Im Boden gut aufgehoben

Die Anordnung der Schubladen in diesem Kleintransporter verspricht bessere Fahreigenschaften dank tiefem Schwerpunkt. Bild: Eckold AG

Transport.  Werkzeug, Maschinen, Ersatzteile, Verbrauchsmaterial und vieles mehr packt der Schreinermonteur in sein Fahrzeug, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. XXL-Auszüge sollen dabei helfen, den Überblick zu behalten.

Einrichtungen von Schreinerfahrzeugen haben meistens dasselbe Layout: Auf der gegenüberliegenden Seite der Schiebetür werden Gestelle und Korpusse montiert. Sie nehmen Werkzeugkisten, Montagematerial und andere Hilfsmittel auf. Gleichzeitig dienen die Installationen oft als Befestigungspunkte für den aufrechten Transport von grossflächigen Teilen wie Platten, Türen oder Fenstern. Diese Anordnung hat sich so gut bewährt, dass verschiedene Anbieter von Fahrzeugeinrichtungen fixe Schreiner-Layout-Vorschläge für diverse Fahrzeugtypen im Angebot haben.

Der Einbau von Einrichtungen entlang den Fahrzeugwänden hat aber auch Nachteile: Zwar wird die Ladefläche in der Höhe weniger eingeschränkt, dafür muss man in der Breite Abstriche machen. Je nach Beladung verlagert sich der Schwerpunkt des Fahrzeugs nach oben und auf die Seite. Dies führt zu einem veränderten Fahrverhalten und einseitiger Belastung des Fahrwerks. Allfälliges Ladegut beeinträchtigt zudem den Zugriff auf das Werkzeug und die Hilfsmittel – man kommt also oftmals nicht darum herum, als erstes die grossen Werk- stücke auszuladen.

Die Küche im Fahrzeug

Diese Problematik haben die Fahrzeugausstatter erkannt und Lösungen entwickelt. Ähnlich wie im Küchenbau sollen Auszüge viele der genannten Nachteile aus der Welt schaffen und den Zugriff auf den Inhalt verbessern. Neben gewöhnlichen Schubladenkorpussen für Kleinmaterial setzen sich vermehrt grosse Unterbodenauszüge durch. Laura Beglinger, zuständig für das Marketing bei der Eckold AG in Trimmis, bestätigt diesen Trend und erklärt: «Möglich machen dies Schwerlastvollauszüge, die es früher in dieser Form nicht gab oder zu teuer waren.» Kein Wunder, die Auszüge müssen grossen Belastungen standhalten. Die Hersteller bieten teilweise Schubladenlängen von über 1600 mm mit Traglasten von bis zu 80 kg an. Die Dimensionen der Auszüge lassen sich aber individuell an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen. Verschiebbare Unterteilungen hindern den Schubladeninhalt am Verrutschen. Verriegelungen verhindern ein ungewolltes Öffnen der schweren Schubladen. Damit beim Schliessen keine Finger oder Gegenstände eingeklemmt werden, sind zusätzlich noch Stopper oder Sicherungen angebracht. Erst wenn diese betätigt werden, lässt sich die Schublade ganz einschieben.

Für beengte Platzverhältnisse

Über den Auszügen wird eine Deckplatte installiert. Darauf lassen sich dann weite- re Einrichtungen oder Befestigungspunkte montieren. Dabei gilt es, die vom Hersteller definierten maximalen Belastungswerte nicht zu überschreiten. «Solche Systeme eignen sich deshalb sehr gut für kleinere Transport- und Montagefahrzeuge», erzählt Patrick Schneider vom gleichnamigen Fahrzeugausstatter in Döttingen und ergänzt, «denn gerade in Fahrzeugen mit wenig Platz oder geringer Stehhöhe erleichtern Auszüge den Zugriff auf den Inhalt.»

Allerdings muss man sich bewusst sein, dass dafür etwas an Ladehöhe verloren geht und sich auch die Ladekante erhöht. Zudem lohnt es sich, einem weiteren Aspekt noch mehr Beachtung zu schenken – der Wahl des Parkplatzes – ansonsten lassen sich die Schubladen nicht vollständig öffnen. Oder noch schlimmer, ein anderer Verkehrsteilnehmer übersieht den geöffneten Auszug und es kommt zu einem Unfall.

Vom Montage- zum Familienfahrzeug

Angesichts der Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme drängt sich die Frage der Modularität auf. Denn insbesondere Schreinerbetriebe mit kleinen Fahrzeugflotten sind darauf angewiesen, mit einem Fahrzeug möglichst viele Bereiche abdecken zu können, beispielsweise eine Einrichtung, die sich mit wenigen Handgriffen komplett ausbauen und somit die Ladekapazität vergrössern lässt.

Anfragen wie diese erhalten die Fahrzeugausstatter immer wieder. Obwohl solche Lösungen möglich sind, scheitert es meistens am Preis und an den Sicherheitsanforderungen.

Gemäss Patrick Schneider gab es zum Beispiel einmal ein spezielles Modul für Kombis. Dieses konnte man komplett aus dem Kofferraum ziehen und zur Seite fahren, ähnlich wie die Bahre eines Krankenwagens. «So liess sich das Auto schnell vom Geschäfts- in ein Familienauto umfunktionieren. Aus Kostengründen entschieden sich potenzielle Kunden dann aber meistens für einfachere Lösungen», erinnert sich Patrick Schneider.

Fachleute raten deshalb, sich genau zu über-legen, für welche Zwecke das Fahrzeug mehrheitlich gebraucht wird und es nach diesen Anforderungen einzurichten. «Nur für ein paar vereinzelte Spezialfälle pro Jahr ist es meistens kosteneffizienter, ein entsprechend ausgerüstetes Fahrzeug zu mieten oder bei einem befreundeten Handwerker zu leihen», sagt Schneider.

www.eckold.chwww.schneider-gmbh.chwww.sortimo.chwww.wuerth-ag.ch

ph

Veröffentlichung: 29. August 2013 / Ausgabe 35/2013

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