Für ihn bedeuten Bretter die Welt
Peter Locher (60) veranschaulichtseine Arbeit als Theatermann mit einem Fotobuch und dem selbstgebauten Modell des Bühnenbilds für «Ueli de Pächter». Bild: Cornelia Thürlemann
Peter Locher (60) veranschaulichtseine Arbeit als Theatermann mit einem Fotobuch und dem selbstgebauten Modell des Bühnenbilds für «Ueli de Pächter». Bild: Cornelia Thürlemann
Leute. An einer Wand seines Arbeitszimmers in Künten AG hängt ein Entwurf der Szenen für ein Theaterstück über die Geschichte der Lenzburger Konservenfabrik Hero. Peter Locher ist an der Arbeit für das Stück und wird es 2026 auf dem Staufberg bei Lenzburg als Regisseur inszenieren.
Auf weissen Zetteln steht die Geschichte, ergänzt mit handgeschriebenen Post-its, Bildern, Symbolen und Zeitangaben, alles Bausteine, die Locher wieder entfernen oder umschreiben kann. Die Palette der Theaterstücke, die der 60-Jährige erfolgreich auf die Bühne gebracht hat, ist gross: Dazu gehören das Freilichttheater «Schwertstreich» in Wohlenschwil über den Pfarrer und Brandstifter Peter Welti oder «Ueli de Chnächt» und «Ueli de Pächter» für das Freilichttheater Staufberg, um nur einige zu nennen. Hinzu kommen zig Produktionen von Theatervereinen, die in Turnhallen und Gemeindesälen aufgeführt worden sind. Eigentlich hätte der gelernte Schreiner in die Fussstapfen seines Vaters Kastor Locher treten sollen, der in Niederwil AG erfolgreich eine Schreinerei betrieb. Doch Locher junior wollte Clown und Schauspieler werden, und dies, obwohl er den Schreinerberuf mag und gerne mit den Händen arbeitet. Wenn er etwas will, setzt er starke Kräfte frei. Das war schon immer so. Als Teenager lernte er innert einer Woche 20 Stücke auf der Gitarre auswendig spielen, um als Gitarrist in den Jugendchor Mellingen aufgenommen zu werden. Später lernte er innert weniger Monate Englisch, als er dies für eine Welttournee brauchte. Denn er wurde als einer von 200 Bewerbern ausgewählt und reiste während dreier Jahre als Mitglied der Maskentheatergruppe Mummenschanz durch die Welt. Dabei erfuhr er, wie unterschiedlich Körpersprache und Schauspiel in verschiedenen Kulturen verstanden wird: «In Indien mussten wir die gleichen Szenen sehr langsam spielen, in den USA war Tempo verlangt.»
«Ich probiere es, und ich traue es mir zu. Dazu habe ich mich mit 23 entschieden, und daran hat sich nichts geändert.»
Sein Vater habe seinen Entscheid vorbildlich akzeptiert, auch wenn dies bedeutete, dass er seine Schreinerei in fremde Hände übergeben musste. Sein Vater habe ihm später anvertraut, dass er als Jugendlicher gerne im Dorftheater mitgespielt hätte, dies aber nicht durfte. Peter Locher hingegen verwirklichte seinen Traum, wie es ihm Dimitri in einem persönlichen Gespräch geraten hatte: «Lebe deinen Traum.» Fast 40 Jahre nach dem Entscheid, die Mimenschule Ilg in Zürich zu besuchen, ist Locher heute viel mehr als Schauspieler: Er ist Regisseur, Theaterpädagoge an Schulen, Kursleiter für Erwachsene und Kinder, Autor von Bühnenstücken, Prozessbegleiter und Konflikttrainer beim Schweizerischen Roten Kreuz. Der Schreinerberuf kommt ihm immer wieder zugute. Ein Beispiel: Wenn er mit dem Team das Bühnenbild bespricht, sagt er nicht nur, wie ein Requisit aussehen soll, er erklärt auch, aus welchen Materialien es bestehen und wie es gebaut werden soll. «Dieses Hintergrundwissen verschafft mir Respekt.»
«Mit 23 Jahren habe ich mich entschieden, ich probiere es.» Heute, mit 60 Jahren, habe sich nichts geändert: «Ich probiere es immer noch, und ich traue es mir zu.» Locher konnte mit seiner freien Regie- und Theatertätigkeit eine fünfköpfige Familie ernähren. Und er hat einen vollen Terminplan mit vielfältigen Engagements. Und er macht die Erfahrung: «Wenn ein Engagement endet, so ergibt sich an einem anderen Ort eine andere Möglichkeit.» Bei Entscheidungen höre er auf sein Bauchgefühl. Dazu brauche es eine Portion Mut und Zuversicht. «Man muss nicht nur zu einer Tür hingehen, man muss auch klingeln.»
Veröffentlichung: 20. Januar 2025 / Ausgabe 3/2025
Leute. Thomas Fux will das Gespräch an einem Ort führen, wo die Schönheit der Universität Zürich besonders zum Ausdruck kommt.
mehrLeute. Mit fünf Jahren wusste Urs Kasper, dass er Schreiner lernen will. Das steht in einem Eishockey-Büchlein, das er heute noch hat: «Darin mussten wir unsere Wunsch-Rückennummer aufschreiben, unser Lieblingsessen und unseren Traumberuf», sagt er.
mehrPaidPost. Anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums bietet die Rudolf Geiser AG Einblick hinter die Kulissen und stellt ein paar der 120 Mitarbeitenden vor. Diese Woche ist dies Thomas Dellenbach, Chauffeur der Geiser Camion-Flotte.
mehr