Hausi und das Haus der Häuser


Möbelschreiner und Blockhausbauer Hausi Koster (43) schwört auf das Wohlfühlklima in Blockhäusern.
Möbelschreiner und Blockhausbauer Hausi Koster (43) schwört auf das Wohlfühlklima in Blockhäusern.
Er war 21 Jahre alt und befand sich am anderen Ende der Welt, in Neuseeland nämlich. Da traf es ihn wie ein Blitz: «Wow, diese Atmosphäre» – Hans Koster oder Hausi, wie ihn hier alle nennen, hatte erstmals ein Blockhaus im Rohbau betreten. «Ich war hin und weg», sagt der Mann mit dem neckischen Kinnbärtchen und den wachen blauen Augen. «Dieses Wohlfühlklima hatte ich noch nie zuvor in einem Haus erlebt, es fühlte sich an wie eine zweite Haut.» Wenige Jahre später heuerte der Thurgauer in Seattle bei einem Blockhausbauer an, lernte, Bäume zu schälen und zu sägen. Da hatte ihn das Blockhausfieber endgültig gepackt. Nach weiteren zwei Jahren reiste der gelernte Möbelschreiner erneut über den grossen Teich, diesmal hatte er seine Lebenspartnerin Brigitte Burkhart dabei. Sie schauten sich mehrere Blockhäuser und Betriebe an, und bei der Rückkehr stand der Entscheid fest, sich selbständig zu machen – mit Blockhäusern und Rundholzbau im Angebot, neben Möbeln. Es dauerte genau vier Monate, bis die erste Anfrage für ein Blockhaus eintraf. Hausi setzte sich hin und schrieb eine Offerte – von Hand. Dann liess er seinen ehemaligen Chef samt dessen Sohn aus Amerika einfliegen, und einige Monate später stand mitten im Thurgau, in Bissegg an der Hauptstrasse nach Kreuzlingen, ein stattliches Blockhaus. Es war der Auftakt zu vielen Anfragen, längst nicht alle konnten und können realisiert werden. Das liegt nicht etwa am Blockhausbauer. Hausi verwirft die Hände: «Wird ein Blockhaus geplant, steht der Heimatschutz sofort auf der Matte.» Was er überhaupt nicht verstehen kann: «Blockhäuser passen doch perfekt in unser Land – die Walliser Stadel oder die Bündner Holzhäuser im Prättigau gehen schon fast als Blockhäuser durch.» Umso mehr freut er sich über jedes Projekt, das er verwirklichen kann – neben Wohnhäusern zählen Gartenhäuser, Autounterstände, Veranden, Gartenmöbel, Treppen, Balkone und Pergolas aus Rundholz dazu. Und was den Heimatschutz angeht, hat er inzwischen auch eine Lösung in petto: «Dieses Haus hier», sagt er und zeigt auf seine kleine Fotogalerie, «haben wir als ‹Post & Beam› im Appenzellerland gebaut. Äusserlich entspricht es allen Auflagen, innen ist es ein pures Blockhaus.»
Für ihn ist das Blockhaus das Haus der Häuser, und das hat nicht nur mit dem Wohlfühlklima zu tun: «Es ist das Haus mit der absolut besten Ökobilanz – natürlicher geht es nimmer», sagt er mit Nachdruck. Geht es um diese Natürlichkeit, geht er keine Kompromisse ein. Ohne massives, einheimisches Holz – ohne Hausi. Kürzlich bekam er eine Anfrage für die Gestaltung eines Innenraums: Der Kunde wünschte furnierte Eiche, geschliffen, ohne Äste. «Da habe ich ihn gefragt, ob er nicht lieber eine Folie nehmen wolle.» Den Auftrag hat er abgelehnt. «Mein Bauchgefühl muss stimmen», erklärt der 43-Jährige. Das gilt für die Blockbauten erst recht: Zusammen mit der Bauherrschaft wählt er Bäume aus der Region aus. Geschlagen werden sie ausschliesslich im Winter und in der richtigen Mondphase. Und für die Isolation verwendet er Schafwolle. Das brauche bei einigen Kunden Überzeugungsarbeit. «Doch die meisten lassen sich von meiner Begeisterung anstecken», schmunzelt er. Und sonst gelte auch hier: Ohne Schafwolle – ohne Hausi.
Ja, so sei er eben: «fadegrad», «ein Tüpflischisser» und ein «gottloser Optimist». Das muss er auch sein. Denn sein eigenes Blockhaus existiert erst im Kopf und auf Plänen – noch fehlt die Baubewilligung. Aber ein echter Optimist nimmt sogar das mit Humor: «Hauptsache, ich kann mit Bauen beginnen, bevor ich 65 bin!»
«Dieses Wohlfühlklima hatte ich noch nie zuvor in einem Haus erlebt, es fühlte sich an wie eine zweite Haut.»
Veröffentlichung: 02. August 2012 / Ausgabe 31-32/2012
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