Herr der Fliegen


Luca Jannuzzo (32) hat «Farfalluzzo», die etwas andere Fliege aus Holz, entwickelt. Bild: Christoph Ammann
Luca Jannuzzo (32) hat «Farfalluzzo», die etwas andere Fliege aus Holz, entwickelt. Bild: Christoph Ammann
Luca Jannuzzo mag es stilvoll und ausgefallen. Wenn er für einen Auftrag zu Kunden geht, fällt er auf. Denn statt in Büezerhosen und T-Shirt taucht er dort etwa in einer massgeschneiderten knöchellangen Hose aus rostrotem Anzugsstoff und passendem Hemd auf. Am Finger trägt er einen massiven selbst geschmiedeten Siegelring mit seinem Logo. «In Bern hat es so viele Schreiner, da muss man irgendwie auffallen», erklärt er lachend. Und ein bisschen eitel sei er auch, gibt er unumwunden zu. Einen Teil seiner Ausgangsgarderobe hat er selbst entworfen und von Profis schneidern lassen. Wenn sich der 32-Jährige in Schale wirft, gehört meist auch eine Fliege dazu. Eine spezielle Fliege: komplett handgefertigt, mit dem klingenden Namen «Farfalluzzo», einer Kombination aus dem italienischen «farfalla» (Schmetterling) und seinem Familiennamen. Die Fliege wird aus Nussbaumfurnier in einem komplizierten Verfahren und mit spezieller Falttechnik hergestellt. Das Endprodukt sei «elegant wie Stoff und leicht wie eine Feder», sagt Jannuzzo, sichtlich stolz auf seine eigene Kreation. Seit fünf Jahren ist der Schreiner selbstständig. Er arbeitet zusammen mit einem Mitarbeiter und einem Lernenden mitten in der Stadt Bern an Einzelstücken, stellt Massivholzmöbel nach Kundenwünschen her und restauriert Möbel. Langweilig wird es nie. Zwischendurch, wenn Zeit bleibt, tüftelt er und entwirft selbst Möbel – unter anderem realisiert er auch Upcycling-Projekte aus alten Materialien.
Seine Werkstatt teilt er sich mit einem Metallbauer. Aus dieser Nachbarschaft entstehen immer wieder besondere Stücke wie zuletzt der grosse Esstisch mit einer Oberfläche aus altem Eichenparkett. «Ich sehe mich nicht primär als Schreiner, sondern als Handwerker – aber durchaus mit einem künstlerischen Anspruch», sagt Jannuzzo, der immer noch alles von Hand zeichnet. Er versuche, bei seinen Designs die Formen schlicht zu halten, aber jedes Möbel hebe sich durch eine spezielle Eigenschaft von einem ordinären Industriemöbel ab. «Ich probiere immer Neues aus, habe viele Prototypen in der Werkstatt stehen. Und manchmal baue ich auch bekloppte, aber sehr ästhetische Möbel», sagt er und lacht. Fast jeden Sommer nimmt er sich einen Monat frei und bildet sich weiter – etwa im Vergolden, im Schweissen, in der Arbeit mit Beton oder in der Lederbearbeitung. «Das gibt mir neue Möglichkeiten und Impulse, um kreativ zu bleiben», sagt er. Abwechslungsreich gestaltet der Stadtberner auch seine Freizeit. Sein Herz gehört der Musik. Schon rund 20 Jahre lang spielt er selbst Trompete. Heute fehlt dazu die Zeit. Dafür hört er gerne Musik, am liebsten italienische Schlager, Ska, Jazz, Hip-Hop und Reggae.
Fast jedes Wochenende ist er mit der Berner Blaskapelle Traktorkestar auf Tour. «Ich bin der dreizehnte Mann der zwölfköpfigen Truppe und seit Anfang dabei», scherzt Jannuzzo. Für die Konzerte zieht er sich stets Frack, Zylinder und Holzfliege an und verkauft die CDs der Gruppe, die zuletzt mit Stephan Eicher unterwegs war. Aktuell ist die Band mit ihrem neuen Album auf Tour. Und manchmal steht auch Jannuzzo im Rampenlicht, zum Beispiel dann, wenn er bei Unterhaltungssendungen des Schweizer Fernsehens Tuba oder Horn spielt, wie er grinsend erzählt. «Ein absoluter Jux, denn ich kann das gar nicht. Aber es wird dort ja ohnehin alles Playback gespielt.»
«Ich habe viele Prototypen in der Werkstatt stehen, und manchmal baue ich auch bekloppte, aber sehr ästhetische Möbel.»
Veröffentlichung: 31. Oktober 2019 / Ausgabe 44/2019
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