wirkt, kann beim Kunden schnell chaotisch und unpassend rüberkommen. Für den Schreiner, der nach Leitlinien sucht, bieten sich die seitens Hersteller gezeigten Farbkonzepte als Referenz für die eigenen Kreationen und Aufträge an.
Ähnlich wie bei den Mustern und Farben gibt es auch bei den verwendeten Materialien keine Tabus. Wichtig sind die passende Qualität und der korrekte Materialeinsatz. Denn die Fachbesucher untersuchten die ausgestellten Exponate sehr genau. Der zukünftige Kunde will eine hochwertige Haptik, kennt die Materialeigenschaften und weiss um eine fachlich korrekte Ausführung. Durch diese Anforderungen steht der Werkstoff Holz weit oben auf der Liste der eingesetzten Materialien. Holz kann alle gestellten Anforderungen erfüllen, bietet ein einmaliges Gefühl beim Anfassen und ist optisch praktisch nicht kopierbar.In Verbindung mit Metall, Glas und Kunststoffen lässt sich Holz optimal als Werkstoff im Accessoires- und Kleinmöbelbereich einsetzen.
In roher Form oder mit passenden Oberflächenfräsungen bietet sich Holz hervorragend für die Umsetzung der organischen Formensprache an. Dieser Trend kehrt vor allem bei kleineren Accessoires und bei der Ausführung grösserer Wandflächen zurück. Die Formgebung durchbricht die geraden Strukturen zusätzlich und sorgt für auflockernde Blickfänge.
Bei grösseren Wandflächen arbeiteten die Designer oftmals mit organisch wirkenden Wandverkleidungen, die, richtig auf die Accessoires abgestimmt, einen schönen Mehrwert bringen. So kann die Materialisierung oder das Farbkonzept etwa über die Wand weitergezogen werden und macht so vor allem grössere Räume einheitlicher.
Ein interessantes Beispiel, wie die farbenfrohen Applikationen in einem Schreinerauftrag aussehen könnten, zeigte der Schlafzimmermöbel-Hersteller Fimes. Einzelne sichtbare Nischen und die Fronten der Schubladen wurden mit einer hochwertigen Textiltapete überzogen und bringen so Leben in einen einfachen Kleiderschrank. Hier könnte auch mit in HPL integrierten Stoffen oder mit Digitaldruck-Dekoren gearbeitet werden.
Wie zu Beginn erwähnt, spielen die aktuellen Trends direkt in die Hände des Schreiners und Innenausbauers. Die Möbelproduzenten stellten unzählige Kleinmöbel und Accessoires vor, die auch der Handwerker in der eigenen Produktion fertigen kann. Zudem hat der Schreiner den grossen Vorteil, dass er näher am Kunden ist und ein für ihn passendes Einzelstück im gewünschten Stil entwerfen kann. So können beispielsweise zusätzlich zum Sideboard oder Esstisch passende kleine Wandtablare, Vitrinen oder Früchteschalen angeboten werden. Ebenfalls Zubehör wie Wandkeramik, Wanduhren oder Wohntextilien könnte der Schreiner mit dem jeweiligen passenden Handwerkspartner anbieten.
Veröffentlichung: 03. Mai 2018 / Ausgabe 18/2018
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